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Der Beechwood-Friedhof
 
 
Der auf Hügeln liegende Friedhof ist ein stiller Ort. Er wurde 1873 angelegt und ist seit 1944 auch der Nationalfriedhof für die Streitkräfte Kanadas. Im Jahre 2000 wurde er zum Kulturerbe Kanadas erklärt. Die pittoreske 64,7 Hektar große Anlage wird von einem Waldstück eingegrenzt. Im Abschnitt 26 zwischen diesem Waldstück und dem Militärfriedhof fallen die vielen Grabsteine mit deutschen Namen ins Auge.
 
Der auf Hügeln liegende Friedhof ist ein stiller Ort. Er wurde 1873 angelegt und ist seit 1944 auch der Nationalfriedhof für die Streitkräfte Kanadas. Im Jahre 2000 wurde er zum Kulturerbe Kanadas erklärt. Die pittoreske 64,7 Hektar große Anlage wird von einem Waldstück eingegrenzt. Im Abschnitt 26 zwischen diesem Waldstück und dem Militärfriedhof fallen die vielen Grabsteine mit deutschen Namen ins Auge.
Als Ottawa 1863 zum Sitz der neuen kanadischen Regierung bestimmt wurde, brauchte die Stadt ein Straßennetz, das ihrem neuen Status Ehre machte. Der Steinschotter für die  Straßen musste damals noch per Hand auf die jeweils gewünschte Größe zerkleinert werden.  Das Brechen der Steine war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch schlecht angesehen und viele weigerten sich, diese niedrige Arbeit zu verrichten.  Es mussten deshalb Einwanderer angeheuert werden, die bereit waren, als Steinbrecher zu arbeiten. Man glaubte, dass die Einwohner von Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien, Mecklenburg  und dem östlichen Teil Brandenburgs dafür besonders geeignet seien, da sie an schwere Arbeiten gewöhnt waren. Außerdem verdienten sie in ihrer Heimat bedeutend weniger als die Arbeiter in anderen Ländern, zum Beispiel in England. Stellvertreter der kanadischen Regierung wurden deshalb in die östlichen Gebiete Deutschlands entsandt, um für Kanada zu werben.  Diese ersten deutschen Einwanderer sind in folgendem Gedicht von Duncan Campell Scott bei ihrer Arbeit beschrieben, die nach „toise" (Klafter) bezahlt wurde.
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Als Ottawa 1863 zum Sitz der neuen kanadischen Regierung bestimmt wurde, brauchte die Stadt ein Straßennetz, das ihrem neuen Status Ehre machte. Der Steinschotter für die  Straßen musste damals noch per Hand auf die jeweils gewünschte Größe zerkleinert werden.  Das Brechen der Steine war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch schlecht angesehen und viele weigerten sich, diese niedrige Arbeit zu verrichten.  Es mussten deshalb Einwanderer angeheuert werden, die bereit waren, als Steinbrecher zu arbeiten. Man glaubte, dass die Einwohner von Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien, Mecklenburg  und dem östlichen Teil Brandenburgs dafür besonders geeignet seien, da sie an schwere Arbeiten gewöhnt waren. Außerdem verdienten sie in ihrer Heimat bedeutend weniger als die Arbeiter in anderen Ländern, zum Beispiel in England. Stellvertreter der kanadischen Regierung wurden deshalb in die östlichen Gebiete Deutschlands entsandt, um für Kanada zu werben.  Diese ersten deutschen Einwanderer sind in dem Gedicht „Stone Breaking" von Duncan Campell Scott bei ihrer Arbeit beschrieben, die nach „toise" (Klafter) bezahlt wurde.
  
Stone Breaking
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Die Zahl der deutschen Familien wird auf ungefähr 100 geschätzt, aber eine systematische Erfassung dieser ersten Einwanderer gibt es nicht. Um sich ein eigenes Gotteshaus zu bauen, erstand die  deutsche Gemeinde Anfang der 1870er Jahre ein Grundstück auf der Wilbrod Street und baute dort mit Hilfe der Stadt die Kirche St. Paul.
  
