Griechenland:Eleftheria-Platz: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Rekrutierung von Arbeitern für die Bauvorhaben der deutschen Organisation Todt erfolgte in den Büros der Ionian Bank Ltd. Da sich ihre Zentrale in England befand, hatte sie ihre Arbeit im besetzten Griechenland einstellen müssen. In dieses Büro wurden am Samstag, den 11. Juli 1942, die Juden von Thessaloniki bestellt, um sich registrieren zu lassen. Genau gesagt wurde am Vortag in der Lokalpresse eine Anordnung des Militärbefehlshabers Saloniki-Ägäis veröffentlicht, die alle männlichen Juden im Alter zwischen 18 und 45 Jahren dazu aufrief, am nächsten Tag um 8 Uhr auf dem Eleftheria-Platz zu erscheinen. In der Anordnung wurde betont, dass „jeder als Jude gilt, der der jüdischen Rasse angehört, ungeachtet dessen, an welche Religion er heute glaubt“, sowie auch dass „das Nichterscheinen mit einer Geldstrafe und mit Inhaftierung im Konzentrationslager geahndet wird".
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Die Rekrutierung von Arbeitern für die Bauvorhaben der deutschen Organisation Todt erfolgte in den Büros der Ionian Bank Ltd. Da sich ihre Zentrale in England befand, hatte sie ihre Arbeit im besetzten Griechenland einstellen müssen.  
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In dieses Büro wurden am Samstag, den 11. Juli 1942, die Juden von Thessaloniki bestellt, um sich registrieren zu lassen. Genau gesagt wurde am Vortag in der Lokalpresse eine Anordnung des Militärbefehlshabers Saloniki-Ägäis veröffentlicht, die alle männlichen Juden im Alter zwischen 18 und 45 Jahren dazu aufrief, am nächsten Tag um 8 Uhr auf dem Eleftheria-Platz zu erscheinen.  
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In der Anordnung wurde betont, dass „jeder als Jude gilt, der der jüdischen Rasse angehört, ungeachtet dessen, an welche Religion er heute glaubt“, sowie auch dass „das Nichterscheinen mit einer Geldstrafe und mit Inhaftierung im Konzentrationslager geahndet wird".
  
 
Den Zweck dieser Versammlung verkündigte das kollaborierende journalistische Sprachrohr: „Es werden alle Juden auf dem Platz versammelt, die dazu in der Lage sind, ihre Arme zu gebrauchen. So lässt sich feststellen, ob sie zu etwas nütze sind. Denn die Juden haben sich daran gewöhnt, nur ihre Finger zu gebrauchen. [...] Jetzt ist die Stunde gekommen, da sie für produktive Arbeit eingesetzt werden“.
 
Den Zweck dieser Versammlung verkündigte das kollaborierende journalistische Sprachrohr: „Es werden alle Juden auf dem Platz versammelt, die dazu in der Lage sind, ihre Arme zu gebrauchen. So lässt sich feststellen, ob sie zu etwas nütze sind. Denn die Juden haben sich daran gewöhnt, nur ihre Finger zu gebrauchen. [...] Jetzt ist die Stunde gekommen, da sie für produktive Arbeit eingesetzt werden“.
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Die registrierten Männer wurden zu Zwangsarbeiten abgestellt, aber durch das hohe Maß an Krankheits- und Todesfällen sah sich die Organisation Todt gezwungen, der Jüdischen Gemeinde gegen einen bedeutenden Geldbetrag den Freikauf von dieser Verpflichtung anzubieten.
 
Die registrierten Männer wurden zu Zwangsarbeiten abgestellt, aber durch das hohe Maß an Krankheits- und Todesfällen sah sich die Organisation Todt gezwungen, der Jüdischen Gemeinde gegen einen bedeutenden Geldbetrag den Freikauf von dieser Verpflichtung anzubieten.
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Die Versammlung auf dem Eleftheria-Platz ging in die Geschichte ein, weil es zu Folterungen kam. Die simpelste Form bestand darin, die Männer stundenlang in der heißen Sonne warten zu lassen, ohne dass sie den Kopf bedecken durften. Es wurde aber auch von häufigen Schlägen und Quälereien berichtet, selbst gegen Kriegsversehrte von der albanischen Front. Es ist noch nicht geklärt, welcher deutsche Offizier den Befehl zu den Folterungen gab, wenn auch im Merten-Prozess dieser Vorwurf gegen den Angeklagten erhoben wurde.
 
