Die Prinzessin Therese von Bayern in Brasilien

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Therese von Bayern. Foto: Rufus46 © CC-By-SA-3.0

Therese Charlotte Marianne Auguste von Bayern, Schwester von Ludwig III, dem letzten bayerischen König, wurde 1850 in München geboren. Sie war eine für ihre Zeit ungewöhnliche Frau mit einem ausgeprägten Wissensdurst. Sie interessierte sich vor allem für Botanik, Zoologie, Geologie und Ethnologie. Da es ihr verwehrt war, eine Universität zu besuchen, lernte sie auf eigene Faust, und zwar mit einem derartigen Einsatz, dass sie 1897 den Titel Doctor philosophiae honoris causa der Universität München erhielt. Sie war ebenso Mitglied mehrerer europäischer Forschungsgesellschaften. Sie war außerordentlich intelligent und sprach zwölf Sprachen, die sie auf zahllosen Reisen in Europa, Nordafrika sowie Nord- und Südamerika, einschließlich Brasiliens, erlernt hatte.

Als Prinzessin verfügte sie über ausreichende Mittel, um ihre Expeditionen durchzuführen und konnte dabei auch auf die volle Unterstützung ihres Vaters, des Prinzregenten Leopold von Bayern, zählen. Sie erforschte Brasilien in den späten 1880er Jahren, wobei sie sich besonders den indigenen Stämmen im Bundesstaat Esprito Santo widmete.

Frau, die dem Stamm des Botokuden angehörte, um das Jahr 1900 © public domain via Wikimedia Commons

Ihr Buch, das Reisetagebuch Meine Reise in die brasilianischen Tropen, das Dom Pedro II gewidmet ist und 1897 in Berlin veröffentlicht wurde, kann in der Biblioteca Nacional in Rio de Janeiro eingesehen werden. Es ist voller amüsanter Kommentare über die brasilianischen Sitten und Gebräuche. Therese war erstaunt zu sehen, dass die brasilianischen Frauen damals „auf orientalische Weise“ zurückgezogen lebten, und erzählt, dass sie und ihre Gesellschafterin auf einem Ausritt für als Frauen verkleidete Ingenieure gehalten wurden. In Espírito Santo besuchte Therese von Bayern Botokuden-Stämme am Rio Doce und beschrieb ihren unvergesslichen nächtlichen Tanz um das Feuer vor ihrer Hütte, der sie an einen Derwisch-Tanz erinnerte.

Biblioteca Nacional . Foto:Halleypo © CC-BY-SA-3.0

Am Ende ihres Lebens engagierte Therese sich im sozialen Bereich. Während des Ersten Weltkrieges verwandelte sie ihr Haus am Bodensee in ein Sanitäts-Zentrum. Sie setzte sich ebenfalls für die Ausbildung von Mädchen und Frauen ein. 1997, hundert Jahre nachdem sie zur Doktorin honoris causa ernannt worden war, wurde die mit der Universität München verbundene Therese-von–Bayern-Stiftung gegründet, die Wissenschaftlerinnen unterstützt.

Standortinformationen

Biblioteca Nacional
Av. Rio Branco 219
Centro
20040-008
Rio de Janeiro – RJ