- Foto 001: Die Kleine Gilde und die Große Gilde in der Rigaer Altstadt. Foto: Alexander Welscher
Wer will fleißige Handwerker sehen? Der muss in die Kleine Gilde gehen. Direkt daneben vereinten sich in der Großen Gilde zur Hansezeit deutsche Kaufleute. Und gegenüber wohnte ein Wutbürger.
An kaum einem Ort in Riga sind die Spuren deutscher Vergangenheit so sichtbar wie am Anfang der Amatu iela (auf Deutsch: Gildstubenstraße). Dort stehen zwei Häuser nebeneinander, die eine große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt hatten: Die Kleine Gilde und die Große Gilde.
- Foto 002: Die Stube von Münster in der Großen Gilde. Foto: Alexander Welscher
Die beiden Gildenhäuser gehen zurück auf die im 13. Jahrhundert gegründeten ständischen Körperschaften, die zu den Verfassungsorganen der Stadt zählten. Darin schlossen sich hanseatische Kaufleute und Handwerker zur Wahrung ihrer Interessen, zur Pflege der Geselligkeit und zu Wohltätigkeitszwecken zusammen. Kaufmannsgesellen hingegen versammelten sich später im Schwarzhäupterhaus.
Besonders zahlreich unter den Gewerbetreibenden, die sich nach der Stadtgründung in Riga ansiedelten oder als Händler regelmäßig dorthin kamen, waren Kaufleute aus Münster und dem nördlichen Westfalen. Sie trafen sich damals in der 1330 gegründeten „Stube von Münster“, die später in das heute als Konzertsaal genutzte Gebäude der Großen Gilde integriert wurde. Der gotische Festsaal ist bis heute mit den Wappen der Hansestädte verziert.
- Foto 003: Die Wände der Stube von Münster in der Großen Gilde sind mit Wappen von Hansestädten verziert. Foto: Alexander Welscher
In unmittelbarer Nachbarschaft trafen die ostwestfälischen Kaufleute zu ähnlichen Zwecken in der „Stube von Soest“ zusammen. Später wurde sie Sitz der Kleinen Gilde, der die Handwerker der Stadt angehörten. Deren heutiges, reich verziertes Gebäude entstand im 19. Jahrhundert.
- Foto 005: Der große Saal in der Kleinen Gilde. Foto: Alexander Welscher
Eine Mitgliedschaft in den Gilden war deutschen Kaufleuten und Handwerkern vorbehalten. Ein Kaufmann aus Riga, dem der Beitritt untersagt wurde, rächte sich auf seine Art: Er brachte zwei bronzene Katzen auf den Erkertürmen seines Wohnhauses an, die dem gegenüberliegenden Gildehaus ihre Hinterteile entgegenstreckten. Nach einem Gerichtsprozess musste er sie jedoch umdrehen.