Ukraine:Kiewer Nationale Taras-Schewtschenko-Universität: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Große Glockenturm des Höhlenklosters wurde von dem deutschen Architekten Gottfried Johann Schädel im Barockstil errichtet. Der Name des Architekten und die wichtigsten Baujahre des Glockenturms sind in einer Inschrift auf der Kachel unter dem Sims der ersten Etage verewigt. Wie J.G. Schädel selbst behauptete, gebe es keinen ähnlichen Glockenturm in Russland und Europa. Nachdem der Bau fertig war, schrieb Schädel: "Dich, mein majestätisches Werk, das durch meine Vorstellungskraft und Energie ins Leben gerufen wurde, werden die Nachkommen feierlich empfangen".  
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Die Kiewer St. Wolodymyr-Universität (heute: Kiewer Nationale Taras-Schewtschenko-Universität) wurde auf Anweisung des Zaren Nikolaus I. im Jahre 1833 gegründet. 1834 wurden die ersten 62 Studenten für die Studiendauer von vier Jahren immatrikuliert. Anfangs gab es nur eine philosophische Fakultät mit zwei Abteilungen für Philologie sowie Physik und Mathematik. Das Studium war kostenpflichtig, aber es war auch möglich, kostenlos zu studieren. Nach dem Abschluss eines kostenlosen Studiums mussten die Absolventen 6 Jahre als Lehrer oder öffentliche Bedienstete arbeiten.  
  
 
[[Datei:UKRAINE_019_2_Universitaet_Rueckseite.jpg|750px|thumb|left|Rückseite des Universitätsgebäudes © Goethe-Institut / Oleg Zharii ]]
 
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Bis Mitte des 20. Jahrhunderts galt der 96,5 Meter hohe Große Glockenturm als das höchste Gebäude in Kiew. Bis heute gehört der Glockenturm des Kiewer Höhlenklosters zu den größten Glockentürmen der orthodoxen Kirchen weltweit.
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Der eigentliche Grund für die Errichtung einer Universität in Kiew war der innenpolitische Kampf gegen die polnische und polnisch orientierte Kiewer Intelligenz. Die neu errichtete Universität erhielt ihre erste technische Ausstattung und die Bibliothek aus dem Kremenezkyj Lyzeum aus Wolhynien, das aufgrund des polnischen Aufstandes 1831 geschlossen wurde. Jedoch wechselten auch viele Professoren aus Kremenez nach Kiew.
  
Der Turm thront auf den 10 Meter dicken und bis 6 Meter tiefen Fundamenten, deren Bau bereits 1707 angefangen hat und vom damaligen ukrainischen Hetman Iwan Masepa finanziert wurde. Die Mauern unten sind 8 Meter dick. Als die naheliegende Mariä-Himmelfahrtskathedrale während des Zweiten Weltkriegs in die Luft gesprengt wurde, bekam der Glockenturm jedoch nur eine leichte Neigung von 60 cm.  
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Das Hauptgebäude der Universität wurde im wahrsten Sinne des Wortes auf Ackerfeldern errichtet. Da dem Architekten Vincent Beretti nicht bekannt war, wo die Straße verlegt wird, wurde die Universität so gebaut, dass an jeder Seite ein Eingang errichtet werden konnte.
  
 
[[Datei:UKRAINE_019_3_Universitaet_Archivbild.jpg|750px|thumb|left|Archivbild aus dem 19. Jahrhundert © New York Public Library]]
 
[[Datei:UKRAINE_019_3_Universitaet_Archivbild.jpg|750px|thumb|left|Archivbild aus dem 19. Jahrhundert © New York Public Library]]
Der Glockenturm hat vier sich nach oben verjüngende Ebenen mit verschieden Säulenarten und eine Kuppel, vergoldet mit 3,275 kg Blattgold. Jede Ebene ist auf eine besondere Art und Weise verziert. Über den Kapitellen der Säulen im Obergeschoß sieht man den vergoldeten Doppeladler als Wappentier des ehemaligen Russischen Reiches. Im Erdgeschoß des Glockenturms wurde früher das Klosterarchiv aufbewahrt. Heute befindet sich hier ein Ausstellungsraum. In der zweiten Ebene gab es eine Klosterbibliothek, in der dritten die Glocken und in der vierten das Glockenspiel. Mit diesem Glockenspiel, bestehend aus 8 Tönen, wird heute jede Viertelstunde eine diatonische Tonleiter abgespielt.
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Seit dem Beginn der Lehrtätigkeit im Jahre 1834 hatte die Universität Kiew einen sehr starken deutschen Einfluss. Die Universität basierte auf dem Bildungssystem, das aus Deutschland übernommen wurde. Die russische Regierung hatte mehrere Professoren aus dem Baltikum, insbesondere aus der Universität Dorpat (Tartu), nach Kiew eingeladen. Es gab auch Deutsche, die in Kiew geboren waren, die später an der Universität als Professoren arbeiteten. Ca. 30 Professoren waren deutscher Herkunft. Sie waren insbesondere an der medizinischen Fakultät tätig, darunter: Ernst Reinhold Hofmann, Karl Friedrich Kessler, Otto Eichelmann, Karl-Georg Heubel, Karl Eduard Miram, Aleksander Walther u. a.
  
