Das Werk Johann Moritz Rugendas in der Pinacoteca do Estado de São Paulo

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Rugendas. Foto: Franz Hanfstaengl © public domain via Wikimedia Commons

Johann Moritz Rugendas wurde 1802 in Augsburg geboren. Schon sehr früh brachte ihm sein Vater die ersten Pinselstriche bei. Im Alter von 13 Jahren zog er nach München zu Albrecht Adam, einem berühmten Schlachtenmaler. Er begann, an der Münchner Akademie der Bildenden Künste zu studieren, brach aber das Studium ab, um als Zeichner und Dokumentarist an der wissenschaftlichen Brasilien-Expedition des Barons Georg Heinrich von Langsdorff teilzunehmen. 1822, mitten in der Zeit des Aufruhrs wegen der Unabhängigkeitserklärung, erreichte die Expedition Brasilien, wo sie sich auf der „Fazenda da Mandioca“ in der Nähe von Rio de Janeiro niederließ und zwei Jahre blieb.

Während dieser Übergangszeit fertigte Rugendas Zeichnungen der Flora und Fauna, der umgebenden Landschaft und der Arbeiter auf dem Landgut an. Aus lauter Ungeduld besuchte er mehrere Male den Hof, wo er Kontakt zu einigen Teilnehmern der Französischen Kunstmission, wie Debret und Taunay, aufbaute. Schließlich brach die Expedition 1824 auf, doch bald sollte sie Rugendas schon wieder verlassen und seinen eigenen Weg gehen. Er reiste durch Mato Grosso, Pernambuco, Bahia, Espírito Santo und erneut durch Rio de Janeiro.

Die Bucht von Botafogo © public domain via Wikimedia Commons

Im Jahre 1825 kehrte er nach Europa zurück, wo er teils in München, teils in Paris lebte. Dort lernte er Alexander von Humboldt kennen, der ihn, sprachlos angesichts der Brasilienzeichnungen, zur Veröffentlichung seiner Bilder ermunterte. Daraufhin brachte er in den Jahren 1827 und 1835 die Hefte seiner berühmten „Malerischen Reise nach Brasilien“ heraus, die etwa 100 Lithografien auf der Grundlage seiner Zeichnungen enthielten. Das Buch wurde kontrovers diskutiert.

Capoeira - Danse de la guerre © public domain via Wikimedia Commons

Einerseits gefielen dem allgemeinen europäischen Publikum die Bilder Rugendas’, da sie ein Land mit üppiger Natur und Menschen zeigten, die als „exotisch“ galten; andererseits bewunderten die Gelehrten die Genauigkeit der abgebildeten Landschaften und Pflanzen, bemängelten jedoch in den Alltagszenen und bei den Menschendarstellungen die akademische Idealisierung, die den Bildern jegliche Glaubwürdigkeit nahm. Indigene und Afrobrasilianer wirkten europäisiert und fast wie „gute Wilde“; die grausame Sklavenarbeit hatte nicht viel Entsetzliches, sondern erschien sogar normal und annehmbar. Rugendas’ Kunst pasteurisierte gewissermaßen die Tropen und passte sie der europäischen Weltanschauung an. Trotzdem sind die heute berühmten Bilder wertvoll, da sie den brasilianischen Alltag des 19. Jahrhunderts abbilden. Ein Teil dieser Bilder gehört heute zur Sammlung der Pinacoteca do Estado de São Paulo.

Standortinformationen

Pinacoteca do Estado de São Paulo
Praça da Luz, 2
Bom Retiro
01120-010
São Paulo – SP

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag (10–18 Uhr), Donnerstag (10–22 Uhr).