Villa Allatini

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Villa Allatini. Photo: George Kogias © Goethe-Institut Thessaloniki

Villa Allatini (3:33)

Villa Allatini (3:33)


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Die Villa Allatini wurde 1888 als Landhaus für den italienischen Juden Carlo Allatini erbaut. Carlo war der Spross einer der wichtigsten Familien der Stadt, der Allatinis, die bereits 1796 zusammen mit den Modianos das Handelshaus Allatini-Modiano gegründet hatten. Es bestand bis 1868 und war in den Branchen Getreide, Tabak, Stoffe u. a. tätig. Was den Tabak betrifft, hatte es das Handelshaus übernommen, im Namen von französischen, italienischen und österreichischen Firmen die Märkte mit Tabak zu beliefern. Die Kooperation mit großen westeuropäischen Unternehmen festigte seine wirtschaftliche Macht für mehr als ein Jahrhundert nicht allein in Thessaloniki, sondern im gesamten Osmanischen Reich.

Villa Allatini. Photo: George Kogias © Goethe-Institut Thessaloniki

Die Villa Allatini wurde am nordöstlichen Rand des Hamidiye-Viertels zwischen den Feldern und Weingärten der Gegend errichtet und galt als die größte und luxuriöseste Villa der Stadt. Sie steht in der Mitte eines weitläufigen Grundstücks, das einen großen Hof bildet. Trotz der Anbauten, die von Zeit zu Zeit vorgenommen wurden, hat sich ihr imposanter Charakterer erhalten. Der Grundriss des Gebäudes ist hufeisenförmig und besteht aus einem kubischen Hauptgebäude und zwei kleineren, schmalen Seitengebäuden, die so wirken, als seien sie Vorbauten des Haupthauses. Die Verbindung der Gebäudeteile erfolgt im Erdgeschoss durch einen offenen Balkon in Hufeisenform mit Blick aufs Meer, während es auf der Rückseite einen Balkon gibt, der auf den Hof geht. 1937 wurden zwei Flügel angebaut, die nur noch die Hauptfassade des Gebäudes freilassen.

Die Seitengebäude betonen in Verbindung mit der Treppe, dem Balkon im ersten Stock und den differenzierten Fensteröffnungen die senkrechte Achse des Zentralbaus. An allen Außenwänden sind die Stockwerke durch dekorative Backsteinfriese abgesetzt und alle Fenster sind symmetrisch zur Eingangsachse angeordnet.

Villa Allatini. Photo: George Kogias © Goethe-Institut Thessaloniki

Von 1909 bis 1912 diente die Villa Sultan Abdülhamid II. als Residenz und Gefängnis nach dem Putsch der Jungtürken und seiner erfolglosen Gegenwehr. Nach seinem Sturz wurde der Sultan zusammen mit seinem Harem, den loyalen Offizieren und seinen Dienern per Eisenbahn unter massiver militärischer Eskorte von Istanbul nach Thessaloniki gebracht. Dort stand er unter Hausarrest und lebte von 1909 bis 1912 in der Villa Allatini. Kurz vor der Befreiung der Stadt durch die griechische Armee wurde er eilig nach Istanbul zurückbefördert.

Die Ankunft des gestürzten Sultans in Thessaloniki weckte die Neugier der Bevölkerung, die vor der Villa zusammenströmte, um den Sultan und sein Gefolge zu sehen.

1926 nahm die Villa die neugegründete Universität von Thessaloniki auf. Als diese in das Gebäude der Osmanischen Schule für Öffentliche Verwaltung Idadiye verlegt wurde, d.h. in das heutige alte Gebäude der Philosophischen Fakultät, wurde in der Villa eine Abteilung des Gesundheitsamts untergebracht. Während des Zweiten Weltkriegs diente sie als Nebenstelle des Militärkrankenhauses und bildete später den Sitz der Präfektur Thessaloniki.

Standort

Büro der Region Zentralmakedonien
Leoforos Vasilissis Olgas 198
Thessaloniki