Ein formvollendetes Beispiel klerikaler Architektur des 20. Jahrhunderts ist die von Ernst Ziller entworfene Kapelle des Heiligen Georgios. Sie wurde 1901 im Innenhof des Waisenhauses Chatzikonstas eingeweiht.
Mit der Kapelle des Heiligen Georgios entwarf Ziller eine Saalkirche mit kreuzförmigem Grundriss, ohne Säulen oder Stützen im Inneren. Sie trägt deutliche Charakteristika des sogenannten neoromanischen Stils wie die hohen und schmalen Fenster, die hohe Kuppel und die charakteristischen Türmchen an den Außenecken. Das Ergebnis ist ein gewagtes Ganzes, das neobyzantinische und neoromanische Elemente verbindet.
Das Waisenhaus Chatzikonstas wurde 1890 im Stadtteil Metaxourgeio aus Mitteln des Erbes von Georgios Chatzikonstas errichtet. Chatzikonstas, geboren 1753, verstorben 1845, war ein im Ausland tätiger Kaufmann und hatte den Bau des Waisenhauses verfügt, um mittellosen Jungen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren Pflege, Erziehung und Ausbildung zukommen zu lassen. Die Verwaltungsauflagen des Waisenhauses hatte der königliche Erlass von 1853 geregelt, sozusagen als juristisches Fundament für die „Stiftung Georgios und Aikaterini Chatzikonstas“. Die Stiftung war die dritte philanthropische Organisation im jungen griechischen Staat.
Das ursprüngliche Gebäude der Stiftung, das ebenfalls Ernst Ziller entworfen hatte – ein Karree mit Innenhof – stand auf einem Grundstück von 12.000 Quadratmetern und wurde 1963 abgerissen. Die Kapelle des Heiligen Georgios blieb jedoch erhalten. Sie war eine Spende von Eleni Dimitriou, der Ehefrau des Enkels von Chatzikonstas.
Die Stiftung Chatzikonstas ist heute die älteste aktive Stiftung des Landes. Auf ihrem Gelände im Athener Stadtteil Chalandri fördert sie weiterhin Kinder – inzwischen auch Mädchen – einkommensschwacher Familien.