Zentrum für Byzantinische Studien

Aus goethe.de
Version vom 19. September 2017, 12:53 Uhr von Alex Giannakidis (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zentrum für Byzantinische Studien. Photo: George Kogias © Goethe-Institut Thessaloniki

Zentrum für Byzantinische Studien (4:29)

Zentrum für Byzantinische Studien (4:29)


fileGRIECHENLAND COVER Thess 40a.jpg

Die Architektur des Gebäudes zählt zur Stilrichtung des Eklektizismus mit eingearbeiteten neoklassizistischen Elementen. Es handelt sich um einen rechteckigen Bau, der in drei Ebenen gegliedert ist - das Erdgeschoss und beiden oberen Etagen. Seine beiden Fassaden sind von besonderem Interesse. Die Vorderansicht, die zur Vasilissis-Olgas-Straße geht, ist mit einer Monumentaltreppe versehen, während auf der Rückseite, die zum Meer hin gelegen ist, eine Doppeltreppe mit Renaissance-Merkmalen in den ersten Stock führt. Die Fenster des Gebäudes sind besonders betont, indem sie mit Pilastern, kunstvollen Kapitellen und eigenwilligen Fensterstürzen verziert sind. Von besonderer Bedeutung sind auch die doppelten Pilaster an den Balkonen im ersten Stock.

Zentrum für Byzantinische Studien. Photo: George Kogias © Goethe-Institut Thessaloniki

Unabhängig von seinem architektonischen und historischen Wert gehört das Gebäude zu der bedeutenden Anzahl von Häusern, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt in der letzten Phase des Osmanischen Reiches bezeugen.

Die Villa wurde 1897 vom türkischen Händler Osman Ali Bey im Viertel Exochon errichtet. 1908 erwarb sie der bulgarische Handelsattaché Athanas Shopov im Namen des bulgarischen Staates, denn das osmanische Recht sah keine Kaufgeschäfte mit juristischen Personen des öffentlichen Rechts vor. 1909 war darin die Handelsbehörde des bulgarischen Konsulats untergebracht, und 1913 war König Ferdinand I von Bulgarien bei seinem Besuch in der Stadt hier zu Gast. 1914 wurde aus der Handelsbehörde ein Generalkonsulat Bulgariens.

Während des Ersten Weltkriegs war Ende 1915 in Thessaloniki, aber auch allgemein in Nordgriechenland eine große Zahl von englischen und französischen alliierten Truppen stationiert. In dieser Zeit wurden auf Veranlassung der alliierten Engländer und Franzosen die Konsuln und das Personal der Behörden aller gegenüber der Entente feindlich eingestellten Länder (Österreich, Bulgarien, Deutschland und Türkei) festgenommen. Man behandelte die Inhaftierten als Kriegsgefangene und brachte sie nach Toulon in Frankreich. In dieser Zeit wurde auch auf Befehl des französischen Generals Sarrail das Gebäude des bulgarischen Konsulats besetzt, seine Archive und das Mobiliar wurden zerstört und es wurde in ein französisches Hauptquartier verwandelt. 1916 fand der griechische Premierminister Eleftherios Venizelos nach der Bewegung der Nationalen Verteidung von Thessaloniki in diesem Gebäude Unterkunft. Die Franzosen verließen es im Jahr 1920.

1922 zog nach der Niederlage der griechischen Armee in Kleinasien das Waisenhaus von Smyrna mit 60 Waisenkindern hier ein, und das Gebäude wurde nunmehr als Waisenhaus „Melissa“ bekannt. Da die Zahl der aufgenommenen Kinder ständig wuchs, richtete das Heim für sie eine sechsklassige Volksschule und Berufswerkstätten ein.

Zentrum für Byzantinische Studien. Photo: George Kogias © Goethe-Institut Thessaloniki

1942 beschlagnahmten deutsche Besatzungstruppen das Gebäude. Direkt nach der Befreiung erhielt es das Waisenhaus wieder zurück. 1952 ging es in das Eigentum des griechischen Staates über, nachdem es als „austauschbar“ eingestuft worden war. (Als „austauschbar“ galten Vermögenswerte von Griechen, die aus Bulgarien nach Griechenland gelangten, sowie von Bulgaren, die von Griechenland nach Bulgarien zogen.) Sieben Jahre später wurde das Gebäude von der Einrichtung des Waisenhauses „Melissa“ gekauft, das hier bis 1977 in Betrieb war, als es dann an einen anderen Ort umsiedelte.

Nachdem das Waisenhaus das Gebäude aufgegeben hatte und nach den Erdbeben von 1978, wurde es 1992 von der Aristoteles-Universität wiederhergestellt. Hier bekam die Organisation Thessaloniki Kulturhauptstadt Europas 1997 Büroräume, und schließlich wurde es der Universität übergeben. Die richtete das Zentrum für Byzantinische Studien ein, das bis heute hier tätig ist.

Standort

Zentrum für Byzantinische Studien
Vasilissis Olgas Boulevard 36
Thesaloniki