Griechenland:Die Stadtkommandantur Athen: Unterschied zwischen den Versionen

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Das auffallendste und bekannteste Beispiel der deutschen Präsenz im Zentrum von Athen war die Stadtkommandantur, die jedem als „ Kommandantura“ in Erinnerung ist.
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Das auffallendste und bekannteste Beispiel der deutschen Militärpräsenz im Zentrum von Athen war die Stadtkommandantur, die als „Kommandantura“ in Erinnerung geblieben ist.
  
Wenige Tage nach dem Einmarsch der Wehrmachtstruppen in Athen am 27. April 1941 wurde von diesen das prachtvolle Gebäude der Nationalen Versicherungsanstalt „Ethniki Asfalistiki“ in der Koraisstraße 4 für den Sitz der Feldgendarmerie 921 beschlagnahmt.
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Wenige Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Athen am 27. April 1941 wurde das Gebäude der Nationalen Versicherungsanstalt „Ethniki Asfalistiki“ in der Koraisstraße 4 beschlagnahmt.
  
Wie in allen besetzten Gebieten übernahm die Wehrmacht auch die Aufgabe der örtlichen Polizei und regelte das tägliche Leben wie z.B. die Festlegung der Ausgangsverbote.
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Wie in allen besetzten Gebieten übernahm die Wehrmacht auch die Aufgabe der örtlichen Polizei und regelte den Alltag wie z.B. Ausgangssperren.
  
Ihre Präsenz wurde für die Bewohner der Stadt sofort spürbar.Deutsche Militärfahrzeuge standen vor der Kommandantur, Unteroffiziere und einfache Soldaten patrouillierten durch die Straßen Athens. Insbesondere im Stadtzentrum machten tagtäglich 30 40 Soldaten Kontrollgänge und griffen bei verdächtigen Zwischenfällen ein.
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Ihre Präsenz wurde für die Bewohner der Stadt sofort spürbar, nicht nur durch die deutschen Militärfahrzeuge, die vor der Kommandantur stationiert waren, sondern auch durch tägliche Patrouillen bewaffneter Soldaten durch die Straßen Athens. Insbesondere im Stadtzentrum prägten die 30-40 Patrouillen bewaffneter Soldaten das alltägliche Stadtbild. Sie griffen bei jedwedem „verdächtigem“ Vorfall ein.
  
In der Zentrale der Feldgendarmerie waren auch Griechen beschäftigt, bezahlte Kollaborateure, die Informationen über die Tätigkeiten der Mitglieder der Widerstandsorganisationen einholten.
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In der Zentrale der Feldgendarmerie waren auch bezahlte griechische Kollaborateure beschäftigt, die Informationen über die Mitglieder der unterschiedlichen Widerstandsorganisationen lieferten.
  
In den oberen Etagen der „Kommandantura“ befanden sich die einzelnen Dienststellen und Verhörbüros, während in den Kellergeschossen die Haftzellen untergebracht waren, in denen Tausende von Athenern für unterschiedliche Vergehen von Straßenunfällen bis zu Verwaltungsverstößen festgehalten wurden.
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In der „Kommandantura“ befanden sich die einzelnen Dienststellen und Verhörbüros, in den Kellergeschossen waren die Haftzellen untergebracht. Dort wurden Tausende von Athenern aus unterschiedlichsten Gründen –  von Verkehrsdelikte bis zu ernsteren Vergehen – festgehalten.
  
Hierher wurden auch Personen gebracht, die bei Widerstandskundgebungen – in Fabriken, Universitäten und Stadtviertel – und bei „Besatzerblockaden“ festgenommen wurden. Je nach Ausmaß des Vergehens und nach einigen Tagen Haft und Verhören wurden die Inhaftierten in der Regel in die für die Widerstandsbekämpfung zuständigen Dienststellen der Zentrale der Waffen-SS in der Merlinstraße überführt.
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Hierhin wurden auch die Menschen gebracht, die bei Widerstandsaktionen – in Fabriken und Universitäten– und bei Razzien festgenommen wurden. Die Inhaftierten in der Regel nach tagelangem Verhör und Haft in die für die Widerstandsbekämpfung zuständigen Dienststellen der Zentrale der Waffen-SS in der Merlinstraße überführt.
  
Nach der Befreiung beherbergte das Gebäude den Sitz der Nationalen Befreiungsfront, EAM, der grössten Widerstandsorganisation des besetzten Griechenlands.
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Nach der Befreiung beherbergte das Gebäude den Sitz der Nationalen Befreiungsfront, EAM, der größten Widerstandsorganisation des besetzten Griechenlands.
  
Seit dem Jahre 2008 sind die Haftzellen in den Kellergeschossen des Gebäudes, dessen Eigentümer bis heute die Versicherungsanstalt „Ethniki Asfalistiki“ ist, für die Öffentlichkeit und Schulen zur Besichtigung freigegeben worden. An den Zellwänden sind Eingraviertes und Zeichnungen Zeugnisse mit der Handschrift der Inhaftierten.
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Seit dem Jahre 2008 sind die Haftzellen in den Kellergeschossen des Gebäudes, dessen Eigentümer bis heute die Versicherungsanstalt „Ethniki Asfalistiki“ ist, für die Öffentlichkeit und Schulen zur Besichtigung geöffnet worden. Bis heute sind an den Wänden der Zellen die von Inhaftierten eingeritzten Namen, Bilder, Skizzen und Schriftzüge sichtbar.
 
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==Bibliographie==
 
==Bibliographie==
Anna Maria Droumbouki, „Korai 4. Das Gefängnis im Herzen der Stadt“, „Sti sofronistiki apoikia tou Kafka“, Verlag Nefeli,Athen 2009, S. 59 – 70 (online: [http://www.goethe.de/mmo/priv/4167306-STANDARD.pdf http://www.goethe.de/mmo/priv/4167306-STANDARD.pdf])
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Anna Maria Droumbouki, „Korai 4. Das Gefängnis im Herzen der Stadt“, „Sti sofronistiki apoikia tou Kafka“, Verlag Nefeli, Athen 2009, S. 59 – 70 (online: http://www.goethe.de/mmo/priv/4167306-STANDARD.pdf)
 
==Standort==
 
==Standort==
 
Koraisstraße 4<br/>
 
Koraisstraße 4<br/>
 
Athen
 
Athen

Version vom 2. November 2016, 20:49 Uhr

Das auffallendste und bekannteste Beispiel der deutschen Militärpräsenz im Zentrum von Athen war die Stadtkommandantur, die als „Kommandantura“ in Erinnerung geblieben ist.

Wenige Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Athen am 27. April 1941 wurde das Gebäude der Nationalen Versicherungsanstalt „Ethniki Asfalistiki“ in der Koraisstraße 4 beschlagnahmt.

Wie in allen besetzten Gebieten übernahm die Wehrmacht auch die Aufgabe der örtlichen Polizei und regelte den Alltag wie z.B. Ausgangssperren.

Ihre Präsenz wurde für die Bewohner der Stadt sofort spürbar, nicht nur durch die deutschen Militärfahrzeuge, die vor der Kommandantur stationiert waren, sondern auch durch tägliche Patrouillen bewaffneter Soldaten durch die Straßen Athens. Insbesondere im Stadtzentrum prägten die 30-40 Patrouillen bewaffneter Soldaten das alltägliche Stadtbild. Sie griffen bei jedwedem „verdächtigem“ Vorfall ein.

In der Zentrale der Feldgendarmerie waren auch bezahlte griechische Kollaborateure beschäftigt, die Informationen über die Mitglieder der unterschiedlichen Widerstandsorganisationen lieferten.

In der „Kommandantura“ befanden sich die einzelnen Dienststellen und Verhörbüros, in den Kellergeschossen waren die Haftzellen untergebracht. Dort wurden Tausende von Athenern aus unterschiedlichsten Gründen – von Verkehrsdelikte bis zu ernsteren Vergehen – festgehalten.

Hierhin wurden auch die Menschen gebracht, die bei Widerstandsaktionen – in Fabriken und Universitäten– und bei Razzien festgenommen wurden. Die Inhaftierten in der Regel nach tagelangem Verhör und Haft in die für die Widerstandsbekämpfung zuständigen Dienststellen der Zentrale der Waffen-SS in der Merlinstraße überführt.

Nach der Befreiung beherbergte das Gebäude den Sitz der Nationalen Befreiungsfront, EAM, der größten Widerstandsorganisation des besetzten Griechenlands.

Seit dem Jahre 2008 sind die Haftzellen in den Kellergeschossen des Gebäudes, dessen Eigentümer bis heute die Versicherungsanstalt „Ethniki Asfalistiki“ ist, für die Öffentlichkeit und Schulen zur Besichtigung geöffnet worden. Bis heute sind an den Wänden der Zellen die von Inhaftierten eingeritzten Namen, Bilder, Skizzen und Schriftzüge sichtbar.

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Bibliographie

Anna Maria Droumbouki, „Korai 4. Das Gefängnis im Herzen der Stadt“, „Sti sofronistiki apoikia tou Kafka“, Verlag Nefeli, Athen 2009, S. 59 – 70 (online: http://www.goethe.de/mmo/priv/4167306-STANDARD.pdf)

Standort

Koraisstraße 4
Athen