Irland:Das Kriegsgefangenenlager Curragh“: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Zweite Weltkrieg hieß in Irland euphemistisch „Notsituation“, man war neutral, die Kriegsgefangenen wurden als „Gäste der Nation“ bezeichnet und in einem recht komfortablen Lager untergebracht: The Curragh.
 
Der Zweite Weltkrieg hieß in Irland euphemistisch „Notsituation“, man war neutral, die Kriegsgefangenen wurden als „Gäste der Nation“ bezeichnet und in einem recht komfortablen Lager untergebracht: The Curragh.
  
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Heltzel war ein Kriegskind: er wurde 1941 in Berlin geboren. Seinen Vater, einen Kirchenkünstler, verschlug es als Kriegsgefangenen in die Sowjetunion. Rudolf wurde mit seiner Mutter und seinem Bruder von Berlin nach Polen evakuiert, wo sie blieben, bis 1946 sämtliche Deutschen des Landes verwiesen wurden. Heltzel machte in Berlin eine Lehre zum Goldschmiedemeister und arbeitete anschließend drei Jahre lang bei dem berühmten Schmuckdesigner Sigurd Persso in Schweden. Im Alter von 25 Jahren erhielt er ein unerwartetes Angebot von der irischen Handelskammer, die darum bemüht war, die Qualität des irischen Designs zu verbessern. Die Hauptinitiative der Kammer, der Kilkenny Design Workshop, war nicht von Erfolg gekrönt. Heltzel arbeitet zwei Jahre lang im KDW und half ihn als Zentrum des modernen irischen Designs aufzubauen, bevor er sein eigenes Studio in Kilkenny gründete, das er bis 2010 führte und dann an seinen Sohn Christoph übergab. Heltzels Schmuckanhänger und Ringe sind auffallend geometrisch und orientieren sich an den Kunstrichtungen des Art Nouveau und des Bauhauses sowie an mittelalterlichen Techniken. Ihre lebhaften Farben greifen jedoch auch auf die Kirchenkunst seines Vaters zurück und auf den Reichtum der frühen christlichen Metallarbeiten und Illustrationen Irlands. Nach 50 Jahren scheinen seine lebendigen künstlerischen Verschmelzungen tief in seinem Ursprungsland und seiner Wahlheimat verwurzelt.
 
  
Fintan O’Toole
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Als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbrach, erklärte der damalige Taoiseach (Premierminister) und spätere Präsident Eamonn de Valera, dass Irland neutral sei. Die Häfen und der Luftraum wurden für die Kriegsteilnehmer gesperrt. Am Ostende des Armeelagers Curragh in der Grafschaft Kildare westlich von Dublin ließ die Regierung das Internierungslager Nr. 2, genannt „K-Lines“, für Soldaten der kriegführenden Länder bauen, die in Irland landeten. Manchmal hatten die Bomberpiloten Irland mit Großbritannien verwechselt, manchmal mussten sie wegen Maschinenschadens notlanden, und bisweilen setzten sich deutsche Flugzeug- oder U-Boot-Besatzungen nach Irland ab, um den Gräueln des Kriegs zu entkommen. Am Westende des Curragh, im Internierungslager Nr. 1, waren während des Weltkriegs rund 2.000 Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) untergebracht.
  
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K-Lines war in zwei Blöcke unterteilt, die durch Stacheldraht voneinander getrennt waren. Im G-Block lebten die rund 200 deutschen, im B-Block die 40 britischen und alliierten Gefangenen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren zunächst streng. Erst auf Intervention des deutschen Botschafters Edouard Hempel wurden sie im September 1940 schrittweise gelockert. Später durften die Kriegsgefangenen beider Seiten das Lager sogar verlassen, wenn sie schriftlich ihr Ehrenwort gaben, dass sie zurückkehren und an „keiner mit dem Krieg in Verbindung stehenden Aktion teilnehmen“ würden. Anfangs hatten sie drei Stunden Freigang am Nachmittag, später wurde es auf zwei Abende ausgedehnt, um einen Besuch eines Pferderennens auf der berühmten Curragh-Rennbahn oder eins der drei Kinos in der Gegend zu ermöglichen. Sie erhielten ein Taschengeld, das ihren Regierungen in Rechnung gestellt wurde. Einige lernten auf ihrem Freigang irische Frauen kennen, heirateten und blieben in Irland.
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Ende 1943 wurden die meisten allierten Soldaten heimlich entlassen, und 20 deutsche Gefangene durften nach Dublin ziehen, um dort an der Universität zu studieren. Seit Kriegsende dient das Curragh-Lager der irischen Armee als Ausbildungsstätte. Die Geschichte des Lagers während des Weltkriegs wurde 1998 unter dem Titel „The Brylcreem Boys“ mit Gabriel Byrne als Lagerkommandant verfilmt.
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Ralf Sotscheck
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==Standortinformationen==
 
