Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach

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Otto war der zweitgeborene Sohn des bayerischen Königs Ludwig I, einer der wenigen europäischen Monarchen, der die Griechische Revolution von 1821 gegen die Osmanenherrschaft von Anfang an unterstützt hatte. Nachdem die Großmächte (England, Frankreich und Russland) die Unabhängigkeit des neuen griechischen Staates anerkannt hatten, trugen sie 1932 auf der Londoner Konferenz Otto die Regentschaft für das neu konstituierte Königreich Griechenland an.

Begleitet von einem Hilfskorps bayerischer Soldaten traf der gerade erst 17-jährige neue Monarch 1833 in Nafplio ein. Da er noch minderjährig war, wurde Otto zwischen 1833 und 1835 von einem dreiköpfigen bayerischen Regentschaftsrat vertreten. Bayerische Amtsträger übernahmen auch wichtige Positionen in der Armee und in der öffentlichen Verwaltung, was in Griechenland den Begriff der „Bavarokratie“ prägte. Otto war einem neoabsolutistischen Begriff der Monarchie verhaftet und übte seine königliche Gewalt während der ersten zehn Jahre seiner Regentschaft uneingeschränkt aus. Nach der Revolution von 1843 aber war er gezwungen, alle Bayern aus dem Staatsapparat zu entfernen und eine Verfassung anzuerkennen, deren Bestimmungen er allerdings bei jeder Gelegenheit zu umgehen versuchte.

Während seiner Regentschaft wurden die Grundlagen für den neugriechischen Staat geschaffen, doch trotz seiner aufrichtigen Absichten und seiner romantischen Visionen für die Zukunft Griechenlands, fehlte es Otto wohl an den geistigen Fähigkeiten und dem politischen Geschick, den Anforderungen seiner Zeit gerecht zu werden. Ohne vorher im Land für die geeigneten Voraussetzungen in Verwaltung und Wirtschaft gesorgt und ohne die notwendigen diplomatischen Schritte unternommen zu haben, hegte er irredentistische Absichten zur Befreiung aller Griechen, die noch unter osmanischer Herrschaft lebten, was ihn vor allem während der Zeit des Krimkrieges in Gegnerschaft zu einigen der Großmächte brachte.

Außerdem geriet er wegen seines autoritären Regierungsstils, seiner Willkürlichkeit und der Verfolgung politischer Gegner der Monarchie immer wieder in Konflikt mit seinen Untertanen. Ein schwerwiegendes Problem war außerdem, dass seine Ehe mit Prinzessin Amalie (Griechisch: Amalia) von Oldenburg kinderlos und die Frage der Thronfolge unbeantwortet blieb. Eine ganze Reihe von blutigen Erhebungen, die schließlich zur Revolution von 1862 führten, zwangen ihn, Griechenland zu verlassen und nach Bayern zurück zu kehren, wo er fünf Jahre später im Alter von 53 Jahren starb.