Merlinstraße

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Merlinstraße. Photo: © Culturplay

Merlinstraße (2:50)

Merlinstraße (2:50)


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Mit dem Namen „Merlin“ oder „Merlinstraße“ assoziiert man das Hauptquartier und die Verhörzellen der SS und der Polizei, die während der deutschen Besatzung ihre Dienststellen in Gebäuden in Kolonaki, dem herrschaftlichen Viertel der Innenstadt, hatten.

In der Vasilissis Sofias Straße 11 lag das Palais der Griechisch-Französischen Schule Georgios S. Metaxas, die 1905 gegründet wurde. Sie umfasste einen Kindergarten, eine Grundschule, ein Gymnasium, eine Handelsschule, ein Internat sowie Sportanlagen.

Im September 1943 wurden das Palais und seine Nachbargebäude von den deutschen Streitkräften beschlagnahmt, um die „schwarzen Dienststellen“ der NS-Besatzungsmacht Griechenlands zu beherbergen: die Dienststelle der Sicherheitspolizei (SiPo), des Sicherheitsdienstes (SD) und der Ordnungspolizei (Orpo) sowie den Sitz des Haupt-SS- und Polizeiführers (HSSPF). In dieser Zeit umfasste das Aufgabengebiet des HSSPF den Generalstab der Kriegs- und Polizeidienste wie auch die politischen Dienste der SS. Ab Oktober 1943 bis zum Ende der deutschen Besatzung wurde diese Position mit Oberst der SS Walter Schimana besetzt.

Merlinstraße. Photo: © Culturplay

Die Merlinstraße bekam durch die Bedeutung der Dienststellen in den einzelnen Gebäuden einen besonderen Stellenwert. In der Hausnummer 3 war die Abwehrabteilung des Militärbefehlshabers Griechenlands, Abwehroffizier/MBG, A.O., untergebracht, die zur Aufgabe hatte, die Wehrmacht und die SS zu koordinieren. Hausnummer 10 war die Anschrift des Leiters der SiPo, des SD und seines Standartenführers Walter Blume. Die Verhörbüros zogen ebenfalls in die Straße ein, in einigen Kellergeschoßen wurden Folter- und Haftzellen eingerichtet.

Merlinstraße. Photo: © Culturplay

Ungefähr 150 Männer der SS bewachten den Block von Gebäuden, der zum kritischen Kommandozentrum für die Widerstandsbekämpfung, die Festnahmen, die Spionageabwehr, die NS-Propaganda und die Judenverfolgung wurde.

Vom ersten Augenblick an bis zum Oktober 1944 verband man „die Merlin“ mit Angst und Schrecken, mit Haft und Folter Tausender jüdischer und nicht-jüdischer Bürger und Widerstandskämpfern aus Athen und ganz Griechenland. Von der Merlinstraße wurden Häftlingsgruppen in das große SS-Lager von Chaidari und in andere Lager der Hauptstadt zur Hinrichtung abtransportiert.

Merlinstraße. Photo: © Culturplay

Von diesen Orten des Schreckens gibt es nur wenige Spuren. Anfang 1960 wurde das Gebäude der Metaxas-Schule abgerissen und anstelle der ehemaligen Vernehmungsbüros entstand in den 90er Jahren ein großes Kaufhaus.

Eine Skulptur von Thanasis Apartis, eine Gedenktafel und eine originale Zellentür am Eingang sind die einzigen Zeugnisse der historischen Bedeutung dieser Straße.

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Bibliographie

Alexandros Zisis, Chaidari, Athen 1969

Gedenkorte Europa 1939-1945 - Merlin: http://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/merlin.html

Standort

Merlinstraße, Sekeristraße, Vasilissis Sofias Straße
Athen