Die Versammlung auf dem Eleftheria-Platz ging in die Geschichte ein, weil es zu Folterungen kam. Die simpelste Form bestand darin, die Männer stundenlang in der heißen Sonne warten zu lassen, ohne dass sie den Kopf bedecken durften. Es wurde aber auch von häufigen Schlägen und Quälereien berichtet, selbst gegen Kriegsversehrte von der albanischen Front. Es ist noch nicht geklärt, welcher deutsche Offizier den Befehl zu den Folterungen gab, wenn auch im Merten-Prozess dieser Vorwurf gegen den Angeklagten erhoben wurde.

Version vom 27. Juni 2017, 12:44 Uhr

Eleftheria-Platz. Photo: © Goethe-Institut Thessaloniki

Nationalgarten (3:21)

Nationalgarten (3:21)


fileGRIECHENLAND COVER NATIONAL GARDEN 1 LK.jpg

Die Rekrutierung von Arbeitern für die Bauvorhaben der deutschen Organisation Todt erfolgte in den Büros der Ionian Bank Ltd. Da sich ihre Zentrale in England befand, hatte sie ihre Arbeit im besetzten Griechenland einstellen müssen.

In dieses Büro wurden am Samstag, den 11. Juli 1942, die Juden von Thessaloniki bestellt, um sich registrieren zu lassen. Genau gesagt wurde am Vortag in der Lokalpresse eine Anordnung des Militärbefehlshabers Saloniki-Ägäis veröffentlicht, die alle männlichen Juden im Alter zwischen 18 und 45 Jahren dazu aufrief, am nächsten Tag um 8 Uhr auf dem Eleftheria-Platz zu erscheinen.

Eleftheria-Platz. Photo: © Goethe-Institut Thessaloniki

In der Anordnung wurde betont, dass „jeder als Jude gilt, der der jüdischen Rasse angehört, ungeachtet dessen, an welche Religion er heute glaubt“, sowie auch dass „das Nichterscheinen mit einer Geldstrafe und mit Inhaftierung im Konzentrationslager geahndet wird".

Den Zweck dieser Versammlung verkündigte das kollaborierende journalistische Sprachrohr: „Es werden alle Juden auf dem Platz versammelt, die dazu in der Lage sind, ihre Arme zu gebrauchen. So lässt sich feststellen, ob sie zu etwas nütze sind. Denn die Juden haben sich daran gewöhnt, nur ihre Finger zu gebrauchen. [...] Jetzt ist die Stunde gekommen, da sie für produktive Arbeit eingesetzt werden“.

Eleftheria-Platz. Photo: © Goethe-Institut Thessaloniki

Die registrierten Männer wurden zu Zwangsarbeiten abgestellt, aber durch das hohe Maß an Krankheits- und Todesfällen sah sich die Organisation Todt gezwungen, der Jüdischen Gemeinde gegen einen bedeutenden Geldbetrag den Freikauf von dieser Verpflichtung anzubieten.

Eleftheria-Platz. Photo: © Goethe-Institut Thessaloniki

Die Versammlung auf dem Eleftheria-Platz ging in die Geschichte ein, weil es zu Folterungen kam. Die simpelste Form bestand darin, die Männer stundenlang in der heißen Sonne warten zu lassen, ohne dass sie den Kopf bedecken durften. Es wurde aber auch von häufigen Schlägen und Quälereien berichtet, selbst gegen Kriegsversehrte von der albanischen Front. Es ist noch nicht geklärt, welcher deutsche Offizier den Befehl zu den Folterungen gab, wenn auch im Merten-Prozess dieser Vorwurf gegen den Angeklagten erhoben wurde.

Standort

Nationalgarten
Vasilissis Amalias Boulevard 1
Athen