March wind rough
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In der Wirtschaftskrise wurde es für die Steinbrecher jedoch schwierig ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ottawa erholte sich nur langsam von der 1870er Wirtschaftskrise, in der die Hälfte der Gemeindemitglieder von St. Paul Ottawa verlassen hatte, um ihren Lebensunterhalt anderswo zu verdienen.  Die große Einwanderungswelle der 1880er Jahren wurde in den Passagierlisten der verschiedenen Dampfer, im Kirchenbuch der evangelischen Kirche St. Paul und in der Volkszählung von 1901 dokumentiert. Auf dem „Beechwood Cemetery“ im Abschnitt 26, befinden sich viele Familiengräber dieser Einwanderer, einige davon mit deutschen Inschriften. Sie verließen ihre Heimat mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ob sie ihren Traum im Leben verwirklichen konnten, ist fraglich.  Als ewige Ruhestätte kann man sich jedoch keinen schöneren Ort wünschen.
Clashed the trees,
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Flung the snow;
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== Stone Breaking (Duncan Campell) ==
Breaking stones,
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March wind rough<br>
In the cold,
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Clashed the trees,<br>
Germans slow
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Flung the snow;<br>
Toiled and toiled;
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Breaking stones,<br>
Arrowy sun
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In the cold,<br>
Glanced and sprang,
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Germans slow<br>
One right blithe
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Toiled and toiled;<br>
German sang:
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Arrowy sun<br>
Songs of home,
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Glanced and sprang,<br>
Fatherland:
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One right blithe<br>
Syenite hard,
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German sang:<br>
Weary lot,
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Songs of home,<br>
Callous hand,
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Fatherland:<br>
All forgot:
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Syenite hard,<br>
Hammers pound,
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Weary lot,<br>
Ringing round;
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Callous hand,<br>
Rise the heaps,
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All forgot:<br>
To his voice,
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Hammers pound,<br>
Bounds and leaps
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Ringing round;<br>
Toise on toise:
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Rise the heaps,<br>
Toil is long,
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To his voice,<br>
But dear God
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Bounds and leaps<br>
Gives us song,  
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Toise on toise:<br>
At the end,
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Toil is long,<br>
Gives us rest,
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But dear God<br>
Toil is best.
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Gives us song, <br>
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At the end,<br>
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Gives us rest,<br>
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Toil is best.<br>
 
(aus: A History of the 19th Century Immigration and Settlement of Ottawa's German Community, Thomas W. Carkner, Seite 56)
 
(aus: A History of the 19th Century Immigration and Settlement of Ottawa's German Community, Thomas W. Carkner, Seite 56)
 
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Die Zahl der deutschen Familien wird auf ungefähr 100 geschätzt, aber eine systematische Erfassung dieser ersten Einwanderer gibt es nicht. Um sich ein eigenes Gotteshaus zu bauen, erstand die  deutsche Gemeinde Anfang der 1870er Jahre ein Grundstück auf der Wilbrod Street und baute dort mit Hilfe der Stadt die Kirche St. Paul.
 
 
 
In der Wirtschaftskrise wurde es für die Steinbrecher jedoch schwierig ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ottawa erholte sich nur langsam von der 1870er Wirtschaftskrise, in der die Hälfte der Gemeindemitglieder von St. Paul Ottawa verlassen hatte, um ihren Lebensunterhalt anderswo zu verdienen.  Die große Einwanderungswelle der 1880er Jahren wurde in den Passagierlisten der verschiedenen Dampfer, im Kirchenbuch der evangelischen Kirche St. Paul und in der Volkszählung von 1901 dokumentiert. Auf dem „Beechwood Cemetery“ im Abschnitt 26, befinden sich viele Familiengräber dieser Einwanderer, einige davon mit deutschen Inschriften. Sie verließen ihre Heimat mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ob sie ihren Traum im Leben verwirklichen konnten, ist fraglich.  Als ewige Ruhestätte kann man sich jedoch keinen schöneren Ort wünschen.{{#newBox:listbox}}
 
 
== Adresse ==
 
== Adresse ==
''' Beechwod Cemetery '''<br>
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''' Beechwood Cemetery '''<br>
 
