Der Bau der evangelischen Christuskirche wurde 1931 begonnen. Sie dient der deutschsprachigen lutherischen Gemeinde in Athen bis heute als Gotteshaus und ist ein einzigartiges Exemplar sakraler Bauhausarchitektur.
Hoch oben am Fuße des Lykabettos-Berges, fast am Ende der Sina-Straße, fällt die einschiffige Saalkirche durch ihren kubistischen Kirchturm auf, doch die meisten Athener Passanten wissen nicht einmal von ihrer Existenz.
Das Gebäude ist repräsentativ für den Architekturstil der Neuen Sachlichkeit, der sich hier mit dem modernistischen Bauhaus-Stil verbindet. Grundelemente dieser verwandten Bewegungen, die im Europa zwischen den Kriegen vor allem in Deutschland ihre Blütezeit erlebten, sind die gewaltigen geometrischen Formen mit klaren Linien und ohne Dekor. Diese Elemente sind nicht nur an der Kirchenfassade erkennbar, sondern auch im Innenraum. Altar, Gestühl, Beleuchtung und Fenster sind schlicht gehalten.
Während der Baubeginn noch in die Zeit der Weimarer Republik fiel, fand die Einweihung am 1. April 1934 nach der Machtübernahme Hitlers statt. Besondere Aufmerksamkeit gebührt sicherlich der 1933 entstandenen riesigen Glasmalerei an der Ostwand hinter dem Altar, geschaffen von dem Illustrator, Maler und Schriftsteller Walter von Ruckteschell, der auch Kriegsdenkmäler wie das heute politisch durchaus umstrittene „Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“ in Hamburg hinterlassen hat, aber auch Werke in verschiedenen Kirchen Deutschlands wie der Friedenskirche zu Hamburg und der St.-Pauli-Kirche von Soest in Nordrhein-Westfalen.
Die Glasmalerei in der Christuskirche in Athen vereinigt eine expressionistische Handschrift mit Jugendstilelementen und zeigt Szenen aus dem Leben Christi und des Apostel Paulus – unter anderem dessen Predigt auf dem Areopag in Athen.
Bibliographie
Adolf Behne, Der Moderne Zweckbau, Βιέννη & Βερολίνο 1926.
Siegfried Mackroth, Das Deutschtum in Griechenland, Στουτγάρδη 1930.
Edith Bloem, Der Bildhauer Walter von Ruckteschell, Braunschweig 1933.
O. Stollberg (εκδ.), Wir Deutsche in der Welt, Βερολίνο 1939.
Britta Wellnitz, Deutsche evangelische Gemeinden im Ausland: Ihre Entstehungsgeschichte und die Entwicklung ihrer Rechtsbeziehungen zur Evangelischen Kirche in Deutschland, Tübingen 2003.
Peter Schneck, «Vom Askari zum New Negro: Alain Locke und Walter von Ruckteschell», Amerikastudien 51 (2006).