Brasilien:Der Künstler Hansen Bahia: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:BRASILIEN_052-A-Johann-Moritz-Rugendas.jpg|750px|thumb|left|Rugendas vor dem Jahr 1852. Foto: Franz Hanfstaengl © public domain via Wikimedia Commons]]
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[[Datei:BRASILIEN_053-A-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Fassade des Museums Hansen Bahia, Cachoeira. © Jochen Weber]]
Johann Moritz Rugendas wurde 1802 in Augsburg geboren. Schon sehr früh brachte ihm sein Vater die ersten Pinselstriche bei. Im Alter von 13 Jahren zog er nach München zu Albrecht Adam, einem berühmten Schlachtenmaler. Er begann an der Münchner Akademie der Bildenden Künste zu studieren, brach aber das Studium ab, um als Zeichner und Dokumentarist an der wissenschaftlichen Brasilien-Expedition des Barons Georg Heinrich von Langsdorff teilzunehmen. 1882, mitten in der Zeit des Aufruhrs wegen der Unabhängigkeitserklärung, erreichte die Expedition Brasilien, wo sie sich  auf der „Fazenda da Mandioca“ in der Nähe von Rio de Janeiro niederließ und zwei Jahre blieb.<br>
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Der Maler und Grafiker Karl-Heinz Hansen (1915–1978) wurde in Hamburg geboren. Bereits in jungen Jahren erlernte er sein Handwerk. Seine Abenteuerlust zog ihn bald hinaus in die Welt. Er arbeitete als Eisverkäufer, Zirkusartist, Matrose, Feuerwehrmann und war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er malte das zerstörte Hamburg und als er sich dem Holzschnitt zuwandte, nannte er eine seiner ersten Serien Totentanz. Andererseits gestaltete er aber auch Grafiken für Kinderbücher mit Märchen, die er selbst erfand.  
Während dieser Übergangszeit fertigte Rugendas Zeichnungen der Flora und Fauna, der umgebenden Landschaft und der Arbeiter auf dem Landgut an. Aus lauter Ungeduld besuchte er mehrere Male den Hof, wo er, Kontakt zu einigen Teilnehmern der Französischen Kunstmission, wie Debret und Taunay, aufbaute. Schließlich brach die Expedition 1824 auf, doch bald sollte sie Rugendas schon wieder verlassen und seinen eigenen Weg gehen. Er reiste durch Mato Grosso, Pernambuco, Bahia, Espírito Santo und erneut durch Rio de Janeiro.
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[[Datei:BRASILIEN_053-B-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber]]
[[Datei:BRASILIEN_052-B-Johann-Moritz-Rugendas.jpg|750px|thumb|left|Enseada de Botafogo © public domain via Wikimedia Commons]]
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1950 zog er nach Brasilien und ließ sich in São Paulo nieder. Dort arbeitete er als Illustrator und wurde zum Protegé von Pietro Maria Bo Bardi, dem damaligen Leiters des Museums Museu de Arte de São Paulo (MASP). Dieser ermöglichte ihm  dort eine Einzelausstellung seiner Arbeiten. 1955 besuchte er Salvador, um dort in der Galerie Oxumaré auszustellen. Damit nahm die Leidenschaft des Künstlers für Bahia ihren Anfang. Bald darauf verlegte er seinen Wohnsitz nach Salvador, wo er später ein Atelier eröffnete. 1957 illustrierten seine Grafiken das Werk Flor de São Miguel (Blume von São Miguel) mit Texten von Vinícius de Moraes, Jorge Amado und von Hansen selbst. 1958 folgten weitere Illustrationen für O navio negreiro (Das Sklavenschiff) des Dichters Castro Alves. Seine Holzschnitte befassen sich sowohl mit religiösen und sozialkritischen Themen als auch mit Motiven aus der Folklore Bahias. Der deutsche Künstler integrierte sich derart in seinem neuen Umfeld, dass Jorge Amado ihm den Namen Hansen Bahia gab.
Im Jahre 1825 kehrte er nach Europa zurück, wo er teils in München, teils in Paris lebte. Dort lernte er Alexander von Humboldt kennen, der ihn, sprachlos angesichts der Brasilienzeichnungen, zur Veröffentlichung seiner Bilder ermunterte. Daraufhin brachte er in den Jahren 1827 und 1835 die Hefte seiner berühmten „Malerischen Reise nach Brasilien“ heraus, die etwa 100 Lithografien auf der Grundlage seiner Zeichnungen enthielten. Das Buch wurde kontrovers diskutiert.  
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[[Datei:BRASILIEN_053-C-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber]]
[[Datei:BRASILIEN_052-C-Johann-Moritz-Rugendas.jpg|750px|thumb|left|Jogar capoeira - Danse de la guerre © public domain via Wikimedia Commons]]
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Später lebte er wieder in Deutschland und verbrachte auch einige Jahre in Äthiopien. Die Sehnsucht zog ihn aber 1966 wieder nach Bahia zurück. Er wurde brasilianischer Staatsbürger und eröffnete ein neues Atelier in Salvador. 1967 wurde er Dozent für Grafik an der Kunstakademie  Escola de Belas Artes der Bundesuniversität Bahia. Drei Jahre später zog er ins Landesinnere auf den Gutshof Santa Barbara in São Felix. 1976 vermachte er der Stadt Cachoeira seine Sammlung, wo die Stiftung Fundação Hansen Bahia gegründet wurde. Sie ist heute nicht nur Museum, sondern darüber hinaus eine Einrichtung zur Förderung der Druckgrafik. Auf der Fazenda Santa Barbara entstand die mit der Stiftung verbundene Gedenkstätte Hansen Bahia.{{#newBox:listbox}}
Einerseits gefielen dem gemeinen europäischen Publikum die Bilder Rugendas’, da sie ein Land mit üppiger Natur und Menschen zeigten, die als „exotisch“ galten; andererseits bewunderten die Gelehrten die Genauigkeit der abgebildeten Landschaften und Pflanzen, bemängelten jedoch in den Alltagszenen und bei den Menschendarstellungen die akademische Idealisierung, die den Bildern jegliche Glaubwürdigkeit nahm. Indigene und Afrobrasilianer wirkten europäisiert und fast wie „edle Wilde“; die grausame Sklavenarbeit hatte nicht viel Entsetzliches, sondern erschien sogar normal und annehmbar. Rugendas’ Kunst pasteurisierte gewissermaßen die Tropen und passte sie der europäischen Weltanschauung an. Trotzdem sind die heute berühmten Bilder wertvoll, da sie den brasilianischen Alltag des 19. Jahrhunderts abbilden. Ein Teil dieser Bilder gehört heute zur Sammlung der Pinacoteca do Estado de São Paulo.{{#newBox:listbox}}
 
