Heinrich Schliemann

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Heinrich Schliemann (1822-1890) war wohl der berühmteste Laienausgräber aller Zeiten. Als Sohn eines Priesters wurde er in Neubukow im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin nahe der Ostsee geboren. Mit vierzehn Jahren begann er eine Lehre in einem Gemischtwarenladen, heuerte dann als Kajütenjunge auf einem Dreimaster an, wurde Buchhalter in Amsterdam, Handelsvertreter in St. Petersburg, Goldgräber in Kalifornien, Indigo-Händler und Munitionslieferant der russischen Armee während des Krimkrieges.

Im Alter von 36 Jahren war er zu so großem Reichtum gekommen war, dass er sich von seinen Geschäften zurück ziehen und mit seinem Kindheitstraum beschäftigen konnte: der Entdeckung des antiken Troja. Er ging davon aus, dass die Homerischen Epen nicht bloße Mythologie waren, sondern historische Ereignisse wiedergaben und auf existente Orte verwiesen. Ohne ein wissenschaftliches Studium absolviert zu haben, konnte er 1869 an der Universität Rostock „in absentia“ den Doktortitel mit einer Dissertation erlangen, in der er seiner These nachging , dass das antike Troja in der Gegend von Hissarlik liegt – vermutet hatten das auch schon andere, nachgewiesen worden war es noch nicht.

1869 ließ sich Schliemann in Athen nieder und reiste kurz darauf in die Türkei. Auf dem Hissarlik Hügel begann er unter Anwendung von Methoden, die wissenschaftlich zweifelhaft waren und Zwischenschichten beschädigten, mit den Ausgrabungen. 1873 entdeckte er antike Mauern sowie Goldschmuck und andere wertvolle Gegenstände in beachtlicher Anzahl. In dem Glauben, das antike Troja entdeckt zu haben, nannte er seine Funde den „Schatz des Priamos“. Allerdings hat die moderne Archäologie überzeugende Argumente dafür, dass das von Schliemann gefundene Troja (Troja II) sehr viel älter ist. Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass, sollte es ein Troja in der von Homer beschriebenen Zeit gegeben haben, dieses in einer höheren Schicht liegen müsste (Troja VIIa). Tatsache ist immerhin, dass das Unternehmen des deutschen Ausgräbers zumindest die Frage nach der geographischen Lage des antiken Ilion endgültig geklärt hat.

Später ist Schliemann noch mehrfach nach Hissarlik zurückgekehrt. Parallel zu den Arbeiten in der Türkei führte er Grabungen an verschiedenen Orten in Griechenland durch, so in Orchomeno, Ithaka, Tyrens und vor allem in Mykene, das 1841 in Teilen bereits von Kyriakos Pittakis ausgegraben worden war. 1876 stieß er auf prohistorische Gräber und fand wertvolle Grabbeigaben. Wieder gab er seinen Funden homerische Namen wie „Goldmaske des Agamemnon“. Heute ist nachgewiesen, dass diese Maske aus einer sehr viel früheren Zeit stammt als der, zu der Agamemnon angeblich gelebt haben soll. Jedenfalls aber stießen seine Entdeckungen die archäologische Forschung über das vorklassische Griechenland an und gaben ihr eine bis heute anhaltende Dynamik.

Schliemann starb nach gregorianischer Zeitrechnung am 26.Dezember 1890 auf einer Reise im italienischen Neapel. Kurz zuvor hatte er noch Pompeji besuchen können. Sein Leichnam wurde nach Athen überführt und auf dem Ersten Friedhof feierlich beigesetzt. Sein letztes Geleit gaben ihm König Georg I, die Mitglieder der Regierung, das diplomatische Corps und die akademische Gemeinschaft. Seine Grabrede hielt sein Mitarbeiter und Freund Wilhelm Dörpfeld, Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen.

Aus seiner zweiten Ehe mit der Griechin Sofia Engastromenou (1852-1832) waren zwei Kinder hervor gegangen, Andromachi und Agamemnon. Schliemann zu Ehren wurde eine Athener Straße am Ende der Acharnon-Straße nach ihm benannt und eine Nebenstraße des Kifisias-Boulevards trägt den Namen seiner Frau.