Johann Gottfried Herder: Lehrjahre als geistiger Vordenker

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Johann Gottfried Herder. Foto: © Rīgas vēstures un kuģniecības muzejs

Mit 20 Jahren kam Johann Gottfried Herder als Lehrer und Prediger nach Riga. Der Aufenthalt prägte die Ideale des jungen Philosophen entscheidend mit. Sein Andenken wird bis heute gewahrt.

Die Bedeutung seiner Überlegungen zum Kulturbegriff ist für die deutsche Geistesgeschichte unbestritten. Doch auch für die Kulturhistorie Lettlands gingen von Johann Gottfried Herder (1744-1803) wichtige Denkanstöße aus. Der Philosoph, Theologe und Dichter wandte sich während seiner Zeit in Riga der Erforschung der lettischen Volkslieder zu. Und lieferte mit seinen humanistischen Ansichten Impulse für das nationale Erwachen der Letten.

Herder folgte 1764 nach seinem Studium in Königsberg einer Berufung als Hilfslehrer an die Domschule. Daneben war der aus Ostpreußen stammende Aufklärer an der Stadtbibliothek und als Pastor an zwei Kirchen tätig. Trotz großen Ansehens in der deutschen Oberschicht für seine Lehrtätigkeit und Predigten wurde ihm Riga nach fünf Jahren zu eng.

Vierter Teil des vierbändigen Herder-Werkes „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“, deren Erstausgabe vom Rigaer Verleger Johann Friedrich Hartknoch (1740-1789) herausgegeben wurde. Foto: © Rīgas vēstures un kuģniecības muzejs

Briefe und Schriften Herders zeigen, dass der Aufenthalt in der damals unter russischer Herrschaft stehenden Stadt trotz divergierender Aussagen eine prägende Station für den großen Denker war: In Riga veröffentlichte er seine ersten Werke und entwarf Konzepte für weitere Schriften, mit denen er geistige und philosophische Grundlagen für die humanistischen und universellen Ideale der deutschen Klassik schaffen sollte.

Historische Ansicht des Herderplatzes in Riga. Foto: Sammlung der digitalen Bibliothek „Zudusī Latvjia“ der Lettischen Nationalbiblothek

In Gedenken an sein Wirken wurde 1864 eine Herder-Büste vor dem Rigaer Dom errichtet – es war das erste Standbild in der Stadt, das einem Kulturschaffenden gewidmet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von linientreuen Kommunisten demontiert, 1959 vor dem Besuch einer DDR-Delegation aber unvermittelt wieder aufgestellt.

Denkmal für Johann Gottfried Herder in Riga. Foto: Alexander Welscher

Mit dem Herder-Institut Riga gab es in der Zwischenkriegszeit zudem eine nach dem Philosophen benannte private deutsche Hochschule in Lettland. Im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten 1939 wurde sie jedoch geschlossen.

Standortinformation

Herder-Denkmal
Herdera laukums
Rīga, LV–1050
LETTLAND

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher