Brasilien:Der deutsche Musiker Erich Lehninger: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:BRASILIEN_053-A-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Fassade des Museums Hansen Bahia, Cachoeira. © Jochen Weber]]
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[[Datei:BRASILIEN_054-A-Erich-Lehninger.jpg|750px|thumb|left|Der Geiger Erich Lehninger © Gaby Leib Produções Culturais]]
Der Maler und Grafiker Karl-Heinz Hansen (1915–1978) wurde in Hamburg geboren. Bereits in jungen Jahren erlernte er sein Handwerk. Seine Abenteuerlust zog ihn bald hinaus in die Welt. Er arbeitete als Eisverkäufer, Zirkusartist, Matrose, Feuerwehrmann und war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er malte das zerstörte Hamburg und als er sich dem Holzschnitt zuwandte, nannte er eine seiner ersten Serien ''Totentanz''. Andererseits gestaltete er aber auch Grafiken für Kinderbücher mit Märchen, die er selbst erfand.  
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Wie jeder Geiger von hohem Ansehen begann der Kölner Erich Lehninger früh, und zwar im Alter von fünf Jahren, sein Instrument zu spielen. Sein Vater förderte ihn. Mit elf Jahren stand Lehninger bereits auf der Bühne und später nahm er Unterricht bei Helmut Zernick.
[[Datei:BRASILIEN_053-B-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber]]
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Als er an der Hochschule für Musik Köln war, studierte er bei dem berühmten österreichischen Geiger Max Rostal. Während seiner Studienzeit wirkte Lehninger in mehreren Orchestern mit und spielte dabei oftmals ein zeitgenössisches Repertoire. Unter anderem war er Konzertmeister des Rheinischen Kammerorchesters. 1969 machte er seinen Abschluss.
1950 zog er nach Brasilien und ließ sich in São Paulo nieder. Dort arbeitete er als Illustrator und wurde zum Protegé von Pietro Maria Bo Bardi, dem damaligen Leiters des Museums Museu de Arte de São Paulo (MASP). Dieser ermöglichte ihm  dort eine Einzelausstellung seiner Arbeiten. 1955 besuchte er Salvador, um dort in der Galerie Oxumaré auszustellen. Damit nahm die Leidenschaft des Künstlers für Bahia ihren Anfang. Bald darauf verlegte er seinen Wohnsitz nach Salvador, wo er später ein Atelier eröffnete. 1957 illustrierten seine Grafiken das Werk ''Flor de São Miguel (Blume von São Miguel)'' mit Texten von Vinícius de Moraes, Jorge Amado und von Hansen selbst. 1958 folgten weitere Illustrationen für ''O navio negreiro (Das Sklavenschiff)'' des Dichters Castro Alves. Seine Holzschnitte befassen sich sowohl mit religiösen und sozialkritischen Themen als auch mit Motiven aus der Folklore Bahias. Der deutsche Künstler integrierte sich derart in seinem neuen Umfeld, dass Jorge Amado ihm den Namen ''Hansen Bahia'' gab.
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[[Datei:BRASILIEN_054-B-Erich-Lehninger.jpg|750px|thumb|left|Teatro Municipal do Rio de Janeiro Foto: Christian Córdova © CC-BY-2.0]]
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Zum ersten Mal war Lehninger 1970 in Brasilien, als er bei der südamerikanischen Erstaufführung des Konzerts Dem Andenken eines Engels von Alban Berg in Rio de Janeiro als Solist der Orquestra Sinfônica Brasileira mitwirkte und anschließend auf Tournee ging. Zurück in Deutschland setzte er sein Studium bei dem belgischen Geiger Arthur Grumiaux, einem der letzten Partner der großen rumänischen Pianistin Clara Haskil fort. Zu Beginn der 1970er Jahre war er Konzertmeister der Nordwestdeutschen Philharmonie.
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[[Datei:BRASILIEN_053-C-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber]]
 
[[Datei:BRASILIEN_053-C-Hansen-Bahia.jpg|750px|thumb|left|Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber]]
Später lebte er wieder in Deutschland und verbrachte auch einige Jahre in Äthiopien. Die Sehnsucht zog ihn aber 1966 wieder nach Bahia zurück. Er wurde brasilianischer Staatsbürger und eröffnete ein neues Atelier in Salvador. 1967 wurde er Dozent für Grafik an der Kunstakademie  Escola de Belas Artes der Bundesuniversität Bahia. Drei Jahre später zog er ins Landesinnere auf den Gutshof Santa Barbara in São Felix. 1976 vermachte er der Stadt Cachoeira seine Sammlung, wo die Stiftung Fundação Hansen Bahia gegründet wurde. Sie ist heute nicht nur Museum, sondern darüber hinaus eine Einrichtung zur Förderung der Druckgrafik. Auf der Fazenda Santa Barbara entstand die mit der Stiftung verbundene Gedenkstätte Hansen Bahia.{{#newBox:listbox}}
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1975 zog der Musiker nach Brasilien um, wo er das preisgekrönte Trio Brasileiro mit dem Cellisten Watson Clis und dem Pianisten Gilberto Tinetti gründete. Das Repertoire des Ensembles erstreckte sich von Musik des 18. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken. Darüber hinaus war Lehninger bereits Konzertmeister der Orquestra Sinfônica Municipal de São Paulo und der Orquestra Sinfônica do Teatro Nacional Claudio Santoro. Der Geiger, der ebenfalls als Dirigent auftritt, ist ein Star in der brasilianischen Klassik-Szene. Darüber hinaus hat er als Dozent an der Universidade de São Paulo und an der Bundesuniversität Rio de Janeiro eine ganze Generation brasilianischer Geiger ausgebildet. Sein Projekt Memória Musical stellt klassische brasilianische Komponisten in den Mittelpunkt. Es ist in den besten Konzertsälen des Landes zu hören, wie beispielsweise dem Theatro Municipal do Rio de Janeiro.{{#newBox:listbox}}
 
