St. Katharinenkirche

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Die Metro-Station „Universität“ an einem der Eingänge zum Botanischen Garten © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Die ersten Gottesdienste der evangelischen Gemeinde in Kiew fanden in August 1767 im Hause des deutschen Apothekers Georg Friedrich Bunge statt. Als die Gemeinde größer wurde, wurde im Jahre 1794 unweit der Apotheke eine Holzkirche gebaut, die aber 1811 dem verheerenden Stadtbrand zum Opfer fiel. Schon 1812 entstand in einem anderen Stadtteil Kiews – Lypky („Linden“) – eine neue Holzkirche.

Das 30-Meter hohe Gewächshaus im Botanischen Garten © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Viele Vertreter der lutherischen Gemeinde zogen mit ihren Familien in die Nähe der neuen Kirche. Mit der Zeit erhielt diese Gegend den Namen „Deutscher Berg“. Eine kleine aber aktive Gemeinde errichtete hier einige Schulen, die in Kiew einen guten Ruf genossen. Die Architekten der Kirchenschule (die nicht mehr erhalten ist), des Mädchengymnasiums und der Realschule für Jungen waren deutscher Herkunft: Adolf-Friedrich Karl Hecker, leitender Architekt der Stadt Kiew in den Jahren von 1877 bis 1892, Martin Wilhelm Klug und Eduard Ferdinand Bradtmann, der Stadtarchitekt von 1895 bis 1915 war. Im Jahre 1882 wurde auf Kosten der Gemeinde außerdem ein Armenhaus erbaut.

Die Grundsteinlegung der modernen St. Katharinenkirche fand am 19. Juli 1855 statt und am 4. August 1857 wurde sie eingeweiht. Den Bauentwurf für die Kirche entwickelten die bekannten deutschstämmigen russischen Architekten Johann Waldemar Strom und Paul Johann Schleifer, beide von der St. Petersburger Kunstakademie. Die St. Katharinen-Kirche ist das bekannteste und bis heute noch einzige erhaltene Bauwerk von Paul Schleifer. Sein Sohn Georg Schleifer wurde auch Architekt und baute die Kiewer Choralsynagoge, das Iwan-Franko-Schauspielhaus sowie andere exklusive Bauten.

Der älteste Palmbaum Europas © Goethe-Institut / Oleg Zharii

In der Sowjetzeit, genauer gesagt im Jahre 1938, beschloss der Stadtrat Kiews, die Kirche zu schließen und das Kirchengebäude als "Raum für gesellschaftliche Bedürfnisse" zu nutzen. Zeitweilig war in den kirchlichen Räumlichkeiten ein Klubhaus, später ein Lager für Treibstoff untergebracht.

Bald nach der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine entstand in Kiew wieder die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde, aber erst am 29. November 1998 wurde die St. Katharinenkirche der deutschen Gemeinde zurückgegeben. Mit finanzieller Unterstützung der deutschen Regierung und vieler Fördervereine aus Deutschland wurde die Kirche sorgfältig restauriert.

Die St. Katharinenkirche dient heute als Zentrum der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Kiews. In der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt, die Kirche hat einen eigenen großen Chor.

Die Gehwege im Botanischen Garten © Goethe-Institut / Oleg Zharii
Während der Antiregierungsproteste Ende 2013 – Anfang 2014 war die St. Katharinenkirche durch ihre Nähe zum Kiewer Maidan – dem Zentrum der Auseinandersetzungen – besonders involviert. Die Gemeinde bot den Kämpfern – ungeachtet auf welcher Seite sie kämpften – Essen, Getränke und die Möglichkeit zum Aufwärmen, Ausruhen und zum Gebet. Im Kirchengebäude wurde auch ein Lazarett eingerichtet, wo ärztliche Hilfe und Betreuung durch Ehrenamtliche angeboten wurde. Ein Foto des zwischen den Fronten der Bewaffneten stehenden und um Deeskalation bemühten Gemeindepfarrers Ralf Haska im Talar sowie Interviews mit ihm gingen durch die internationalen Medien. Ralf Haska, Pfarrer von 2008 bis 2015, unterstützte aktiv die Protestbewegungen in Kiew und übergab später persönlich viele Güter und Lebensmittel aus Deutschland an die ukrainischen Streitkräfte im Osten der Ukraine.

Standortinformationen

St. Katharinenkirche
Kiew, wul. Ljuteranska 22

Tel. +38 0 44 2536319

Link

  • [www.katharina.kiev.ua Webseite der St. Katharinenkirche]