 
== Standortinformationen ==
 
== Standortinformationen ==
'''Pinacoteca do Estado de São Paulo'''<br>
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'''Fundação Hansen Bahia'''<br>
Praça da Luz, 2<br>
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'''Museu, Galeria, Auditório e Oficina'''<br>
Bom Retiro<br>
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Rua Treze de Maio, 13<br>
01120-010<br>
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44300-000<br>
São Paulo SP<br>
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Cachoeira BA<br>
Tel.: +55 (11) 3324 1000<br>
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Tel.: +55 (75) 3425 1453<br>
 
 
 
'''Öffnungszeiten'''<br>
 
'''Öffnungszeiten'''<br>
Dienstag bis Sonntag (10–18 Uhr), Donnerstag (10–22 Uhr).{{#newBox:listbox}}
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Montag bis Freitag (9–17 Uhr), Samstag (9–13 Uhr).<br>
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'''Fazenda Santa Bárbara'''<br>
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Ladeira de Santa Bárbara<br>
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44360-000<br>
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São Félix – BA<br>
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'''Öffnungszeiten'''<br>
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Montag bis Freitag (9–17 Uhr), Samstag (9–13 Uhr).{{#newBox:listbox}}
 
==Link==
 
==Link==
* [http://www.pinacoteca.org.br/ Pinacoteca do Estado de São Paulo]
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* [http://www.ufrb.edu.br/col/alunos/hansen/ Fundação Hansen Bahia]

Version vom 10. November 2012, 14:38 Uhr

Fassade des Museums Hansen Bahia, Cachoeira. © Jochen Weber

Der Maler und Grafiker Karl-Heinz Hansen (1915–1978) wurde in Hamburg geboren. Bereits in jungen Jahren erlernte er sein Handwerk. Seine Abenteuerlust zog ihn bald hinaus in die Welt. Er arbeitete als Eisverkäufer, Zirkusartist, Matrose, Feuerwehrmann und war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er malte das zerstörte Hamburg und als er sich dem Holzschnitt zuwandte, nannte er eine seiner ersten Serien Totentanz. Andererseits gestaltete er aber auch Grafiken für Kinderbücher mit Märchen, die er selbst erfand.

Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber

1950 zog er nach Brasilien und ließ sich in São Paulo nieder. Dort arbeitete er als Illustrator und wurde zum Protegé von Pietro Maria Bo Bardi, dem damaligen Leiters des Museums Museu de Arte de São Paulo (MASP). Dieser ermöglichte ihm dort eine Einzelausstellung seiner Arbeiten. 1955 besuchte er Salvador, um dort in der Galerie Oxumaré auszustellen. Damit nahm die Leidenschaft des Künstlers für Bahia ihren Anfang. Bald darauf verlegte er seinen Wohnsitz nach Salvador, wo er später ein Atelier eröffnete. 1957 illustrierten seine Grafiken das Werk Flor de São Miguel (Blume von São Miguel) mit Texten von Vinícius de Moraes, Jorge Amado und von Hansen selbst. 1958 folgten weitere Illustrationen für O navio negreiro (Das Sklavenschiff) des Dichters Castro Alves. Seine Holzschnitte befassen sich sowohl mit religiösen und sozialkritischen Themen als auch mit Motiven aus der Folklore Bahias. Der deutsche Künstler integrierte sich derart in seinem neuen Umfeld, dass Jorge Amado ihm den Namen Hansen Bahia gab.

Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber
Später lebte er wieder in Deutschland und verbrachte auch einige Jahre in Äthiopien. Die Sehnsucht zog ihn aber 1966 wieder nach Bahia zurück. Er wurde brasilianischer Staatsbürger und eröffnete ein neues Atelier in Salvador. 1967 wurde er Dozent für Grafik an der Kunstakademie Escola de Belas Artes der Bundesuniversität Bahia. Drei Jahre später zog er ins Landesinnere auf den Gutshof Santa Barbara in São Felix. 1976 vermachte er der Stadt Cachoeira seine Sammlung, wo die Stiftung Fundação Hansen Bahia gegründet wurde. Sie ist heute nicht nur Museum, sondern darüber hinaus eine Einrichtung zur Förderung der Druckgrafik. Auf der Fazenda Santa Barbara entstand die mit der Stiftung verbundene Gedenkstätte Hansen Bahia.

Standortinformationen

Fundação Hansen Bahia
Museu, Galeria, Auditório e Oficina
Rua Treze de Maio, 13
44300-000
Cachoeira – BA
Tel.: +55 (75) 3425 1453
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag (9–17 Uhr), Samstag (9–13 Uhr).
Fazenda Santa Bárbara
Ladeira de Santa Bárbara
44360-000
São Félix – BA
Öffnungszeiten

Montag bis Freitag (9–17 Uhr), Samstag (9–13 Uhr).