== Standortinformationen ==
 
== Standortinformationen ==
'''Fundação Hansen Bahia'''<br>
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'''Theatro Municipal do Rio de Janeiro'''<br>
'''Museu, Galeria, Auditório e Oficina'''<br>
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Praça Marechal Floriano, s/n
Rua Treze de Maio, 13<br>
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Centro<br>
44300-000<br>
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20031-050<br>
Cachoeira – BA<br>
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Rio de Janeiro - RJ<br>{{#newBox:listbox}}
Tel.: +55 (75) 3425 1453<br>
 
'''Öffnungszeiten'''<br>
 
Montag bis Freitag (9–17 Uhr), Samstag (9–13 Uhr).<br>
 
 
 
'''Fazenda Santa Bárbara'''<br>
 
Ladeira de Santa Bárbara<br>
 
44360-000<br>
 
São Félix – BA<br>
 
'''Öffnungszeiten'''<br>
 
Montag bis Freitag (9–17 Uhr), Samstag (9–13 Uhr).{{#newBox:listbox}}
 
 
==Link==
 
==Link==
* [http://www.ufrb.edu.br/col/alunos/hansen/ Fundação Hansen Bahia]
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* [http://www.theatromunicipal.rj.gov.br/ Theatro Municipal do Rio de Janeiro]

Version vom 10. November 2012, 16:49 Uhr

Der Geiger Erich Lehninger © Gaby Leib Produções Culturais

Wie jeder Geiger von hohem Ansehen begann der Kölner Erich Lehninger früh, und zwar im Alter von fünf Jahren, sein Instrument zu spielen. Sein Vater förderte ihn. Mit elf Jahren stand Lehninger bereits auf der Bühne und später nahm er Unterricht bei Helmut Zernick. Als er an der Hochschule für Musik Köln war, studierte er bei dem berühmten österreichischen Geiger Max Rostal. Während seiner Studienzeit wirkte Lehninger in mehreren Orchestern mit und spielte dabei oftmals ein zeitgenössisches Repertoire. Unter anderem war er Konzertmeister des Rheinischen Kammerorchesters. 1969 machte er seinen Abschluss.

Teatro Municipal do Rio de Janeiro Foto: Christian Córdova © CC-BY-2.0

Zum ersten Mal war Lehninger 1970 in Brasilien, als er bei der südamerikanischen Erstaufführung des Konzerts Dem Andenken eines Engels von Alban Berg in Rio de Janeiro als Solist der Orquestra Sinfônica Brasileira mitwirkte und anschließend auf Tournee ging. Zurück in Deutschland setzte er sein Studium bei dem belgischen Geiger Arthur Grumiaux, einem der letzten Partner der großen rumänischen Pianistin Clara Haskil fort. Zu Beginn der 1970er Jahre war er Konzertmeister der Nordwestdeutschen Philharmonie.

Museu Hansen Bahia. © Jochen Weber
1975 zog der Musiker nach Brasilien um, wo er das preisgekrönte Trio Brasileiro mit dem Cellisten Watson Clis und dem Pianisten Gilberto Tinetti gründete. Das Repertoire des Ensembles erstreckte sich von Musik des 18. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken. Darüber hinaus war Lehninger bereits Konzertmeister der Orquestra Sinfônica Municipal de São Paulo und der Orquestra Sinfônica do Teatro Nacional Claudio Santoro. Der Geiger, der ebenfalls als Dirigent auftritt, ist ein Star in der brasilianischen Klassik-Szene. Darüber hinaus hat er als Dozent an der Universidade de São Paulo und an der Bundesuniversität Rio de Janeiro eine ganze Generation brasilianischer Geiger ausgebildet. Sein Projekt Memória Musical stellt klassische brasilianische Komponisten in den Mittelpunkt. Es ist in den besten Konzertsälen des Landes zu hören, wie beispielsweise dem Theatro Municipal do Rio de Janeiro.

Standortinformationen

Theatro Municipal do Rio de Janeiro
Praça Marechal Floriano, s/n Centro
20031-050

Rio de Janeiro - RJ