280 Beechwood Ave<br>
 
280 Beechwood Ave<br>
 
Ottawa<br>
 
Ottawa<br>
 
* [http://www.beechwoodottawa.ca/ Webseite des Friedhofs]
 
* [http://www.beechwoodottawa.ca/ Webseite des Friedhofs]

Aktuelle Version vom 4. September 2020, 16:29 Uhr

Der auf Hügeln liegende Friedhof ist ein stiller Ort. Er wurde 1873 angelegt und ist seit 1944 auch der Nationalfriedhof für die Streitkräfte Kanadas. Im Jahre 2000 wurde er zum Kulturerbe Kanadas erklärt. Die pittoreske 64,7 Hektar große Anlage wird von einem Waldstück eingegrenzt. Im Abschnitt 26 zwischen diesem Waldstück und dem Militärfriedhof fallen die vielen Grabsteine mit deutschen Namen ins Auge. Als Ottawa 1863 zum Sitz der neuen kanadischen Regierung bestimmt wurde, brauchte die Stadt ein Straßennetz, das ihrem neuen Status Ehre machte. Der Steinschotter für die Straßen musste damals noch per Hand auf die jeweils gewünschte Größe zerkleinert werden. Das Brechen der Steine war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch schlecht angesehen und viele weigerten sich, diese niedrige Arbeit zu verrichten. Es mussten deshalb Einwanderer angeheuert werden, die bereit waren, als Steinbrecher zu arbeiten. Man glaubte, dass die Einwohner von Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien, Mecklenburg und dem östlichen Teil Brandenburgs dafür besonders geeignet seien, da sie an schwere Arbeiten gewöhnt waren. Außerdem verdienten sie in ihrer Heimat bedeutend weniger als die Arbeiter in anderen Ländern, zum Beispiel in England. Stellvertreter der kanadischen Regierung wurden deshalb in die östlichen Gebiete Deutschlands entsandt, um für Kanada zu werben. Diese ersten deutschen Einwanderer sind in dem Gedicht „Stone Breaking" von Duncan Campell Scott bei ihrer Arbeit beschrieben, die nach „toise" (Klafter) bezahlt wurde.

Die Zahl der deutschen Familien wird auf ungefähr 100 geschätzt, aber eine systematische Erfassung dieser ersten Einwanderer gibt es nicht. Um sich ein eigenes Gotteshaus zu bauen, erstand die deutsche Gemeinde Anfang der 1870er Jahre ein Grundstück auf der Wilbrod Street und baute dort mit Hilfe der Stadt die Kirche St. Paul.

In der Wirtschaftskrise wurde es für die Steinbrecher jedoch schwierig ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ottawa erholte sich nur langsam von der 1870er Wirtschaftskrise, in der die Hälfte der Gemeindemitglieder von St. Paul Ottawa verlassen hatte, um ihren Lebensunterhalt anderswo zu verdienen. Die große Einwanderungswelle der 1880er Jahren wurde in den Passagierlisten der verschiedenen Dampfer, im Kirchenbuch der evangelischen Kirche St. Paul und in der Volkszählung von 1901 dokumentiert. Auf dem „Beechwood Cemetery“ im Abschnitt 26, befinden sich viele Familiengräber dieser Einwanderer, einige davon mit deutschen Inschriften. Sie verließen ihre Heimat mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ob sie ihren Traum im Leben verwirklichen konnten, ist fraglich. Als ewige Ruhestätte kann man sich jedoch keinen schöneren Ort wünschen.

Stone Breaking (Duncan Campell)

March wind rough
Clashed the trees,
Flung the snow;
Breaking stones,
In the cold,
Germans slow
Toiled and toiled;
Arrowy sun
Glanced and sprang,
One right blithe
German sang:
Songs of home,
Fatherland:
Syenite hard,
Weary lot,
Callous hand,
All forgot:
Hammers pound,
Ringing round;
Rise the heaps,
To his voice,
Bounds and leaps
Toise on toise:
Toil is long,
But dear God
Gives us song,
At the end,
Gives us rest,
Toil is best.
(aus: A History of the 19th Century Immigration and Settlement of Ottawa's German Community, Thomas W. Carkner, Seite 56)

Adresse

Beechwood Cemetery
280 Beechwood Ave
Ottawa