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Montag - Samstag 9:30 - 13:00, 14:00 - 17:30 (Schlossen 13:00-14:00 für Mittagessen)
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Montag - Mittwoch 10:00-12:30 und 14:00-16:30<br>
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Donnerstag 14:00-20:00<br>
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Sonntag 14:00-17:00<br>
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''Geschlossen Freitag, Samstag und an Feiertagen'' <br>
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Aktuelle Version vom 1. September 2020, 14:50 Uhr

Luftaufnahme des Curragh Camps, Co. Kildare. Image Courtesy of the National Library of Ireland

Der Zweite Weltkrieg hieß in Irland euphemistisch „Notsituation“, man war neutral, die Kriegsgefangenen wurden als „Gäste der Nation“ bezeichnet und in einem recht komfortablen Lager untergebracht: The Curragh.

Das Curragh Military Museum. Image © Ben Adamson.

Als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbrach, erklärte der damalige Taoiseach (Premierminister) und spätere Präsident Eamonn de Valera, dass Irland neutral sei. Die Häfen und der Luftraum wurden für die Kriegsteilnehmer gesperrt. Am Ostende des Armeelagers Curragh in der Grafschaft Kildare westlich von Dublin ließ die Regierung das Internierungslager Nr. 2, genannt „K-Lines“, für Soldaten der kriegführenden Länder bauen, die in Irland landeten. Manchmal hatten die Bomberpiloten Irland mit Großbritannien verwechselt, manchmal mussten sie wegen Maschinenschadens notlanden, und bisweilen setzten sich deutsche Flugzeug- oder U-Boot-Besatzungen nach Irland ab, um den Gräueln des Kriegs zu entkommen. Am Westende des Curragh, im Internierungslager Nr. 1, waren während des Weltkriegs rund 2.000 Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) untergebracht.

K-Lines war in zwei Blöcke unterteilt, die durch Stacheldraht voneinander getrennt waren. Im G-Block lebten die rund 200 deutschen, im B-Block die 40 britischen und alliierten Gefangenen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren zunächst streng. Erst auf Intervention des deutschen Botschafters Edouard Hempel wurden sie im September 1940 schrittweise gelockert. Später durften die Kriegsgefangenen beider Seiten das Lager sogar verlassen, wenn sie schriftlich ihr Ehrenwort gaben, dass sie zurückkehren und an „keiner mit dem Krieg in Verbindung stehenden Aktion teilnehmen“ würden. Anfangs hatten sie drei Stunden Freigang am Nachmittag, später wurde es auf zwei Abende ausgedehnt, um einen Besuch eines Pferderennens auf der berühmten Curragh-Rennbahn oder eins der drei Kinos in der Gegend zu ermöglichen. Sie erhielten ein Taschengeld, das ihren Regierungen in Rechnung gestellt wurde. Einige lernten auf ihrem Freigang irische Frauen kennen, heirateten und blieben in Irland.

Ende 1943 wurden die meisten allierten Soldaten heimlich entlassen, und 20 deutsche Gefangene durften nach Dublin ziehen, um dort an der Universität zu studieren. Seit Kriegsende dient das Curragh-Lager der irischen Armee als Ausbildungsstätte. Die Geschichte des Lagers während des Weltkriegs wurde 1998 unter dem Titel „The Brylcreem Boys“ mit Gabriel Byrne als Lagerkommandant verfilmt.

Ralf Sotscheck

The K-Lines, Curragh Camp. Image Courtesy of the National Library of Ireland

Links


http://www.military.ie/en/info-centre/defence-forces-museums/the-curragh-museum/
http://www.imdb.com/title/tt0115770

Standortinformationen


Adresse
Curragh Camp
The Curragh
Co. Kildare
IRELAND - IR


Öffnungszeiten
Montag - Mittwoch 10:00-12:30 und 14:00-16:30
Donnerstag 14:00-20:00
Sonntag 14:00-17:00
Geschlossen Freitag, Samstag und an Feiertagen