Matthias Knoll: Der Literatur-(Ver)Führer

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Der deutsche Lyriker und Übersetzer Matthias Knoll hat einen Schatz an lettischer Literatur angehäuft, den er nur allzugern mit anderen teilt. Dafür geht er ganz eigene Wege – mit seiner „LiteraTour“.

„Bānītis“ steht abfahrbereit im Bahnhof Gulbene Foto: © Andris Biedriņš

Mit einem Koffer in der Hand und Klapphockern über der Schulter kommt er über das Kopfsteinpflaster der Rigaer Altstadt geeilt: Matthias Knoll ist schon von weitem zu erkennen, wenn er sich anschickt, die lettische Hauptstadt in ein kleines Freilufttheater zu verwandeln. In Gassen und Parks, auf Plätzen und manchmal mitten auf der Straße liest Knoll auf seinen „LiteraTouren“ aus seinen Übersetzungen von Werken lettischer Autoren. Anschaulich, authentisch und unterhaltsam will er damit deutschsprachigen Besuchern Augen und Ohren für Land und Leute öffnen, ihnen die Identität und Seele der Letten näherbringen. Und zwar durch deren eigene Stimme – die lettische Literatur.

„Bānītis“ verkehrt durch eine malerische Landschaft. Foto: Alexander Welscher

Knoll ist seit 1991 in Riga zu Hause und gilt als der profilierteste Übersetzer lettischer Literatur ins Deutsche – seine Übersetzungen umfassen nahezu alle Genres. Hinzu kommen eine ausgebildete Stimme und langjährige Bühnenerfahrung, durch die der 1963 geborene Berliner die Texte äußert lebendig werden lässt. Die gut zweistündigen Lesewanderungen begeistern auch Menschen, die sonst nicht so viel mit Literatur am Hut haben. Zuhören kann man im Stehen – oder auf den mitgebrachten Klapphockern.

Auf der Schmalspurbahn fährt regelmäßig eine Diesellok. Zu ausgewählten Terminen wird eine Dampflok eingesetzt. Foto: © Andris Biedriņš

Mehr als 450 „LiteraTouren“ hat Knoll schon veranstaltet. Doch keine gleicht der anderen: Die literarischen Stadtspaziergänge passen sich den Interessen und Stimmungslagen ihres Publikums an – sie werden von zufälligen Begegnungen und aktuellen Begebenheiten beeinflusst. Offen und spontan reagiert Knoll auf vorbeigehende Passanten, Wetterumschwünge und Fragen oder Bemerkungen seiner Gäste, jongliert mit Worten und improvisiert mit Prosa und Poesie, die er vor wechselnder Kulisse aus seinem Koffer voller Bücher und Zettel zaubert. Und weil da längst nicht mehr alles reinpasst, ist mittlerweile auch ein Tablet-Computer als Hilfsmittel mit von der Partie.

Zu ausgewählten Terminen kommt auf der eingleisigen Strecke auch die in der DDR gebaute Dampflok Gr-319 „Ferdinands“ zum Einsatz. Die holzbefeuerte Lokomotive lief 1951 beim VEB Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg vor den Toren Berlins vom Band. Über mehrere Umwege kam der Zug 2007 ins Depot nach Gulbene, im Sommer 2014 hatte die runderneuerte Lokomotive ihre Jungfernfahrt.

Die Dampflok Gr-319 „Ferdinands“ vor ihrer Restaurierung. Foto: © Latvijas Industriālā mantojuma fonda (LIMF) arhīva

„Bānītis“ ist besonders bei Touristen beliebt, die sich in Museen an den beiden Endhaltepunkten über die Geschichte der letzten öffentlichen Schmalspurbahn in Lettland informieren können. In Gulbene kann zudem das Depot besichtigt oder in einem Eisenbahnwaggon übernachtet werden.

Am Endhaltepunkt von „Bānītis“ im Bahnhof von Alūksne ist ein Museum zur Geschichte der Schmalspurbahn eingerichtet. Foto: © Andris Biedriņš

Standort- und Besucherinformation

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LETTLAND

Die LiteraTouren durch die Altstadt finden nur auf Anfrage statt. Auch Routen in anderen Stadtteilen und außerhalb Rigas sowie mehrtägige LiteraReisen durch Lettland werden von Matthias Knoll individuell zusammengestellt.

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Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher