Griechenland:Nationale Technische Universität Athen: Unterschied zwischen den Versionen

Version vom 16. Oktober 2016, 15:38 Uhr

Die Nationale Technische Universität, kurz genannt Polytechnio, war eine der wichtigsten Brutstätten des Widerstandes gegen die Besatzungsmächte.

Das „Ethniko Metsovio Polytechnio“ in der Patissionstraße wurde im Jahre 1862 nach den Plänen von Lysandros Kaftanzoglou errichtet und zählt zu den bedeutendsten neoklassizistischen Bauten Athens des 19. Jh. und ist eine der größten Hochschulen Griechenlands. Es ist seit jeher ein Ort des Austausches und ein ideologischer Nährboden sowie ein Stimmungsbarometer der Studierenden des Landes.

Im Jahre 1941 wurde die Universität von den italienischen Streitkräften beschlagnahmt, um ein Truppenlazarett einzurichten. Erst nach Protesten seitens der Studenten wurde die Beschlahnahme wieder rückgängig gemacht. Ab 1942 kam es in allen Hochschulen zu besatzungsfeindlichen Kundgebungen und die Studenten beteiligten sich am Widerstand, organisierten Suppenküchen, gründeten Hilfskomitees und planten Protestaktionen.

Das Polytechnio spielte bei allen großen Demonstrationen gegen die Besatzungsmächte in Athen ab Ende 1942 bis zum Sommer 1943 eine führende Rolle. Am 18. September 1942 wurde der Student Dimitris Konstantinidis während einer Auseinandersetzung zwischen Studenten und italienischen Soldaten unweit des Polytechnios tödlich verletzt. Er war das erste Opfer einer Demonstration im besetzten Griechenland.

Am 5. März 1943 kam es zur Massendemonstration gegen die Mobilisierung und zu heftigen Straßenkämpfen im Umfeld des Polytechnios. 6 Demonstranten wurden von der Polizei und von Wehrmachtssoldaten an der Ecke Tositsastraße und Bouboulinastraße getötet, als sie versucht hatten, sich dem Ministerium für Arbeit hinter der Universität zu nähern.Unter den Toten befand sich der jüdische Student der Fakultät für Bauingenieurwesen Edmondos Toron. Weitere 14 Studenten starben in der Zeit der Widerstandskämpfe.

Die damaligen mutigen Aktionen der Studenten waren auch Ansporn für den Aufstand des Polytechnios gegen die Diktatur der Obristen (1967 – 1974), als am 15. November 1973 tausende Studenten das Universitätsgebäude besetzten und den Sturz der Junta und die Rückkehr der Demokratie forderten. Am 17. November schlug die Polizei und das Militär den Aufstand nieder. Es gab mehr als ein Dutzend Tote und Hunderte von Verletzten. Die Tapferkeit und der Mut der Studenten des Polytechnios werden bis in unsere Tage gefeiert.