Petrikirche: Wiege der Reformation im Baltikum

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Die Petrikirche in der Rigaer Altstadt. Foto: Bernhard Ludewig

Martin Luther ist nicht nur für Deutschland von großer Bedeutung – auch für Lettland waren die Ideen des Kirchenrebellen prägend. Erstmals zu vernehmen war seine Glaubenslehre in der Petrikirche.

Die Petrikirche in Riga gilt als Wiege der Reformation im Baltikum. Nur wenige Jahre nach dem überlieferten Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg hielt die evangelisch-lutherische Glaubenslehre Einzug in Livland, dem historischen Gebiet des heutigen Estland und Lettland mit starker deutscher Oberschicht. Es war eine der ersten Regionen außerhalb Deutschlands, in der sich das Luthertum verbreitete – heute ist es die zahlenmäßig stärkste Konfession in Lettland.

Im Rigaer Zentrum darf kein Neubau höher als die Spitze der Petrikirche sein. Foto: Bernhard Ludewig

Eingeführt wurden die reformatorischen Ideen von dem Pastor Andreas Knöpken (1468-1539). Der Geistliche aus Brandenburg disputierte am 12. Juni 1522 in der Petrikirche mit Anhängern der alten Lehre über 24 von ihm aufgestellte Thesen. Kurze Zeit später wurde Knöpken von Rat und Bürgerschaft zum evangelischen Prediger der Petrikirche berufen - in Umgehung des geltenden kirchlichen Besetzungsrechts. Mit der am 21. September 1525 verkündeten Glaubensfreiheit setzte sich der Protestantismus endgültig durch.

Innenraum der Petrikirche in Riga. Foto: Alexander Welscher

Die Reformation setzte entscheidende Impulse für die Entwicklung des lettischen Schrifttums und das Bildungswesen. Großen Anteil daran hatten deutsche Pastoren wie Ernst Glück, die die Bibel, den Katechismus und Liedgut ins Lettische übersetzten. Knöpken wiederum veröffentlichte 1530 das von ihm miterarbeitete Rigasche Gesangbuch, das mehr als 20 Lutherlieder enthielt. Der große Reformator wandte sich damals auch direkt an seine Anhänger – 17 Briefe von Luther erreichten Überlieferungen zufolge Riga.

Digitalisat eines Briefs von Martin Luther: “Den auserwählten lieben Freunden Gottes, allen Christen zu Riga, Reval und Dorpat in Livland, meinen lieben Herren und Brüdern in Christo". Foto: © Bayerische Staatsbibliothek München

Zum 500. Jahrestag der Reformation wurde in Erinnerung an Knöpkens Wirken eine Gedenkplatte in der Petrikirche angebracht. Dort befindet sich auch das Grabmal des Rigaer Reformators. Zudem wurde der bislang namenlose Platz vor der Kirche in Reformationsplatz umbenannt.

Standort- und Besucherinformation

Petrikirche
Skārņu iela 19
Rīga, LV–1050
LETTLAND
Telefon: +371 67181430
E-Mail: peterbaznica@riga.lv

Öffnungszeiten:
Mai-August: Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 19.00 Uhr, Sonntag 12.00 bis 19.00 Uhr
September-April: Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Sonntag 12.00 bis 18.00 Uhr
Kassenschluss und letzter Einlass jeweils eine Stunde vor Schließung

Link

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher