Brasilien:Die Fotografien von Hans Günter Flieg im Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:BRASILIEN_093-B.jpg|750px|thumb|left|Heitor Villa-Lobos. Foto: Wikicommons]]
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[[Datei:BRASILIEN_098-Flieg.jpg|750px|thumb|left|Abriss von Belvedere-Trianon, um das Pavillon der Ersten Kunstbiennale von São Paulo zu bauen (1951). © Hans-Günther Flieg/Archiv Instituto Moreira Salles]]
Der in Rio de Janeiro geborene Heitor Villa-Lobos (1887–1959) gilt als Schöpfer einer genuin brasilianischen Musiksprache im Bereich der ernsten Musik und als Hauptvertreter der Musik der Moderne in Brasilien. Der Komponist hatte stets eine aufmerksame Wahrnehmung für die Melodien und Polyphonien in seiner Umgebung und kam so, seit seiner Kinder- und Jugendzeit, mit den unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen in Kontakt. Dazu gehörten Gitarrenweisen, die er hörte, als er in seiner Kindheit in verschiedenen Städten im Landesinneren wohnte. Ebenso verzauberten den jungen Heitor die Präludien und Fugen aus <i>Das Wohltemperierte Klavier </i>von Johann Sebastian Bach (1685–1750), die seine Tante spielte.  
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Hans Günter Flieg wurde 1923 in Chemnitz geboren und entstammte einer jüdisch gläubigen Familie. In den Jahren 1937 bis 1939 belegte er einen Lehrgang in Fotografie bei Grete Karplus, die Fotografin am Jüdischen Museum in Berlin war. Noch im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs verließ er mit seiner Familie das nationalsozialistisch beherrschte Deutschland und siedelte sich in São Paulo an. Im Gepäck hatte er zwei Kameras, Fabrikate der Firmen Leica und Linhof. Ab 1941 arbeitete er bei der Companhia Lithographica Ypiranga und erstellte Fotolithografien. Danach wechselte er zur Gráfica Niccolini, bei der er bis ins Jahr 1945 beschäftigt blieb. Im Anschluss eröffnete er sein eigenes Studio und widmete sich verstärkt der Industrie-, Architektur- und Werbefotografie.
  
Er begann ebenfalls den <i>Choro</i>, eine damalige Salonmusik, zu hören, die synkopische Rhythmen, bei großem improvisatorischem Spielraum, mit ausgefeilten Melodien verbindet. Von 1905 bis 1912 unternahm der junge Musiker eine Reise durch Brasilien, auf der er Folklore und regionale Musikstile erforschte.  
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Hans  Günter Flieg gilt als Fotograf, der in besonderer Weise die rasante Entwicklung São Paulos dokumentierte, die ihre Hochphase in den 1950er Jahren erreichte. Seine Objektive fingen den Bauboom der Metropole ein, die im Begriff war, zu einer Megalopolis heranzuwachsen. Er fotografierte in Schwarz-Weiß mit hohem Kontrast, oft aus verblüffenden Perspektiven.
[[Datei:BRASILIEN_093-C.jpg|750px|thumb|left|Pianoraum im Heitor Villa-Lobos Museum. Foto: Museu Villa-Lobos]]
 
  
Die <i>Bachianas Brasileiras</i> sind eine von 1930 bis 1945 entstandene Serie mit neun Kompositionen für unterschiedliche Besetzungen. Im selben Zeitraum widmete Villa-Lobos sich auch mehreren Arrangements und Transkriptionen von Werken Johann Sebastian Bachs. Motivation für diese Serie waren nach Villa-Lobos’ eigener Aussage die Ähnlichkeiten, die er zwischen der Volksmusik des brasilianischen Sertão und dem Werk des deutschen Barock-Komponisten entdeckte. Zwei seiner am häufigsten aufgenommenen Stücke gehören zu diesem Werk, das als brasilianische Version der <i>Brandenburgischen Konzerte</i> gilt: <i>die Ária (Cantilena)</i> zu Beginn der <i>Bachiana Brasileira nº 5 </i>und die <i>Tocata (O Trenzinho do Caipira)</i>, vierter Satz der<i> Bachiana Brasileira nº 2</i>.{{#newBox:listbox}}
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Flieg, der vom Staat genauso beauftragt wurde wie von Unternehmern und Architekten, fotografierte Fabriken, Industrieparks, Gebäude, machte für den Immobilienmarkt Innenaufnahmen von Appartements oder Bilder von Produkten für Geschäfte, Kataloge und Kalender. Im Jahre 1951 wurde er zum offiziellen Fotografen der ersten Biennale von São Paulo bestimmt. Er dokumentierte auch den Bau der Sportarena Ginásio do Ibirapuera und des Kunstmuseums von São Paulo (MASP). Dabei stand er in direktem Kontakt zu dessen Architektin Lina Bo Bardi. Im Jahre 2006 ging sein Werk in die Sammlung der Einrichtung  Instituto Moreira Salles über, wo es derzeit katalogisiert wird und zu Studien- und Forschungszwecken eingesehen werden kann. Der Fotograf kehrte 2008 erstmals für kurze Zeit in seine Geburtsstadt zurück, als die Kunstsammlungen Chemnitz die Retrospektive <i>Hans Günter Flieg: Dokumentarfotografie aus Brasilien 1940–1970</i> veranstaltete, die auch als Buchkatalog vorliegt.{{#newBox:listbox}}
 
== Standortinformationen ==
 
== Standortinformationen ==
'''Museu Villa-Lobos'''<br>
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'''Instituto Moreira Salles Rio de Janeiro'''<br>
Rua Sorocaba, 200<br>
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Rua Marquês de São Vicente, 476<br>
Botafogo<br>
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Gávea<br>
22271-110<br>
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Rio de Janeiro – RJ<br>
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Rio de Janeiro – RJ{{#newBox:listbox}}
Tel.: +55 (21) 2226 9818
 
 
 
'''Öffnungszeiten'''<br>
 
Montag bis Freitag 10.00 – 17.00 Uhr{{#newBox:listbox}}
 
 
==Link==
 
==Link==
* [http://www.museuvillalobos.org.br/ Museu Villa-Lobos]
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* [http://ims.uol.com.br/ Instituto Moreira Salles]

Version vom 11. November 2012, 12:46 Uhr

Abriss von Belvedere-Trianon, um das Pavillon der Ersten Kunstbiennale von São Paulo zu bauen (1951). © Hans-Günther Flieg/Archiv Instituto Moreira Salles

Hans Günter Flieg wurde 1923 in Chemnitz geboren und entstammte einer jüdisch gläubigen Familie. In den Jahren 1937 bis 1939 belegte er einen Lehrgang in Fotografie bei Grete Karplus, die Fotografin am Jüdischen Museum in Berlin war. Noch im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs verließ er mit seiner Familie das nationalsozialistisch beherrschte Deutschland und siedelte sich in São Paulo an. Im Gepäck hatte er zwei Kameras, Fabrikate der Firmen Leica und Linhof. Ab 1941 arbeitete er bei der Companhia Lithographica Ypiranga und erstellte Fotolithografien. Danach wechselte er zur Gráfica Niccolini, bei der er bis ins Jahr 1945 beschäftigt blieb. Im Anschluss eröffnete er sein eigenes Studio und widmete sich verstärkt der Industrie-, Architektur- und Werbefotografie.

Hans Günter Flieg gilt als Fotograf, der in besonderer Weise die rasante Entwicklung São Paulos dokumentierte, die ihre Hochphase in den 1950er Jahren erreichte. Seine Objektive fingen den Bauboom der Metropole ein, die im Begriff war, zu einer Megalopolis heranzuwachsen. Er fotografierte in Schwarz-Weiß mit hohem Kontrast, oft aus verblüffenden Perspektiven.

Flieg, der vom Staat genauso beauftragt wurde wie von Unternehmern und Architekten, fotografierte Fabriken, Industrieparks, Gebäude, machte für den Immobilienmarkt Innenaufnahmen von Appartements oder Bilder von Produkten für Geschäfte, Kataloge und Kalender. Im Jahre 1951 wurde er zum offiziellen Fotografen der ersten Biennale von São Paulo bestimmt. Er dokumentierte auch den Bau der Sportarena Ginásio do Ibirapuera und des Kunstmuseums von São Paulo (MASP). Dabei stand er in direktem Kontakt zu dessen Architektin Lina Bo Bardi. Im Jahre 2006 ging sein Werk in die Sammlung der Einrichtung Instituto Moreira Salles über, wo es derzeit katalogisiert wird und zu Studien- und Forschungszwecken eingesehen werden kann. Der Fotograf kehrte 2008 erstmals für kurze Zeit in seine Geburtsstadt zurück, als die Kunstsammlungen Chemnitz die Retrospektive Hans Günter Flieg: Dokumentarfotografie aus Brasilien 1940–1970 veranstaltete, die auch als Buchkatalog vorliegt.

Standortinformationen

Instituto Moreira Salles Rio de Janeiro
Rua Marquês de São Vicente, 476
Gávea
22451-040

Rio de Janeiro – RJ