August Bielenstein: Erforscher der lettischen Sprache und Kultur

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August Bielenstein. Foto via Wikipedia

Mehr als 50 Jahre lang wirkte August Bielenstein als Pastor in Lettland. Dabei erforschte der Universalgelehrte die Kulturgeschichte des Landes wie kein anderer zuvor.

August Bielenstein (1826-1907) gilt als der Erste, der die Geschichte der lettischen Sprache wissenschaftlich systematisch erfasste. Der evangelische Pastor erwarb sich als Sprachforscher, Volkskundler, Ethnograph und historischer Geograph große Verdienste in Lettland. Auch wenn er sich selbst als „Freund der Letten“ bezeichnete, war der langjährige Präsident der „Lettisch-Literärischen Gesellschaft” ein standesbewusster Deutschbalte.

Frontansicht des ehemaligen Pastoratsgebäudes in Dobele, in dem August Bielenstein fast 40 Jahre lebte. Foto: Alexander Welscher

Bielenstein wuchs in einem protestantischen Pfarrhaus im damaligen Neu-Autz (Jaunauce) auf, wo er seine Kindheit und ersten Berufsjahre verbrachte. Dazwischen lernte er am altehrwürdigen Gymnasium Pforta in Sachsen-Anhalt und studierte Theologie an den Universitäten in Halle und Dorpat (Tartu). Nach dem Tod seines Vaters übernahm er dessen Gemeinde und wechselte 1867 als Pastor nach Doblen (Dobele), wo er bis 1905 lebte und später begraben wurde.

Gedenkstein für August Bielenstein im Garten vor der evangelisch-lutherischen Kirche in Dobele. Foto: Alexander Welscher

Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit für die deutsche Gemeinde und der Verwaltung seiner landwirtschaftlichen Güter beschäftigte sich Bielenstein auf Fahrten durch das Land mit der lettischen Kulturgeschichte. Daraus resultierten mehrere Abhandlungen über das Lettentum, Werke über Ethnographie und Folkloristik sowie Karten von alten lettischen Burghügeln.

Ausstellung mit Werken von August Bielenstein im Heimatmuseum von Dobele. Foto: Alexander Welscher

Die größte Aufmerksamkeit aber widmete Bielenstein der Erforschung und der Beschreibung der lettischen Sprache. Seine Werke gelten als bedeutende Quellen der indoeuropäischen Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts. Auch war er von 1867 bis 1903 Herausgeber der „Latviešu Avīzes“, der damals größten Zeitung in lettischer Sprache. Trotz allem Interesse an den Letten hatte der Geistliche als Deutschbalte ein zwiespältiges Verhältnis zu deren Nationalbewegung und stand ihr kritisch gegenüber.

Standortinformation

Ehemaliges Pastorat
Brīvības iela 50/52
Dobele, LV–3701
LETTLAND

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher