Russland:Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Anfänge der Elektrizität verliefen in Moskau anders als in Sankt Petersburg. In Russlands nördlicher Stadt befanden sich die ersten Kraftwerke auf befestigten Lastbooten an den Flüssen Moika und Fontanka. In Moskau jedoch gab es diese Möglichkeit nicht: Statt Flusskanäle wie in Sankt Petersburg säumten Moskau Radialstraßen und Gassen. Das erschwerte nicht nur Wasser- und Kraftstoffversorgung eines Kraftwerks, sondern erhöhte auch den Grundstückspreis. Die Georgiewskij Gasse lag im Zentrum und eignete sich für den Bau eines Kraftwerks am besten. Ihre Lage garantierte eine freie Kabelverlegung über relativ weite Strecken. Das Kraftwerk versorgte die Verbraucher über eine Entfernung von 1 km; in der Mitte der 1890er-Jahre erreichte es jedoch seine technische Grenze mit der Speisung von 25.000 Lampen, weshalb das Werk 1899 geschlossen wurde.
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Zur Elektrifizierung von Sankt Petersburg und Moskau gründeten die Gebrüder Siemens zusammen mit der Deutschen Bank und einer Reihe russischer Banken die „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“. Sie wurde zum ersten Full-Service-Energieunternehmen in Russland, das in den Bereichen der Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Stromenergie tätig war.  
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Nach einer Reihe erfolgreicher Projekte zur Beleuchtung von Verkaufshallen und Privathäusern wurde der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“ am 19. August 1888 durch einen Erlass des Innenministers die Genehmigung erteilt, mit der Verlegung eines Kabelnetzes zur Beleuchtung von Moskau zu beginnen.  
  
 
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Der Sage nach wurden für das erste städtische Kraftwerk in Moskau alte Zellen des Georgiewskij Klosters umgebaut, dessen Namen später die Gasse erhielt. Tatsächlich wurde ein einzelnes Gebäude im Stil des 17. Jahrhunderts unter dem Einfluss der historischen Umgebung der Georgiewskij-Gasse gebaut. Der Architekt, Wladimir Scher, wurde „Meister einer Schöpfung“ genannt, denn er starb kurz nach dem Bau des Kraftwerks.
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An der Ecke der Georgiewskij Gasse und der Bolschaja Dmitrowka Straße, auf den Grundstücken des Heiligen Synods, dem einstigen Standort des aufgehobenen Klosters Georgiewskij, begann der Bau des ersten zentralen Kraftwerks. Für seinen Bau wurden 800 Tausend Rubel bereitgestellt, was damals eine ansehnliche Summe war. Mit dem Gebäudeentwurf wurde der Architekt Wladimir Scher beauftragt. Der Bau erfolgte auf der Grundlage eines Vertrages mit der Stadtverwaltung, nach dem der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“ auch das Recht eingeräumt wurde, entlang der Straßen unterirdische Stromkabel zu verlegen.
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Der Legende nach wurden die alten Zellen des Klosters Georgiewskij, das der Gasse seinen Namen gab, für das Gebäude des ersten Moskauer Stadtkraftwerkes umgebaut. In der Tat hat der Architekt Wladimir Scher ein separates Gebäude in der Bauart aus dem 17. Jahrhundert, geprägt durch die historische Atmosphäre der Georgiewskij Gasse, entworfen und gebaut.
  
 
[[Datei: RUSSLAND_111_3.jpg|750px|thumb|left|Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow]]
 
[[Datei: RUSSLAND_111_3.jpg|750px|thumb|left|Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow]]
Im Dezember 1888 produzierte das Kraftwerk „Georgiewskaja“ erstmals Strom. Dank seiner Lage konnte das Kraftwerk die privaten Verbraucher versorgen. Dazu kam die Beleuchtung des Stadtzentrums mit Hauptverbrauchern wie Hotels, Geschäftszentren, Passagen, Theater und wohlhabende Hausbesitzer. Da das Kraftwerk Gleichstrom erzeugte, betrug seine Reichweite nur anderthalb Wersten (ca. 1,6 km).  
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Im Dezember 1888 erzeugte das Kraftwerk Georgiewskaja seinen ersten Strom. Die ursprüngliche Ausstattung des Kraftwerks bestand aus vier Dampfmaschinen mit Leistung von jeweils 200 PS und sechs Kesseln, die Sattdampf bei 10 Atmosphären erzeugten. Aufgrund seiner Lage lieferte das Kraftwerk Energie für die Beleuchtung des Stadtzentrums. Es erzeugte Gleichstrom von 120 Volt und versorgte private Verbraucher – Hotels, Geschäftszentren, Passagen, Theater und wohlhabende Haushalte – in einer Entfernung von etwa einem Kilometer. Die größten Verbraucher waren das Bolschoi- und das Maly-Theater sowie die Moskauer Universität an der Mochowaja-Straße.
  
 
[[Datei: RUSSLAND_111_4.jpg|750px|thumb|left|Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Siemens Fotoarchiv]]
 
[[Datei: RUSSLAND_111_4.jpg|750px|thumb|left|Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Siemens Fotoarchiv]]
Es wurde offensichtlich, dass man ein Kraftwerk mit größerer Leistung braucht, denn auch den Industriebedarf konnte das Kraftwerk „Georgiewskaja“ irgendwann nicht mehr abdecken. So begann der Bau des Kraftwerks „Rauschskaja“.{{#newBox:listbox}}
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Mit der Zeit überstieg die Nachfrage nach Strom die Kapazitäten des Kraftwerks Georgiewskaja. Dessen Unterhaltung erforderte tägliche Wasserzufuhr in großen Mengen, und zum Anschluss von neuen Kunden wurden weitere Motoren und Kessel benötigt, für die es im Gebäude an der Bolschaja Dmitrowka bloß nicht genug Platz gab. Im Jahre 1895 betrug die jährliche Stromleistung 870 Tausend kW/h bei 800 Verbrauchern und 25.000 Glühbirnen.  Die Kapazität des Kraftwerks Georgiewskaja hat somit ihre Grenze von 1.500 kW erreicht.
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Es wurde klar, dass dringend ein leistungsstärkeres Kraftwerk gebaut werden musste. So begann der Bau des Kraftwerks Rauschskaja, und 1899 wurde das Kraftwerk Georgiewskaja stillgelegt. Nach der Abschaffung wurden die Räumlichkeiten des Kraftwerks als Geschäftsräume genutzt. Später wurden in diesem Gebäude Ausstellungen und elektrotechnische Kongresse abgehalten, und 1995 wurde dort die Moskauer Staatliche Ausstellungshalle „Malyj Manege“ eröffnet. Interessanterweise wurde die Sicherheitsalarmanlage für das restaurierte Gebäude von Siemens hergestellt, einem ehemaligen Aktionär der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“.{{#newBox:listbox}}
 
== Standortinformationen ==
 
== Standortinformationen ==
 
'''Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege)'''<br>
 
'''Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege)'''<br>
 
Moskau, Novyj Manege, Georgiewskij Gasse, 3{{#newBox:listbox}}
 
Moskau, Novyj Manege, Georgiewskij Gasse, 3{{#newBox:listbox}}
== Kooperationspartner ==
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== Projektpartner ==
'''Überregionale gesellschaftliche Organisation „Jugendring der Russlanddeutschen“ (JdR)'''
 
[[Datei: Logo_Jugendring_der_Russlanddeutschen_2.png|750px|thumb|left|]]
 
* [https://jdr.ru/de https://jdr.ru/de]
 
 
 
 
 
'''AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“'''
 
[[Datei:MSNK_Logo_DE_WWW.png|750px|thumb|left|]]
 
* [http://de.ivdk.ru http://de.ivdk.ru]
 
 
 
 
 
 
'''Siemens'''
 
'''Siemens'''
[[Datei:Logo_Siemens.png|750px|thumb|left|]]
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[[Datei:Logo_Siemens_mit_Puffer.png|750px|thumb|left|]]
* [http://https://new.siemens.com/ru/ru.html https://new.siemens.com/ru/ru.html]
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* [http://www.siemens.ru www.siemens.ru]

Aktuelle Version vom 20. Januar 2021, 12:41 Uhr

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow

Zur Elektrifizierung von Sankt Petersburg und Moskau gründeten die Gebrüder Siemens zusammen mit der Deutschen Bank und einer Reihe russischer Banken die „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“. Sie wurde zum ersten Full-Service-Energieunternehmen in Russland, das in den Bereichen der Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Stromenergie tätig war. Nach einer Reihe erfolgreicher Projekte zur Beleuchtung von Verkaufshallen und Privathäusern wurde der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“ am 19. August 1888 durch einen Erlass des Innenministers die Genehmigung erteilt, mit der Verlegung eines Kabelnetzes zur Beleuchtung von Moskau zu beginnen.

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow

An der Ecke der Georgiewskij Gasse und der Bolschaja Dmitrowka Straße, auf den Grundstücken des Heiligen Synods, dem einstigen Standort des aufgehobenen Klosters Georgiewskij, begann der Bau des ersten zentralen Kraftwerks. Für seinen Bau wurden 800 Tausend Rubel bereitgestellt, was damals eine ansehnliche Summe war. Mit dem Gebäudeentwurf wurde der Architekt Wladimir Scher beauftragt. Der Bau erfolgte auf der Grundlage eines Vertrages mit der Stadtverwaltung, nach dem der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“ auch das Recht eingeräumt wurde, entlang der Straßen unterirdische Stromkabel zu verlegen. Der Legende nach wurden die alten Zellen des Klosters Georgiewskij, das der Gasse seinen Namen gab, für das Gebäude des ersten Moskauer Stadtkraftwerkes umgebaut. In der Tat hat der Architekt Wladimir Scher ein separates Gebäude in der Bauart aus dem 17. Jahrhundert, geprägt durch die historische Atmosphäre der Georgiewskij Gasse, entworfen und gebaut.

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow

Im Dezember 1888 erzeugte das Kraftwerk Georgiewskaja seinen ersten Strom. Die ursprüngliche Ausstattung des Kraftwerks bestand aus vier Dampfmaschinen mit Leistung von jeweils 200 PS und sechs Kesseln, die Sattdampf bei 10 Atmosphären erzeugten. Aufgrund seiner Lage lieferte das Kraftwerk Energie für die Beleuchtung des Stadtzentrums. Es erzeugte Gleichstrom von 120 Volt und versorgte private Verbraucher – Hotels, Geschäftszentren, Passagen, Theater und wohlhabende Haushalte – in einer Entfernung von etwa einem Kilometer. Die größten Verbraucher waren das Bolschoi- und das Maly-Theater sowie die Moskauer Universität an der Mochowaja-Straße.

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Siemens Fotoarchiv

Mit der Zeit überstieg die Nachfrage nach Strom die Kapazitäten des Kraftwerks Georgiewskaja. Dessen Unterhaltung erforderte tägliche Wasserzufuhr in großen Mengen, und zum Anschluss von neuen Kunden wurden weitere Motoren und Kessel benötigt, für die es im Gebäude an der Bolschaja Dmitrowka bloß nicht genug Platz gab. Im Jahre 1895 betrug die jährliche Stromleistung 870 Tausend kW/h bei 800 Verbrauchern und 25.000 Glühbirnen. Die Kapazität des Kraftwerks Georgiewskaja hat somit ihre Grenze von 1.500 kW erreicht.

Es wurde klar, dass dringend ein leistungsstärkeres Kraftwerk gebaut werden musste. So begann der Bau des Kraftwerks Rauschskaja, und 1899 wurde das Kraftwerk Georgiewskaja stillgelegt. Nach der Abschaffung wurden die Räumlichkeiten des Kraftwerks als Geschäftsräume genutzt. Später wurden in diesem Gebäude Ausstellungen und elektrotechnische Kongresse abgehalten, und 1995 wurde dort die Moskauer Staatliche Ausstellungshalle „Malyj Manege“ eröffnet. Interessanterweise wurde die Sicherheitsalarmanlage für das restaurierte Gebäude von Siemens hergestellt, einem ehemaligen Aktionär der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“.

Standortinformationen

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege)

Moskau, Novyj Manege, Georgiewskij Gasse, 3

Projektpartner

Siemens

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