Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin)

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Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin) (4:24)

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin) (4:24)


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Der Name des Architekten, der das kleine romantische Landhaus von Königin Amalia in Ilion entworfen hat, bleibt ein Geheimnis. Der sogenannte „Turm der Königin“ wurde 1854 fertig gestellt und der Schriftsteller und Journalist Kostas Ouranis hat ihn als eine „eigenartige Mischung zwischen einem gewöhnlichen griechischen Haus und einem Turm in deutschen Wäldern“ bezeichnet.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Seinen Namen verdankt das Landhaus dem großen rechteckigen Turm in neugotischem Stil an einer der vier Hausecken und den vieleckigen Türmchen an den anderen drei Hausecken sowie einer Bastei entlang der Dachterrasse. Diese Bauweise folgte der damaligen Mode für königliche Lustschlösschen in Europa und vor allem in Deutschland.

Das Landhaus wurde auf dem Gut Eptalofos mit einer Fläche von insgesamt 250 Quadratmetern gebaut, das von der Königsfamilie für einen vorbildlichen Obst- und Gemüsegarten vorgesehen war. Es wurden Palmen, Zypressen, Obstbäume, Zierpflanzen und Weinreben angepflanzt sowie ausgesuchte Tierarten gehalten wie Araberpferde, Merino-Schafe u.a.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

An der Fassade wechseln sich die schlichten gotischen Fenster des Erdgeschosses mit den kunstvoller verzierten des ersten Stocks ab, wo auch der Balkon in der Mitte ähnlich aufwendig dekoriert ist.

Der Turm von Liosia weist – auch wenn er viel kleiner ist - einige Ähnlichkeiten mit dem Schloss Hohenschwangau in Bayern auf, das zwischen 1833 und 1837 als Sommerpalast des Bruders von König Otto, des Prinzen Maximilian gebaut wurde.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Der Eingang zum „Turm der Königin“ befindet sich auf der Westseite und führt in eine Empfangshalle umgeben von drei kleinen Zimmern. Am Ende der Halle führt eine Wendeltreppe im Inneren des großen Turms sowohl in den Keller wie auch in den ersten Stock.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum
Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Im ersten Stock liegen zwei kleinere Zimmer und ein großer Saal mit einem kunstvoll verlegten Parkettboden mit Intarsien. Zwischen den reichen Dekorationen an der Decke und an den Wänden in den Farben Blau, Rot und Gold finden sich die Wappen der beiden Herrschaftshäuser von Königin Amalia und König Otto, also das derer von Oldenburg sowie das der Wittelsbacher sowie die heraldischen Embleme der Königreiche Griechenland und Bayern.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Nahe dem Landhaus erhebt sich ein bemerkenswertes Tor mit einer Bastei, flankiert von vier Türmchen. Das Anwesen wird im Süden von einem englischen Garten mit Springbrunnen und Statuen umgeben. Zur Nordseite hin erstreckt sich eine Reihe kleinerer Bauten, die an deutsche Bauernhäuser erinnern und als Schuppen und Ställe dienten.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Die Identität des Architekten, der den „Turm der Königin“ an der Stelle entworfen hat, an der sich wahrscheinlich während der Türkenherrschaft ein älterer Turm befunden hatte, ist bisher ungeklärt. Einige sind der Meinung, es handele sich um den französischen Architekten Florimond Boulanger, der zu jener Zeit in Griechenland arbeitete und sich mit der Innenausstattung und der Möblierung des Gebäudes beschäftigt hatte. Andere wiederum glauben, die Pläne seien wahrscheinlich im Ausland entstanden, eine Version, die ebenfalls nicht ausgeschlossen werden kann. Neuere Erkenntnisse lassen auch die Möglichkeit offen, dass der dänische Architekt Theophil Hansen involviert war.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Nach der Absetzung von König Otto hat Baron Simon Sinas das Gut Eptalofos erworben und nach dessen Tod ist es an den Unternehmer und Abgeordneten Georgios Pachys verkauft worden. Eine seiner Töchter heiratete den italienischen Unternehmer Ferdinand Serpieri, womit das Gut in den Besitz der Familie Serpieri überging.

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin). Photo: Leonidas Kallivretakis © Nationales Hellenisches Forschungszentrum

Heute ist ein Großteil des ursprünglichen Guts „Eptalofos“ dem öffentlichen Park zur „ökologischen Sensibilisierung“ übergeben worden, der nach dem sozialistischen Politiker Adonis Tritsis benannt wurde. Ein kleiner Teil mit dem „Turm der Königin“ ist im Besitz der Familie Serpieri geblieben und wird von einer „Gesellschaft für Ackerbau und Viehzucht“ bewirtschaftet, die vor allem biologischen Weinanbau betreibt. Anfang des 21. Jahrhunderts ist der Turm restauriert worden und kann nach Vereinbarung besichtigt werden.

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François-Louis-Florimond Boulanger (1807-1875)

François Francois-Louis-Florimond Boulanger wurde 1807 in Douai in Frankreich geboren. Er studierte an der ÉEcole des Beaux Arts in Paris und setze seine Ausbildung dann an der Französischen Akademie in Rom fort, wo er 1836 den ersten Preis in Architektur gewann. Er kam 1845 nach Athen und blieb dreißig Jahre. In der griechischen Hauptstadt trug er zum Entwurf wichtiger Bauten bei wie zu dem Zappeion Veranstaltungsgebäude, dem Alten Parlament, in dem heute das Historische Museum untergebracht ist und der Metropolis Kirche. Boulanger war außerdem einer der enthusiastischsten Anhänger des französischen Philosophen Charles Fourier (1772-1837), dem Begründer der Bewegung des „utopischen Sozialismus“, dessen Ideen Boulanger auch in Griechenland zu propagieren versuchte. Auf diesem Hintergrund befasste er sich mit dem ersten Landwirtschaftskollektiv von Ambelakia in Thessalien als einem Anwendungsbeispiel dieser Ideen. Er verfügte auf seinem Sterbebett, dass der größte Teil seines Besitzes zur Umsetzung der Ziele des Fourierismus genutzt werden solle.

Theophil Hansen (1813-1891)

Theophil Hansen wurde 1813 in Kopenhagen geboren und studierte an der Königlichen Dänischen Kunstakademie, bevor er 1838 nach Griechenland kam. Dort befand sich bereits sein älterer Bruder Hans Christian Hansen, geboren 1803, gestorben 1883, der ebenfalls Architekt war. Von den Werken Theophil Hansens in Griechenland sind vor allem die Akademie von Athen und die Nationalbibliothek von Bedeutung, die zusammen mit der Universität von Athen, die sein Bruder entworfen hat, die international bekannte „Athener Trilogie“ auf der Panepistimiou Straße bilden, eine für den Neoklassizismus sinnbildliche Einheit. Theophil Hansen setzte später seine Karriere in Wien fort, wo er ebenfalls bedeutende Bauten entwarf wie das österreichische Parlament und den Wiener Musikverein. Um den Beitrag der Brüder Hansen zur architektonischen Entwicklung Athens zu würdigen, wurde eine Seitenstraße der Patision Straße nach ihnen benannt.

Bibliographie

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Standort

Pyrgos Vasilissis (Turm der Königin)
Dimokratias Boulevard 67
Ilion bei Athen