Erinnerung und Mahnung: Die NS-Gedenkstätte Rumbula

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Rumbula, Menora mit Gedenksteinen. Foto: Katrin Wolschke

Die Schönheit der abgeschiedenen Wälder von Rumbula trügt. Im Zweiten Weltkrieg ermordeten Nationalsozialisten dort Zehntausende Juden. An die Opfer erinnert heute eine Gedenkstätte.

Versteckt im Wald von Rumbula erinnert die Gedenkstätte an einen der größten Massenmorde an Juden im Zweiten Weltkrieg. Im Winter 1941 wurden hier an nur zwei Tagen – am 30. November und 8. Dezember – insgesamt 25 000 Juden von deutschen Einsatzgruppen mit Hilfe lettischer Kollaborateure erschossen.

Bei den Opfern handelte es sich um lettische Juden aus dem damals vollkommen überfüllten Rigaer Ghetto, die in Marschkolonnen zur Massenerschießung in das Waldstück getrieben wurden. Doch auch 1 000 aus Berlin deportierte deutsche Juden wurden hier hingerichtet. Nur zwei Menschen überlebten die Vernichtungsaktionen von Rumbula.

Rumbula, Gedenkstein. Foto: Katrin Wolschke

Die Aufarbeitung der tragischen Geschichte von Rumbula verlief schleppend. Erst mit dem Ende der sowjetisch verordneten Erinnerung, die das Thema der systematischen Vernichtung der europäischen Juden weitestgehend ausschloss, setzte nach der Unabhängigkeit 1991 in Lettland eine umfassende historische Auseinandersetzung ein. Doch noch immer fällt der kritische Umgang mit der eigenen Mittäterschaft schwer.

Rumbula, Massengrab. Foto: Katrin Wolschke

Erst seit 1990 benannte ein Gedenkstein an der Einfahrt zum Gelände die Opfer von Rumbula offiziell als jüdisch. Das Mahnmal konnte schließlich 2002 mit internationaler Finanzierung und nach Plänen des Architekten Sergejs Rižs verwirklicht werden.

Mit dem Rückzug vor der Roten Armee begannen die deutschen Besatzer 1944 die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen. Dazu zwangen sie Arbeitskommandos, die Leichen der Ermordeten auszugraben, um sie zu verbrennen. Auf die Lage der Massengräber verweisen heute Betoneinfassungen und Stehlen.

Der lettische Staatspräsident Raimonds Vējonis am 29.11.2016 in Rumbula bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Massenmords an Juden 75 Jahre zuvor. Foto: Toms Kalniņš © Kanzlei des lettischen Staatspräsidenten

Im Zentrum der Gedenkstätte steht eine vier Meter hohe Menora. Der siebenarmige jüdische Leuchter ist von einem Meer aus Granitsteinen umgeben, auf denen die Namen der hier ermordeten Juden eingraviert sind. Dort legte der lettische Staatspräsident Raimonds Vējonis am 75. Jahrestag in Gedenken an die Opfer einen Kranz nieder und erinnerte an die „ungeheuerlichen Verbrechen“. Am Rigaer Freiheitsdenkmal zündeten hunderte Menschen Kerzen an.

Standort- und Besucherinformation

Gedenkstätte Rumbula
Rīga, LV–1063
LETTLAND
Zufahrt von der A6
Keine Ausschilderung, an der Einfahrt steht eine große, flammenartige Metallkonstruktion

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Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autorin: Katrin Wolschke