Katholische Kirche Agios Loukas, König Otto Büste und Heldendenkmal

Aus goethe.de
Wechseln zu: Navigation, Suche
Katholische Kirche Agios Loukas, König Otto Büste und Heldendenkmal. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Katholische Kirche Agios Loukas, König Otto Büste und Heldendenkmal (6:37)

Katholische Kirche Agios Loukas, König Otto Büste und Heldendenkmal (6:37)


fileGRIECHENLAND COVER HERAKLEIO 4.jpg

Eine katholische Kirche gotischen Stils und die Büste ihres Stifters König Otto sowie ein Denkmal zu Ehren der in den Kriegen zwischen 1912 und 1922 Gefallenen zeugen noch heute von der Siedlung freiwilliger Soldaten aus Deutschland, die 1833 mit Otto nach Griechenland gekommen waren und sich entschieden hatten, nicht mehr in ihre Heimat zurück zu kehren.

Katholische Kirche Agios Loukas. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Der gewölbte Eingang, die Spitzbögen der Fenster und der Glockenturm machen die katholische Kirche des Heiligen Lukas zu einem in Athen außergewöhnlichen Beispiel sakraler Architektur. Die Kirche wurde nach Plänen des dänischen Architekten Theophil Hansen gebaut und im Oktober 1845 eingeweiht. Hansen hat in jener Zeit viele wichtige Bauten in Athen und Wien geschaffen.

Katholische Kirche Agios Loukas. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Oberhalb der sogenannten Schönen Pforte, der mittleren Tür in der Ikonostase, der Bilderwand, die den Altarraum von der restlichen Kirche trennt, befindet sich die Ikone des Evangelisten Lukas. König Otto soll sie persönlich der Kirche gewidmet haben, als deren Stifter ihn auch eine marmorne Inschrift nennt. Der Name Ottos steht außerdem auf dem Grundstein des Gebäudes, auf dem königliche Medaillen platziert sind - sowohl die Ottos wie auch die seines Vaters Ludwig von Bayern, der sich finanziell an der Errichtung der Kirche beteiligt hat.

Katholische Kirche Agios Loukas. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Wieso aber wurde damals eine katholische Kirche gotischen Stils 10 Kilometer außerhalb im Nordosten des Athener Zentrums gebaut? Sie war das Herz der „Militärkolonie“, die für die bayerischen Soldaten angelegt wurde, die mit König Otto 1833 nach Griechenland gekommen waren und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren wollten.

Sie gehörten zu dem ca. 3.500 Mann starken Königlich Bayerischen Hilfs-Corps, das das Land militärisch kontrollieren, die Sicherheit gewährleisten und die frisch installierte königliche Macht im neugegründeten griechischen Staat festigen sollte.

Dazu kamen noch die ungefähr 5.500 Freiwilligen vorwiegend aus Bayern, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands mit einer Dienstzeit von vier Jahren, die den Kern des zukünftigen griechischen Heeres bilden sollten. Nach der vorgesehenen Auflösung der Militärverbände, die während der griechischen Revolution an vorderster Front gekämpft hatten, sollten auch alle Griechen, sofern sie dies wünschten, in das neue Heer eintreten.

Eine so große Anzahl ausländischer Soldaten rief in einem Land voll pulvergeschwärzter Partisanenführer und Freiheitskämpfer großen Unmut hervor und hatte schwerwiegende Konsequenzen. Während die Bayern, die den jungen König Otto begleitet hatten, zu Anfang mit „gastfreundlichen und offenen Armen“ empfangen wurden, wie der Kommandant des Hilfs-Corps Christof Neezer in seinen Erinnerungen anmerkt, schlug die Stimmung um, als man feststellte, dass die Ausländer für bestimmte Posten bevorzugt wurden, während die Griechen „die so viele Jahre für die Heimat gekämpft hatten, immer und überall unklug umgangen wurden“, eine Tatsache, die „im Volk Hass auf alle Bayern“ entstehen ließ.

Aufgrund dieser Widerstände und unter den schwierigen Bedingungen eines vom langjährigen Krieg zerstörten Landes, in dem es an allem mangelte, verblasste der anfängliche Enthusiasmus der Freiwilligen schnell und viele traten aus dem Hilfs-Corps aus. Außerdem führten in den darauffolgenden Jahren die wiederholten Zusammenlegungen der ursprünglichen Einheiten vor allem aus finanziellen Gründen dazu, dass übermäßig viele deutsche Soldaten zusammengedrängt leben mussten und so traten die meisten nach Ablauf ihrer vierjährigen Dienstzeit die Rückreise in die Heimat an.

Dennoch gab es einige, die erklärten, in Griechenland bleiben zu wollen. Daraufhin wurde beschlossen, öffentlichen Grund und Boden für eine „Militärkolonie“ zur Verfügung zu stellen, um eine produktive und kontrollierte Ansiedlung der Soldaten zu gewährleisten. Einer Tradition folgend legte man zur Ortsbestimmung an verschiedenen Stellen Fleischstücke aus, um zu sehen, wo die Verwesung aufgrund guter Klimaverhältnisse am spätesten einsetzt. Auf diese Weise wurde Iraklion bei Athen ausgesucht, früher bekannt als Arakli oder Irakli und in deutschen Quellen als Aracly oder Heraclia bezeichnet. Einer Auffassung folgend, deckt sich der Namen mit dem Iraklion, das der antike Dichter Diogenis Laertios im 3. Jahrhundert nach Christus erwähnt, nach einer anderen Version geht er auf die altgriechische Inschrift „Irakleotis“ zurück.

1837 wurde also die Landesplanung für die Siedlung vorgenommen und man begann mit der Vergabe der Landgüter. Die Planung folgte tatsächlich einer militärischen Denkweise und so bildeten die Gebäude ein ummauertes Rechteck mit nur zwei Zugängen, das den Eindruck einer befestigten Kaserne hervorrief. Zunächst waren Unterkünfte für 60 Soldatenfamilien vorgesehen, aber es waren wohl nicht mehr als 31 und bis Ende 1840 fiel ihre Zahl auf 16 Familien und 3 unverheiratete Siedler.

Allerdings erzielten die ehemaligen Soldaten mit ihrer Feldarbeit keine sonderlich guten Erträge und 12 von ihnen eröffneten Weinschänken. Die wurden zu Stammkneipen von Deutschen in Athen und nicht selten kam es dort zu Zwischenfällen unter den betrunkenen Gästen, die dann im Gerichtssaal ausgetragen werden mussten.

Bemerkenswerterweise haben auch drei bayerische Bauern - Wilhelm Hugelle, Philipp Peter Wanger und Johann Bittlinger - ohne in der Armee gedient zu haben, bei König Otto darum nachgesucht, sich mit ihren Familien in der neugeschaffenen Siedlung niederlassen zu dürfen, was ihnen gestattet wurde. Diese neuen Siedler akklimatisierten sich offenbar mit mehr Erfolg. Sie vergrößerten allmählich ihren Grundbesitz und machten sich die Nähe ihrer Ländereien zur aufstrebenden Hauptstadt zu Nutze, wo es einen steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln und Dienstleistungen gab. Diese flexiblere Anpassung hat wohl auch auf diejenigen der übrigen Siedler abgefärbt, die sich schließlich behauptet haben.

Erinnert sei da besonders an die Familie Fix, ursprünglich Fuchs, die eine Pionierrolle bei der Verbreitung des Bieres in Griechenland gespielt hat. Ihre wohl älteste Brauerei liegt nur wenige Dutzend Meter von der Kirche des Heiligen Lukas entfernt. Fix Bier war lange Zeit eine der bekanntesten Marken in Griechenland und wird auch heute – nach längerer Pause - wieder gebraut.