 
[[Datei:UKRAINE_019_4_Universitaet_Haupteingang.jpg|750px|thumb|left|Haupteingang in die Universität © Goethe-Institut / Mykola Ivaschtschenko]]
 
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Wenn Sie die 374 Stufen der Wendeltreppe meistern, befinden Sie sich auf einer Aussichtsbalustrade in 47 Metern Höhe. Das 360-Grad-Panorama bietet einen hervorragenden Blick auf die ganze Stadt,  
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Es gab auch drei Rektoren deutscher Herkunft: Ernst Rudolph von Trautvetter (1847-1859), Mitbegründer und Leiter des botanischen Gartens Kiews, Nikolai Bunge (1859-1862, 1871-1875, 1878-1880), später Finanzminister und Vorsitzender des Ministerkomitees des russischen Zarenreichs, und Nikolai Rennenkampf (1883-1887), Bürgermeister von Kiew.
  
 
[[Datei:UKRAINE_019_5_Universitaet_Hl.Wladimir.jpg|750px|thumb|left|Der Heilige Wolodymyr © New York Public Library]]
 
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den breiten Fluss Dnipro und das gesamte Ensemble des Höhlenklosters. Man sagt: Wer den Großen Glockenturm nicht bestiegen hat, hat Kiew nicht gesehen.{{#newBox:}}
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Bis zur Oktoberrevolution 1917 gab es an der Universität eine katholische und eine orthodoxe Kapelle. Seit 1939 trägt die Universität den Namen des großen ukrainischen Nationaldichters Taras Schewtschenko.
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== Standortinformationen ==
 
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'''Kiewer Nationale Taras-Schewtschenko-Universität'''<br>
 
'''Kiewer Nationale Taras-Schewtschenko-Universität'''<br>
 
Kiew, wul. Wolodymyrska 60<br />
 
Kiew, wul. Wolodymyrska 60<br />
Tel. +38 0 44 239 33 33{{#newBox:listbox}}
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Tel. +380 44 2393333
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== Link ==
 
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* [http://www.univ.kiev.ua/en/ Nationale Taras Schewtschenko Universität Kiew]
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* [http://www.univ.kiev.ua/en/ Nationale Taras Schewtschenko Universität Kiew] (EN)

Aktuelle Version vom 4. September 2020, 16:29 Uhr

Das Hauptgebäude der Kiewer Taras-Schewtschenko Universität © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Die Kiewer St. Wolodymyr-Universität (heute: Kiewer Nationale Taras-Schewtschenko-Universität) wurde auf Anweisung des Zaren Nikolaus I. im Jahre 1833 gegründet. 1834 wurden die ersten 62 Studenten für die Studiendauer von vier Jahren immatrikuliert. Anfangs gab es nur eine philosophische Fakultät mit zwei Abteilungen für Philologie sowie Physik und Mathematik. Das Studium war kostenpflichtig, aber es war auch möglich, kostenlos zu studieren. Nach dem Abschluss eines kostenlosen Studiums mussten die Absolventen 6 Jahre als Lehrer oder öffentliche Bedienstete arbeiten.

Rückseite des Universitätsgebäudes © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Der eigentliche Grund für die Errichtung einer Universität in Kiew war der innenpolitische Kampf gegen die polnische und polnisch orientierte Kiewer Intelligenz. Die neu errichtete Universität erhielt ihre erste technische Ausstattung und die Bibliothek aus dem Kremenezkyj Lyzeum aus Wolhynien, das aufgrund des polnischen Aufstandes 1831 geschlossen wurde. Jedoch wechselten auch viele Professoren aus Kremenez nach Kiew.

Das Hauptgebäude der Universität wurde im wahrsten Sinne des Wortes auf Ackerfeldern errichtet. Da dem Architekten Vincent Beretti nicht bekannt war, wo die Straße verlegt wird, wurde die Universität so gebaut, dass an jeder Seite ein Eingang errichtet werden konnte.

Archivbild aus dem 19. Jahrhundert © New York Public Library

Seit dem Beginn der Lehrtätigkeit im Jahre 1834 hatte die Universität Kiew einen sehr starken deutschen Einfluss. Die Universität basierte auf dem Bildungssystem, das aus Deutschland übernommen wurde. Die russische Regierung hatte mehrere Professoren aus dem Baltikum, insbesondere aus der Universität Dorpat (Tartu), nach Kiew eingeladen. Es gab auch Deutsche, die in Kiew geboren waren, die später an der Universität als Professoren arbeiteten. Ca. 30 Professoren waren deutscher Herkunft. Sie waren insbesondere an der medizinischen Fakultät tätig, darunter: Ernst Reinhold Hofmann, Karl Friedrich Kessler, Otto Eichelmann, Karl-Georg Heubel, Karl Eduard Miram, Aleksander Walther u. a.

Haupteingang in die Universität © Goethe-Institut / Mykola Ivaschtschenko

Es gab auch drei Rektoren deutscher Herkunft: Ernst Rudolph von Trautvetter (1847-1859), Mitbegründer und Leiter des botanischen Gartens Kiews, Nikolai Bunge (1859-1862, 1871-1875, 1878-1880), später Finanzminister und Vorsitzender des Ministerkomitees des russischen Zarenreichs, und Nikolai Rennenkampf (1883-1887), Bürgermeister von Kiew.

Der Heilige Wolodymyr © New York Public Library

Bis zur Oktoberrevolution 1917 gab es an der Universität eine katholische und eine orthodoxe Kapelle. Seit 1939 trägt die Universität den Namen des großen ukrainischen Nationaldichters Taras Schewtschenko.

Standortinformationen

Kiewer Nationale Taras-Schewtschenko-Universität
Kiew, wul. Wolodymyrska 60
Tel. +380 44 2393333