Allasch: Ein Leipziger Original aus Lettland

Aus goethe.de
Wechseln zu: Navigation, Suche
Historische Ansicht des Gutshofs in Allasch vor 1905. Foto: © Allažu bibliotēka

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gehört der Kümmellikör Allasch kulinarisch zu Leipzig wie die Lerchen und das Allerlei. Der wahre Ursprungsort der sächsischen Spirituose aber liegt in Lettland.

Die Traditionsspirituose Allasch gilt als ein Stück sächsischer Lebensart. Der würzige Kümmellikör hat seinen Ursprung allerdings nicht in Leipzig, sondern stammt aus Allasch im heutigen Lettland. Gut 60 Kilometer von Riga entfernt begann 1823 die deutschbaltische Familie von Blanckenhagen auf ihrem Gutshof im heutigen Allažmuiža damit, das hochprozentige Getränk zu brennen. Rund 600 dunkelgrüne Flaschen „Allasch Kümmel” wurden pro Tag hergestellt und nach Russland, in die USA sowie nach Großbritannien und dessen Kolonien geliefert.

Unter Wilhelm Johann Otto von Blanckenhagen (1867-1934) wurde Allasch bei der Weltausstellung 1900 in Paris ausgezeichnet. Foto: © Allažu bibliotēka

Sieben Jahre nach Aufnahme der Produktion fand der aus reinem Kümmeldestillat hergestellte Likör seinen Weg nach Sachsen – baltische Händler brachten ihn 1830 auf die Leipziger Messe. Allasch erfreute sich schon bald großer Beliebtheit und wurde von mehreren ortsansässigen Unternehmen hergestellt. Verfeinert von Destillateuren wurde der Likör zu einer Edelmarke und einer regionalen Spezialität – seit 1926 wird er unter dem Namen „Echter Leipziger Allasch” vertrieben. Eiskalt serviert trinkt man ihn zur Verdauung nach dem Essen oder zusammen mit der Leipziger Bierspezialität Gose.

Eine Flasche „Echter Leipziger Allasch”. Foto: © Wilhelm Horn Markenspirituosen GmbH

Auch in Lettland wird unter dem Markennamen „Allažu ķimelis“ noch Kümmellikör produziert. Destilliert wird er allerdings nicht mehr an seinem Entstehungsort – das Herrenhaus der Familie von Blanckenhagen brannte im Revolutionsjahr 1905 nieder. Kurzzeitig wieder erneuert wurde das Anwesen während des Ersten Weltkriegs fast völlig zerstört. Die Produktion wurde zunächst nach Schwerin und 1939 von dort nach Amsterdam verlagert. Übrig blieben in Allažmuiža nur die Wassermühle und ein Park.

Standortinformation

Einstiger Gutshof
Allažmuiža, Allažu pagasts, LV-2154
LETTLAND

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher