Springbrunnen von Schiele

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Springbrunnen im Marijinskyi Park in der Sommernacht © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Um die Wasserversorgung in Kiew zu verbessern, hat der Stadtrat am Ende des 19. Jahrhunderts beschlossen, eine Reihe von Springbrunnen in vielen Parkanlagen der Stadt aufzustellen. Die Schalen dieser Springbrunnen wurden vom deutschen Architekten Alexander Schiele entworfen. Nach einigen Angaben ließ sich Schiele bei der Entwicklung des Entwurfs durch den Springbrunnen am Platz des Vosges, dem ältesten Platz in Paris, inspirieren. Nach anderen Angaben nahm der deutschstämmige Kiewer Architekt als Vorbild die Springbrunnen aus der russischen Stadt Nyschnij Nowhorod.

Springbrunnen auf dem Iwan-Franko-Platz im Frühling © Goethe-Institut / Oleg Zharii

In Kiew sind vier Springbrunnen von Schiele an vier Orten bis heute erhalten geblieben – "Solotoworitskyj skwer" (wul. Wolodymyrska, 42), Iwan-Franko-Platz, Marijinskyj Park (wul. Hruschewskoho), "Miskyj Sad" (Stadtgarten, wul. Hruschewskoho). Auf einem der Springbrunnen, der sich in der Parkanlage am Goldenen Tor befindet, kann man auch heute die Inschriften mit dem Baujahr, dem Namen des Betriebs („Betriebswerk von Termen“) und dem Namen der Stadt („Kiew“) beim genauen Hinsehen erkennen. Auf den anderen Springbrunnen (in der Parkanlage am Marienpalais und neben dem Franko-Theater) wurden solche Inschriften restauriert.

Springbrunnen im Marijinskyi Park im Sommer © Goethe-Institut / Mykola Iwaschtschenko

Die Springbrunnen von Schiele stellen eine breit entfaltete Blume mit Akanthusblättern dar. Der Legende nach haben lustige Bauarbeiter, die sich an einem bösen Baumeister rächen wollten, dessen Gesicht in Löwenköpfen verewigt. Das aus dem Maul der Löwen fließende Wasser sollte ihrer Idee nach das schmutzige Fluchen des Baumeisters wieder bereinigen.

Schneebedeckter Springbrunnen © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Die Springbrunnen wurden im Werk von Oleksij Termen, einem Ingenieur und Unternehmer französischer Herkunft, gebaut. Sein Beitrag zur Entwicklung von Kiew ist immens. Zuerst baute er eine Werkstatt zur Reparatur der Ausstattung von Zuckerfabriken auf, später wurde daraus ein Maschinenbauwerk. Ferner baute Aleksei Termen eine Bierbrauerei, die bis heute noch unter dem Namen „Bierbrauerei in Podil“ existiert. 1894 stellte das Termen-Werk den ersten Dampfer in Kiew her, später produzierte es Heizungsanlagen für die Kirchen und Krankenhäuser und fertigte Springbrunnen für die Kiewer Parkanlagen an.

Mit Wasser fluchender Kopf der Springbrunnenschale © Goethe-Institut / Mykola Iwaschtschenko

Die Springbrunnen von Schiele und Termen hatten anfangs einen kleinen Wasserstrahl, damit die Leute Trinkwasser bekommen und auch ihre Pferde tränken konnten. Dabei war das Wasser kostenpflichtig.

Stadt- und Baujahrangaben am Springbrunnen © Goethe-Institut / Mykola Iwaschtschenko
Später dienten diese Springbrunnen als Denkmäler der Gartenkunst und lieferten kein Wasser mehr. Vor einigen Jahren wurden die erhalten gebliebenen Brunnen renoviert und erfreuen alle Schaulustigen mit Wasserspielen. Die schönste Aussicht auf die Springbrunnen von Schiele bietet sich im Marijinskyj Park.

Standortinformationen

Springbrunnen von Schiele
Kiew, wul. Hruschewskoho (Marijinskyj Park)