Brasilien:Die Fotografien von Hans Günter Flieg im Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro: Unterschied zwischen den Versionen

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Hans Günter Flieg wurde 1923 in Chemnitz geboren und entstammte einer jüdisch gläubigen Familie. In den Jahren 1937 bis 1939 belegte er einen Lehrgang in Fotografie bei Grete Karplus, die Fotografin am Jüdischen Museum in Berlin war. Noch im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs verließ er mit seiner Familie das nationalsozialistisch beherrschte Deutschland und siedelte sich in São Paulo an. Im Gepäck hatte er zwei Kameras, Fabrikate der Firmen Leica und Linhof. Ab 1941 arbeitete er bei der Companhia Lithographica Ypiranga und erstellte Fotolithografien. Danach wechselte er zur Gráfica Niccolini, bei der er bis ins Jahr 1945 beschäftigt blieb. Im Anschluss eröffnete er sein eigenes Studio und widmete sich verstärkt der Industrie-, Architektur- und Werbefotografie.
 
Hans Günter Flieg wurde 1923 in Chemnitz geboren und entstammte einer jüdisch gläubigen Familie. In den Jahren 1937 bis 1939 belegte er einen Lehrgang in Fotografie bei Grete Karplus, die Fotografin am Jüdischen Museum in Berlin war. Noch im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs verließ er mit seiner Familie das nationalsozialistisch beherrschte Deutschland und siedelte sich in São Paulo an. Im Gepäck hatte er zwei Kameras, Fabrikate der Firmen Leica und Linhof. Ab 1941 arbeitete er bei der Companhia Lithographica Ypiranga und erstellte Fotolithografien. Danach wechselte er zur Gráfica Niccolini, bei der er bis ins Jahr 1945 beschäftigt blieb. Im Anschluss eröffnete er sein eigenes Studio und widmete sich verstärkt der Industrie-, Architektur- und Werbefotografie.
  
Hans  Günter Flieg gilt als Fotograf, der in besonderer Weise die rasante Entwicklung São Paulos dokumentierte, die ihre Hochphase in den 1950er Jahren erreichte. Seine Objektive fingen den Bauboom der Metropole ein, die im Begriff war, zu einer Megalopolis heranzuwachsen. Er fotografierte in Schwarz-Weiß mit hohem Kontrast, oft aus verblüffenden Perspektiven.
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Hans  Günter Flieg gilt als Fotograf, der in besonderer Weise die rasante Entwicklung São Paulos dokumentierte, die ihre Hochphase in den 50er Jahren erreichte. Seine Objektive fingen den Bauboom der Metropole ein, die im Begriff war, zu einer Megalopolis heranzuwachsen. Er fotografierte in Schwarz-Weiß mit hohem Kontrast, oft aus verblüffenden Perspektiven.
  
Flieg, der vom Staat genauso beauftragt wurde wie von Unternehmern und Architekten, fotografierte Fabriken, Industrieparks, Gebäude, machte für den Immobilienmarkt Innenaufnahmen von Appartements oder Bilder von Produkten für Geschäfte, Kataloge und Kalender. Im Jahre 1951 wurde er zum offiziellen Fotografen der ersten Biennale von São Paulo bestimmt. Er dokumentierte auch den Bau der Sportarena Ginásio do Ibirapuera und des Kunstmuseums von São Paulo (MASP). Dabei stand er in direktem Kontakt zu dessen Architektin Lina Bo Bardi. Im Jahre 2006 ging sein Werk in die Sammlung der Einrichtung Instituto Moreira Salles über, wo es derzeit katalogisiert wird und zu Studien- und Forschungszwecken eingesehen werden kann. Der Fotograf kehrte 2008 erstmals für kurze Zeit in seine Geburtsstadt zurück, als die Kunstsammlungen Chemnitz die Retrospektive <i>Hans Günter Flieg: Dokumentarfotografie aus Brasilien 1940–1970</i> veranstaltete, die auch als Buchkatalog vorliegt.{{#newBox:listbox}}
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Flieg, der vom Staat genauso beauftragt wurde wie von Unternehmern und Architekten, fotografierte Fabriken, Industrieparks, Gebäude, machte für den Immobilienmarkt Innenaufnahmen von Appartements oder Bilder von Produkten für Geschäfte, Kataloge und Kalender. Im Jahre 1951 wurde er zum offiziellen Fotografen der ersten Biennale von São Paulo bestimmt. Er dokumentierte auch den Bau der Sportarena Ginásio do Ibirapuera und des Kunstmuseums von São Paulo (MASP). Dabei stand er in direktem Kontakt zu dessen Architektin Lina Bo Bardi. Im Jahre 2006 ging sein Werk in die Sammlung der Einrichtung Instituto Moreira Salles über, wo es derzeit katalogisiert wird und zu Studien- und Forschungszwecken eingesehen werden kann. Der Fotograf kehrte 2008 erstmals für kurze Zeit in seine Geburtsstadt zurück, als die Kunstsammlungen Chemnitz die Retrospektive <i>Hans Günter Flieg: Dokumentarfotografie aus Brasilien 1940–1970</i> veranstaltete, die auch als Buchkatalog vorliegt.{{#newBox:listbox}}
 
== Standortinformationen ==
 
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'''Instituto Moreira Salles Rio de Janeiro'''<br>
 
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Version vom 19. November 2012, 12:30 Uhr

Abriss von Belvedere-Trianon, um das Pavillon der Ersten Kunstbiennale von São Paulo zu bauen (1951). © Hans-Günther Flieg/Archiv Instituto Moreira Salles

Hans Günter Flieg wurde 1923 in Chemnitz geboren und entstammte einer jüdisch gläubigen Familie. In den Jahren 1937 bis 1939 belegte er einen Lehrgang in Fotografie bei Grete Karplus, die Fotografin am Jüdischen Museum in Berlin war. Noch im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs verließ er mit seiner Familie das nationalsozialistisch beherrschte Deutschland und siedelte sich in São Paulo an. Im Gepäck hatte er zwei Kameras, Fabrikate der Firmen Leica und Linhof. Ab 1941 arbeitete er bei der Companhia Lithographica Ypiranga und erstellte Fotolithografien. Danach wechselte er zur Gráfica Niccolini, bei der er bis ins Jahr 1945 beschäftigt blieb. Im Anschluss eröffnete er sein eigenes Studio und widmete sich verstärkt der Industrie-, Architektur- und Werbefotografie.

Hans Günter Flieg gilt als Fotograf, der in besonderer Weise die rasante Entwicklung São Paulos dokumentierte, die ihre Hochphase in den 50er Jahren erreichte. Seine Objektive fingen den Bauboom der Metropole ein, die im Begriff war, zu einer Megalopolis heranzuwachsen. Er fotografierte in Schwarz-Weiß mit hohem Kontrast, oft aus verblüffenden Perspektiven.

Flieg, der vom Staat genauso beauftragt wurde wie von Unternehmern und Architekten, fotografierte Fabriken, Industrieparks, Gebäude, machte für den Immobilienmarkt Innenaufnahmen von Appartements oder Bilder von Produkten für Geschäfte, Kataloge und Kalender. Im Jahre 1951 wurde er zum offiziellen Fotografen der ersten Biennale von São Paulo bestimmt. Er dokumentierte auch den Bau der Sportarena Ginásio do Ibirapuera und des Kunstmuseums von São Paulo (MASP). Dabei stand er in direktem Kontakt zu dessen Architektin Lina Bo Bardi. Im Jahre 2006 ging sein Werk in die Sammlung der Einrichtung Instituto Moreira Salles über, wo es derzeit katalogisiert wird und zu Studien- und Forschungszwecken eingesehen werden kann. Der Fotograf kehrte 2008 erstmals für kurze Zeit in seine Geburtsstadt zurück, als die Kunstsammlungen Chemnitz die Retrospektive Hans Günter Flieg: Dokumentarfotografie aus Brasilien 1940–1970 veranstaltete, die auch als Buchkatalog vorliegt.

Standortinformationen

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