Ida Kerkovius: Gestalterin mit Farbe und Form

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Leuchtende Farben, flächige Komposition und lyrische Stimmungen: Mit ihren bild- und ausdruckstarken Werken prägte die in Riga geborene Malerin Ida Kerkovius das Wesen der deutschen Kunst nach 1945 mit.

Ida Kerkovius posiert 1960 in Hofheim am Taunas vor mehreren ihrer Gemälde. Foto: Marta Hoepffner / © Familienarchiv Kerkovius, Wendelstein, Uwe Kerkovius

Ida Kerkovius (1879-1970) steht bis heute nicht unbedingt im Rampenlicht der internationalen Kunstszene. Auch sie selbst machte um ihr Werk nicht viel Aufhebens. Dennoch gilt die Malerin, Zeichnerin und Weberin als eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. „Sie ist ganz Kunst“, lautet ein viel zitierter Ausspruch von Alexej von Jawlensky über sie.

Ida Kerkovius mit ihren Geschwistern im Juli 1918 vor der Villa ihres Bruders Edmund Albert im Kaiserwald von Riga. Foto: © Familienarchiv Kerkovius, Wendelstein, Uwe Kerkovius

Geboren wurde die Künstlerin am 31. August 1879 in Riga als viertes von zwölf Kindern eines wohlhabenden Kaufmanns, der ein Bruder des Stadtoberhaupts Ludwig Wilhelm Kerkovius (1831-1904) war. Ihre Kindheit verbrachte sie in der lettischen Hauptstadt und auf dem Landgut der Familie, als junges Mädchen besuchte sie eine private Mal- und Zeichenschule. In dieser Zeit fertigte sie ihr erstes Porträt in Öl, später schuf sie auch Pastelllandschaften vom Rigaer Strand.

Das Pastellgemälde „Sonnenuntergang am Rigaschen Strand“ (1939) von Ida Kerkovius. Foto: © Kunstmuseum Stuttgart / Harald Schrem

„Mein Leben vor der Staffelei begann mit 18 Jahren in meiner Heimatstadt Riga. Schon als Kind lebte die Sehnsucht nach künstlerischer Gestaltung in mir“, sagte Kerkovius einmal. Nach der Jahrhundertwende setzte sie ihre Studien in Dachau bei Adolf Hölzel fort, der als ein Wegbereiter der modernen Malerei gilt und dessen Farblehre für die aufstrebende Künstlerin prägend war. Später wurde sie seine Meisterschülerin und Assistentin in Stuttgart.

Ida Kerkovius mit Adolf Hölzel um 1930 bei einem Waldspaziergang im Degerlocher Wald im Süden Stuttgarts. Foto: © Familienarchiv Kerkovius, Wendelstein, Uwe Kerkovius

Um neue künstlerische Anregungen zu erhalten, studierte Kerkovius von 1920 bis 1923 am Bauhaus in Weimar und erlernte das Handweben. Dies wirkte sich auf ihr Verständnis und ihre Umsetzung abstrakter Formen in der Malerei aus – sie entwickelte eine auf Linie, Form und Farbe basierende Bildsprache. Ihre Kompositionen sind oft eher abstrakt, enthalten aber auch figürliche oder gegenständliche Andeutungen.

Das Ölgemälde „Selbstbildnis“ (1929) von Ida Kerkovius. Foto: © Kunstmuseum Stuttgart

Besonders gefragt war Kerkovius, die Lettland im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten verlassen musste, in der Nachkriegszeit. Von 1948 bis zu ihrem Tod sind über 75 Ausstellungen im In- und Ausland verzeichnet, die durchweg positiv aufgenommen wurden.

Standortinformation

Ehemaliges Stadtdomizil der Familie Theodor Ferdinand Kerkovius
Ģertrūdes iela 13
Rīga, LV-1011
LETTLAND

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher