Lettland:Sozialistischer Wetteifer im Eiskanal: Die Bob- und Rodelbahn Sigulda: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Erfolge der DDR im Bobsport waren für die sowjetischen Machthaber Ansporn dafür, in Sigulda eine Kunsteisbahn zu errichten – mit Hilfe aus dem „Bruderland“ und von Bobbauern aus Lettland.
 
Die Erfolge der DDR im Bobsport waren für die sowjetischen Machthaber Ansporn dafür, in Sigulda eine Kunsteisbahn zu errichten – mit Hilfe aus dem „Bruderland“ und von Bobbauern aus Lettland.
  
Foto 001: Luftaufnahme von der Bob- und Rodelbahn Sigulda. Foto: © Siguldas tūrisma informācijas centra
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[[Datei:LETTLAND 001 BOBBAHN SIGULDA Luftaufnahme Foto TIC Sigulda.jpg|750px|thumb|left|Luftaufnahme von der Bob- und Rodelbahn Sigulda. Foto: © Siguldas tūrisma informācijas centrs]]
  
 
Alles begann 1888. Zwei Schlitten, ein Verbindungsbrett – und fertig war der Bob. Doch sollte es noch fast 100 Jahre dauern, bis sich auch die Sowjetunion für den Sport begeistern konnte. Weil die DDR bei der Winterolympiade 1980 den großen Bruder demütigte und mehr Medaillen gewann, ordnete Sowjetpräsident Leonid Beschnew an, einen international konkurrenzfähigen Bob zu konstruieren. Dafür setzte die Sowjetführung auf eine Entwicklergruppe aus Lettland um den zum Cheftrainer des Bob-Teams der UdSSR berufenen Rolands Upatnieks. Und auch die erste kombinierte Kunsteisbahn für Rennschlitten und Bobs der UdSSR sollte in der damaligen Sowjetrepublik errichtet werden.   
 
Alles begann 1888. Zwei Schlitten, ein Verbindungsbrett – und fertig war der Bob. Doch sollte es noch fast 100 Jahre dauern, bis sich auch die Sowjetunion für den Sport begeistern konnte. Weil die DDR bei der Winterolympiade 1980 den großen Bruder demütigte und mehr Medaillen gewann, ordnete Sowjetpräsident Leonid Beschnew an, einen international konkurrenzfähigen Bob zu konstruieren. Dafür setzte die Sowjetführung auf eine Entwicklergruppe aus Lettland um den zum Cheftrainer des Bob-Teams der UdSSR berufenen Rolands Upatnieks. Und auch die erste kombinierte Kunsteisbahn für Rennschlitten und Bobs der UdSSR sollte in der damaligen Sowjetrepublik errichtet werden.   
  
Foto 002: Eine Planungsskizze für die Bob- und Rodelbahn in Sigulda aus dem Dezember 1984. Foto: © IBG + Partner
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[[Datei:LETTLAND 002 BOBBAHN SIGULDA Planungsskizze Foto IBG.jpg|750px|thumb|left|Eine Planungsskizze für die Bob- und Rodelbahn in Sigulda aus dem Dezember 1984. Foto: © IBG + Partner]]
  
In Lettland hatte der Schlittensport eine lange Tradition. Mit den Trassen in Cīrulīši und Murjāņi gab es dort bereits zwei Rennrodelbahnen. Um den Ansprüchen des Bobsports und des Politbüros in Moskau zu genügen, bedurfte es jedoch einer künstlichen Eisrinne – sie wurde im rund 60 Kilometer von Riga entfernten Sigulda gebaut. Inmitten des Gauja-Nationalparks entstand eine 1 200 Meter lange Bahn mit 16 Kurven und einem Höhenunterschied von gut 100 Metern, deren Verlauf sich dem natürlichen Gefälle des Geländes anpasst.  
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In Lettland hatte der Schlittensport eine lange Tradition. Mit den Trassen in Cīrulīši und Murjāņi gab es dort bereits zwei Rennrodelbahnen. Um den Ansprüchen des Bobsports und des Politbüros in Moskau zu genügen, bedurfte es jedoch einer künstlichen Eisrinne – sie wurde im rund 60 Kilometer von Riga entfernten Sigulda gebaut. Inmitten des Gauja-Nationalparks entstand eine 1200 Meter lange Bahn mit 16 Kurven und einem Höhenunterschied von gut 100 Metern, deren Verlauf sich dem natürlichen Gefälle des Geländes anpasst.  
  
Foto 003: Bauarbeiten für den Zielbereich der Bob- und Rodelbahn in Sigulda Foto: © Gints Vītols
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[[Datei:LETTLAND 003 BOBBAHN SIGULDA Bauarbeiten Foto Gints Vitols.jpg|750px|thumb|left|Bauarbeiten für den Zielbereich der Bob- und Rodelbahn in Sigulda Foto: © Gints Vītols]]
  
 
Projektiert wurde die Ende 1986 nach zwei Jahren Bauzeit eröffnete Bob- und Rodelbahn vom Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Sportbauten in Leipzig unter Leitung des deutschen Bauingenieurs Udo Gurgel. Die Bauarbeiten führte eine Firma aus Sarajevo durch. Die genauen Kosten sind nicht bekannt, nach Schätzungen von Gurgel lagen sie bei rund 60 Millionen Ostmark.
 
Projektiert wurde die Ende 1986 nach zwei Jahren Bauzeit eröffnete Bob- und Rodelbahn vom Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Sportbauten in Leipzig unter Leitung des deutschen Bauingenieurs Udo Gurgel. Die Bauarbeiten führte eine Firma aus Sarajevo durch. Die genauen Kosten sind nicht bekannt, nach Schätzungen von Gurgel lagen sie bei rund 60 Millionen Ostmark.
  
Foto 004: Eine sich im Bau befindlichen Kurve der Bob- und Rodelbahn in Sigulda. Foto: © IBG + Partner
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[[Datei:LETTLAND 004 BOBBAHN SIGULDA Bauarbeiten Kurve Foto IBG.png|750px|thumb|left|Eine sich im Bau befindlichen Kurve der Bob- und Rodelbahn in Sigulda. Foto: © IBG + Partner]]
  
 
Regelmäßig werden seitdem auf der anspruchsvollen Bahn Weltcup-Rennen und internationale Titelkämpfe veranstaltet. 1991 sollte erstmals eine WM darauf stattfinden. Doch die politische Lage verhinderte damals die Austragung. Heute können selbst Touristen den Eiskanal im Bob hinunterjagen: Im Winter auf Kufen, im Sommer auf Rollen.
 
Regelmäßig werden seitdem auf der anspruchsvollen Bahn Weltcup-Rennen und internationale Titelkämpfe veranstaltet. 1991 sollte erstmals eine WM darauf stattfinden. Doch die politische Lage verhinderte damals die Austragung. Heute können selbst Touristen den Eiskanal im Bob hinunterjagen: Im Winter auf Kufen, im Sommer auf Rollen.
  
Foto 005: Blick vom Zielbereich auf die Trasse der Bob- und Rodelbahn in Sigulda. Foto: © Bob- und Rodelbahn Sigulda
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[[Datei:LETTLAND 005 BOBBAHN SIGULDA Blick Zielbereich Bobbahn Sigulda.jpg|750px|thumb|left|Blick vom Zielbereich auf die Trasse der Bob- und Rodelbahn in Sigulda. Foto: © Bob- und Rodelbahn Sigulda]]

Version vom 2. Januar 2019, 18:11 Uhr

Die Erfolge der DDR im Bobsport waren für die sowjetischen Machthaber Ansporn dafür, in Sigulda eine Kunsteisbahn zu errichten – mit Hilfe aus dem „Bruderland“ und von Bobbauern aus Lettland.

Luftaufnahme von der Bob- und Rodelbahn Sigulda. Foto: © Siguldas tūrisma informācijas centrs

Alles begann 1888. Zwei Schlitten, ein Verbindungsbrett – und fertig war der Bob. Doch sollte es noch fast 100 Jahre dauern, bis sich auch die Sowjetunion für den Sport begeistern konnte. Weil die DDR bei der Winterolympiade 1980 den großen Bruder demütigte und mehr Medaillen gewann, ordnete Sowjetpräsident Leonid Beschnew an, einen international konkurrenzfähigen Bob zu konstruieren. Dafür setzte die Sowjetführung auf eine Entwicklergruppe aus Lettland um den zum Cheftrainer des Bob-Teams der UdSSR berufenen Rolands Upatnieks. Und auch die erste kombinierte Kunsteisbahn für Rennschlitten und Bobs der UdSSR sollte in der damaligen Sowjetrepublik errichtet werden.

Eine Planungsskizze für die Bob- und Rodelbahn in Sigulda aus dem Dezember 1984. Foto: © IBG + Partner

In Lettland hatte der Schlittensport eine lange Tradition. Mit den Trassen in Cīrulīši und Murjāņi gab es dort bereits zwei Rennrodelbahnen. Um den Ansprüchen des Bobsports und des Politbüros in Moskau zu genügen, bedurfte es jedoch einer künstlichen Eisrinne – sie wurde im rund 60 Kilometer von Riga entfernten Sigulda gebaut. Inmitten des Gauja-Nationalparks entstand eine 1200 Meter lange Bahn mit 16 Kurven und einem Höhenunterschied von gut 100 Metern, deren Verlauf sich dem natürlichen Gefälle des Geländes anpasst.

Bauarbeiten für den Zielbereich der Bob- und Rodelbahn in Sigulda Foto: © Gints Vītols

Projektiert wurde die Ende 1986 nach zwei Jahren Bauzeit eröffnete Bob- und Rodelbahn vom Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Sportbauten in Leipzig unter Leitung des deutschen Bauingenieurs Udo Gurgel. Die Bauarbeiten führte eine Firma aus Sarajevo durch. Die genauen Kosten sind nicht bekannt, nach Schätzungen von Gurgel lagen sie bei rund 60 Millionen Ostmark.

Eine sich im Bau befindlichen Kurve der Bob- und Rodelbahn in Sigulda. Foto: © IBG + Partner

Regelmäßig werden seitdem auf der anspruchsvollen Bahn Weltcup-Rennen und internationale Titelkämpfe veranstaltet. 1991 sollte erstmals eine WM darauf stattfinden. Doch die politische Lage verhinderte damals die Austragung. Heute können selbst Touristen den Eiskanal im Bob hinunterjagen: Im Winter auf Kufen, im Sommer auf Rollen.

Blick vom Zielbereich auf die Trasse der Bob- und Rodelbahn in Sigulda. Foto: © Bob- und Rodelbahn Sigulda