Nikaia, Osias Xenis - Platz

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Die Gemeinde Nikaia erlitt das größte Blutvergießen von Athen und ist der Ort des kollektiven Gedächtnisses und der hohen Erinnerungssymbolik über die Zeit der deutschen Besatzung.

Nikaia ist eine der größten Vorstädte von Piräus und einer der am dichtesten besiedelten Bezirke der Hauptstadt. Ihr ursprünglicher Name war Kokkinia aufgrund seiner roten (kokkino) Erdoberfläche. Ihre Geschichte beginnt in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als sich Tausende von Flüchtlinge aus Kleinasien und der Pontos-Region, vor allem aus Smyrna, Bithynien, Trapezunt und Ikonion hier niederließen. Damals wurden ca. 1000 zweisstöckige Häuser für 50 000 Flüchtlinge sowie Fabriken und Handwerkstätten errichtet.1934 wurde Nikaia zur Gemeinde und 1940 umbenannt.

In der Vorkriegszeit waren alle Einwohner von Nikaia Arbeiter und ihre Lebensbedingungen bereits äußerst schwierig. Die Besatzungszeit verschlechterte ihre Situation und Tausende von Einwohnern starben vor allem im Winter 1941 – 1942 an Hunger und Krankheit. Dazu kam, dass Nikaia eine Hochburg des kommunistischen Widerstandes in der Hauptstadt wurde und der unbegrenzten Gewalt der Besatzer ausgesetzt war.

Am 17. August 1944 kam es zur Umzingelung der Stadt durch die Einheiten der Wehrmacht , der SS und des Sicherheitsbataillions (griechische Informanteneinheiten). In der Folge wurden alle männlichen Einwohner zwischen 14 und 60 Jahren auf dem Osias Xenis-Platz zusammengetrieben. Mit Hilfe der Informanten kam es zur Selektion unter linken Widerstandsorganisationen der EAM (Nationale Befreiungsfront), der ELAS (Griechische Volksbefreiungsarmee) und der EPON (Vereinigte Panhellenische Jugendorganisation) und endete in einer Massenhinrichtung in einer Textilfabrik hinter dem Platz, bekannt als die „Mandra“. Gleichzeitig wurden unzählige Häuser zerstört und viele Menschen in Neapoli im nördlichen Teil des Stadtbezirkes willkürlich getötet. An diesem Tag verloren 150 - 200 Menschen ihr Leben. Ungefähr 5000 Geisel wurden in das Lager von Chaidari überführt und einige Tage später nach Deutschland in Lager deportiert.

Die „Razzia“ von Kokkinia, die in die Geschichte einging als Blutbad dieses Tages, stigmatisierte das Stadtviertel, das offiziell als Stadt des Leidens benannt wurde. An den Feierlichkeiten zum Jahrestag der Ereignisse auf dem Osias Xenis-Platz nehmen jedes Jahr zahlreiche lokale Vertreter und Einwohner teil. In den 60er Jahren wurde ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer errichtet. In der Textilfabrik, in der die Hinrichtungen vollzogen wurden, hat heute das Museum des Nationalen Widerstandes seinen Platz gefunden und erfreut sich zahlreicher Besucher aus dem öffentlichen Leben und von Schulen.

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Bibliographie

Dimitris P. Liatsos, To bloko tis Kokkinias (Die Razzia von Kokkinia), Piräus 1983.

Dimos Nikaias, To Bloko tis Kokkinias. Xroniko mnimis. Nikaia 2004.

Johannes Krämer, „ ...Und das wir acht geben auf die nächste Generation“. Geschichte der griechischen Zwangsarbeiter in Bensheim-Auerbach. Bensheim 2008.

Standort

Osia Xenis Platz
18450 Nikaia