Meinhard von Gerkan. Star-Architekt mit baltischen Wurzeln

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Cover des Buches von Jürgen Tietz „Meinhard von Gerkan – Vielfalt in der Einheit“. Foto: © Heiner Leiska

Meinhard von Gerkan ist einer der erfolgreichsten deutschen Architekten und in zahlreichen Ländern tätig. Besonders nahe steht dem Schöpfer weltbekannter Bauten aber seine lettische Heimat.

Seine Entwürfe prägen die zeitgenössische Architektur: Meinhard von Gerkan hat auf der ganzen Welt aufsehenerregende Großprojekte verwirklicht, wie etwa den Berliner Hauptbahnhof oder das chinesische Nationalmuseum in Peking. Für die Fußball-WM 2010 in Südafrika baute der Hamburger Star-Architekt gleich zehn Fußballstadien.

Meinhard von Gerkan als Kind. Foto: © Meinhard von Gerkan

Was aber nur wenige wissen: Auch in Riga hat er architektonisch seine Spuren hinterlassen. Das ist kein Zufall – Meinhard von Gerkan ist der lettischen Hauptstadt seit frühester Kindheit eng verbunden. Als einziger Sohn einer deutsch-baltischen Familie erblickte er dort 1935 das Licht der Welt.

Seine lettische Kindheit in der Ostseemetropole beschreibt von Gerkan noch heute als idyllisch, aber lange währte das Glück nicht. 1939 wurde seine Familie wie viele andere Deutschbalten umgesiedelt. In Folge des Hitler-Stalin-Paktes, der die baltischen Staaten an die Sowjetunion auslieferte, wurden der vierjährige von Gerkan und seine Eltern „heim ins Reich” gerufen – sie mussten Lettland in Richtung Posen verlassen.

Die weiteren Kindes- und Jugendjahre von Gerkans waren geprägt von Flucht, dem Verlust beider Elternteile und vielen Schul- und Ortswechseln. Als Vollwaise wuchs von Gerkan bei einer Pflegefamilie in Hamburg auf. Dort gründete er 1965 mit seinem Studienkollegen Volkwin Marg das Architekturbüro gmp, mit dem er bis heute weltweit erfolgreich ist.

Obwohl von Gerkan seine Geburtsstadt so früh verlassen musste, fühlt sich der weltläufige Stararchitekt Riga bis heute sehr verbunden. Verborgen hat er seine Herkunft und Wurzeln ohnehin nie. Deutlich ist ihm der baltendeutsche Akzent anzuhören. Stets verweist von Gerkan bei Besuchen in Riga darauf, dass er in der Petrikirche getauft wurde. Dort wurden ihm zuletzt Ende 2015 historische Passkopien seiner Mutter überreicht.

Meinhard von Gerkans Geburtshaus. Foto: Alexander Welscher

Mit Hilfe von Freunden konnte von Gerkan sogar die Adresse seines Geburtshauses ausfindig machen. Seine Familie lebte damals in der heutigen Eduarda Smiļģa iela, die Sommermonate verbrachte sie in einem Holzhaus in Jūrmala.

Villa „Guna“ in Jurmala. Foto: © Heiner Leiska

Die Ostsee und Natur prägten von Gerkan stark. Sichtbar wird das insbesondere bei der markant-kubistischen Villa „Guna“, die sich gekonnt und naturschonend in einen Kiefernwald am Dünenstrand einfügt. Mit Leidenschaft machte sich der gebürtige Lette auch an seine anderen Entwürfe, mit denen er sich baulich in seiner Heimat verewigte. Dazu zählen etwa Luxus-Wohnhäuser, ein Anwesen für eine Bankiersfamilie oder das Gebäude der Citadele Bank am Ufer der Daugava.

Bank „Citadele“ in Riga. Foto: © I. Sturmanis und A. Meiers / Vincents Arhitektūra

Dass Meinhard von Gerkan Lettland wieder so nahe steht, ist auch dem lettischen Unternehmen Vincents zu verdanken. Dessen Leiter wollte den renommierten Architekten für eine Zusammenarbeit bei mehreren Projekten gewinnen. Dass von Gerkan lettische Wurzeln hat, wusste dieser jedoch nicht.

Meinhard von Gerkan über Riga. © Goethe-Institut Riga / Kate Pāvula. Bilder im Video: Kindheitsbilder © Meinhard von Gerkan; Luftbild Riga © Emmanuel Berthier; Stadtansicht mit Schiff © Juris Kalnins/ FotocentrsX; Jugendstilhaus in der Elizabetes iela © Emmanuel Berthier


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Bank „Citadele“. © Goethe-Institut Riga / Kate Pāvula. Alle Bilder in der Audio-Slideshow: © I. Sturmanis und A. Meiers / Vincents Arhitektūra


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Standortinformation

Hauptbüro der AG „Citadele banka"
Republikas laukums 2A
Rīga, LV–1010
LETTLAND

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Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autorin: Anna Maria Strauß