Ernst Glück – Luthers Verbündeter in Lettland

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Ernst Glück. Foto via Wikimedia Commons

Sie ist ein Meilenstein für das lettische Schriftwesen: die erste Bibel in lettischer Sprache aus der Feder Ernst Glücks. Zwei Eichen und ein Museum erinnern in Alūksne an die Verdienste des Pastors.

Acht Jahre brauchte er, um die Heilige Schrift ins Lettische zu übersetzen. Nach Vollendung des Neuen Testaments pflanzte der deutschstämmige Ernst Glück 1685 eine Eiche auf seinem Hof in Marienburg (lettisch: Alūksne), und nach Fertigstellung des Alten Testaments eine zweite.

Gedenkstein bei den Eichen von Johann Ernst Glück in Alūksne Foto: Wikipedia-User Exxu via Wikimedia Commons

Glück (1652-1705), in Wettin bei Halle geboren, studierte Theologie in der Lutherstadt Wittenberg, bevor er mit 21 Jahren als Pastor nach Livland zog. 1683 übernahm er die 200 Kilometer nordöstlich von Riga gelegene Gemeinde Marienburg und machte sich an seine Bibelübersetzung.

Die Herausbildung eines nationalen Schrifttums erfolgte im Baltikum aufgrund der sozialen Vormacht der deutschen Aristokratie nur zögerlich. Entscheidend vorangetrieben wurde sie von der Reformation – und der Glücksbibel. 150 Jahre nach Erscheinen der Lutherbibel zählte die Bibelübersetzung zu den ersten lettischsprachigen Schriftwerken überhaupt. Mit der Gründung erster lettischer Schulen für die Kinder der ansässigen Bauern machte sich der sächsische Prediger auch um das Bildungswesen verdient.

Bibelmuseum in Alūksne. Foto: Wikipedia-User Exxu via Wikimedia Commons

Die Zeit in Marienburg endete für die achtköpfige Pastorenfamilie unerwartet. Beim Einmarsch der russischen Truppen 1702 während des Großen Nordischen Krieges wurde sie gefangengenommen und nach Moskau umgesiedelt. Mit dabei war auch die Magd der Familie – sie sollte später als Zarin Katharina I. von Russland Karriere machen.

Katharina I. von Russland. Foto via Wikimedia Commons

Die zwei Glückseichen werfen ihre Schatten noch heute auf dem Gelände des ehemaligen Pastorenhofes. Das kleine Bibelmuseum, das 1990 im Zentrum von Alūksne eröffnet wurde, beherbergt gut 900 Exponate. Neben Bibeln, Gesangs- und Gebetbüchern in allen möglichen Sprachen können Besucher natürlich auch die erste Ausgabe der Glücksbibel bewundern.

Standort- und Besucherinformation

Bibelmuseum
Pils iela 25a
Alūksne, LV–4301
LETTLAND
Telefon: +371 64323163
E-Mail: bibeles.muzejs@inbox.lv
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autorin: Katrin Wolschke