Die Bewohner der Militärkolonie von Iraklion hoben sich mit ihren deutschen Nachnamen und ihrer Religionszugehörigkeit - die meisten waren katholisch, nur einige wenige evangelisch – augenscheinlich von der Umgebung ab. Diese Eigenarten haben sich bis heute erhalten, nicht aber der Gebrauch der deutschen Sprache.

Ein Jahrhundert nach der Ankunft der deutschen Freiwilligen in Griechenland hat sich die vollkommene Integration ihrer Nachkommen in dem marmornen Heldendenkmal von Iraklion manifestiert. Das Werk des Bildhauers Nikolaos P. Georgantis (1883-1947) wurde 1933 auf dem schattigen Platz gegenüber der Kirche des Heiligen Lukas enthüllt. Unter den „für das Heimatland in den Kriegen zwischen 1912 und 1922 Gefallenen“ werden eine ganze Reihe von Soldaten geehrt, deren Namen an die ersten Siedler der „Militärkolonie Arakly“ erinnern. Diese Familienamen sind auch auf dem katholischen Friedhof von Neo Iraklion, inzwischen ein Athener Vorort und auch noch unter den heutigen Bewohnern zu finden.

Anlässlich des 100. Todestages von König Otto fertigte der Bildhauer Georgios Maltezos eine Bronzebüste von ihm an, die den jungen König in traditioneller griechischer Tracht zeigt. Paola Huber, eine der Nachfahren der ersten Siedler hatte die Büste zu Ehren des Stifters der Kirche gespendet und der damalige Bürgermeister von Iraklion enthüllte sie im Juni 1968 im Vorhof der Kirche des Heiligen Lukas.

König Otto Büste. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum
König Otto Büste. Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum
Poi sammlung 02 de IGNORECLICK .jpg

Christoph Neezer 1808-1883

Christoph Neezer wurde 1808 in Rüdenhausen in Franken geboren. Er war ein Leutnant des Bayerischen Heeres und gehörte zum Bayerischen Hilfs-Corps, das König Otto 1833 nach Griechenland begleitete. Am 29. März beziehungsweise nach julianischer Zeitrechnung am 10. April 1833 übernahm er von dem bisherigen türkischen Kommandanten die Akropolis von Athen und hisste dort die griechische Fahne. Später beteiligte er sich an der Verfolgung von Freiheitskämpfern, die sich den Weisungen der neuen Macht nicht unterordnen wollten. Er wurde während der Operationen gegen die Aufständischen in der Mani verwundet und diente als Kommandant in Rio auf der Peloponnes.

Seine Einheit zog im April 1835 aus Griechenland ab, doch er kehrte 1840 wieder zurück und übernahm eine Zeit lang die Aufsicht über die Siedlung der ehemaligen bayerischen Soldaten in Iraklion. Danach eröffnete er in Athen eine Fabrik zur Herstellung von Fischleim, arbeitete dann als Schiffsausrüster in Rumänien und später als Lehrer für Deutsch und Sport in Konstantinopel.

Er heiratete zwei Mal eine Griechin, zuerst Agathi Trikkaliotou und nach deren Tod Maria Giannakou. Er starb 1883 und seine Kinder veröffentlichten seine Memoiren, in denen er redegewandt, humorvoll und mit kritischem Blick seine Erfahrungen in den ersten Jahren der Konstituierung des griechischen Staates beschreibt. Anlässlich des 100. Jahrestages der Befreiung der Akropolis von den Osmanen wurde sein ältester noch lebender Sohn Alexandros Neezer 1933 mit dem Hissen der griechischen Fahne in Belvedere betraut.

Unter den Enkeln des bayerischen Hauptmanns sind bekannte griechische Theater- und Kinoschauspieler des 20. Jahrhunderts wie Christoforos Nezer, so die inzwischen griechische Aussprache des Namens, Marika Nezer und andere. Das Familiengrab eines Zweigs der Neezer befindet sich auf dem Ersten Friedhof von Athen, Abschnitt 4, Nr. 218, aber der bayerische Leutnant selbst ist in Konstantinopel beigesetzt worden.

Bibliographie

«Συνθήκη φιλίας και συμμαχίας μεταξύ των Βασιλείων της Ελλάδος και της Βαυαρίας», «Περί στρατολογίας συνθήκη μεταξύ Βαυαρίας και Ελλάδος» και «Συνθήκη μεταξύ της Α.Μ. του Βασιλέως της Βαυαρίας και της Α.Μ. του Βασιλέως της Ελλάδος περί αποστολής Βασιλικού Βαυαρικού επικουρικού σώματος εις την Ελλάδα», Εφημερίς της Κυβερνήσεως του Βασιλείου της Ελλάδος 18, 20 και 22 (1833) [τα κείμενα είναι δημοσιευμένα στην ελληνική και τη γερμανική γλώσσα, καθώς η Εφημερίδα της Κυβερνήσεως εκδιδόταν τότε δίγλωσση].

Georg Maurer, Das Griechsche Volk, Χαϊδελβέργη 1835.

Γκεόργκ Μάουρερ, Ο Ελληνικός λαός, Αθήνα 1976.

Α. Πετσάλης, Συλλογή απάντων των Νόμων, Διαταγμάτων, Διαταγών του Στρατού, κτλ., από του έτους 1833 μέχρι τέλους του 1840, Αθήνα 1842.

Frederick Strong, Greece as a Kingdom, Λονδίνο 1842.

Eduard Engel, Griechische Frühlingstage, Ιένα 1887.

Χριστόφορος Νέεζερ, Απομνημονεύματα των πρώτων ετών της ιδρύσεως του Ελληνικού Βασιλείου, 1η έκδ. Κωνσταντινούπολη 1911, 2η έκδοση Αθήνα 1936.

Siegfried Mackroth, Das Deutschtum in Griechenland, Στουτγάρδη 1930.

Ερρίκος Σκάσσης, «Ο Καθολικός Καθεδρικός Ναός του Αγίου Διονυσίου του Αρεοπαγίτου», Νέα Εστία 909 (1965).

Ευγένιος Δαλέζιος, Ο εν Αθήναις Καθεδρικός Ναός του Αγίου Διονυσίου του Αρεοπαγίτου (1865-1965) μετά συντόμου ιστορίας των Καθολικών Ενοριών της Ηπειρωτικής Ελλάδος (1830-1965), Αθήναι 1965.

Wolf Seidl, Bayern in Griechenland: Die Geschichte eines Abenteuers, Μόναχο 1965.

Βόλφ Ζάιντλ, Βαυαροί στην Ελλάδα - Η γένεση του νεοελληνικού κράτους και το καθεστώς του Όθωνα, Αθήνα [1984].

Γεώργιος Θ. Μαλτέζος, Το Χρονικόν του Ηρακλείου Αττικής, Αθήνα 1970.

Χριστιάνα Λυτ, Μια Δανέζα στην Αυλή του Όθωνα, Αθήνα 2η έκδ. 1988.

Χριστιάνα Λύτ, Στην Αθήνα του 1847-1848, Αθήνα 1991.

Κώστας Η. Μπίρης, Αι Αθήναι από του 19ου εις τον 20ον αιώνα, Αθήνα 3η έκδ. 1996.

Βάνα Μπούσε, Μίχαελ Μπούσε (μετάφρ., επιμ.), Ανέκδοτες επιστολές της βασίλισσας Αμαλίας στον πατέρα της, 1836-1853, 2 τόμοι, Αθήνα 2011.

«Από του Όθωνα τα χρόνια: Οι πρόγονοί τους ήρθαν με τους Βαυαρούς το 1833 και ρίζωσαν στην Αθήνα», εφημερίδα Τα Νέα, 30 Σεπτεμβρίου 2009.

Λίνα Γιάνναρου, «Η μικρή Βαυαρία και το τεστ των αμνών», εφημερίδαΚαθημερινή, 15 Νοεμβρίου 2015.

Standort

Katholische Kirche Agios Loukas, König Otto Büste und Heldendenkmal
Agiou Louka Straße 1
Iraklion bei Athen