Lettland:Werner Bergengruen: Chronist der baltischen Heimat: Unterschied zwischen den Versionen

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Foto 4: Werner Bergengruen, 1962, Foto mit freundlicher Genehmigung der Werner-Bergengruen-Gesellschaft
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Fernab ihrer baltischen Heimat setzten sie ihr ein literarisches Denkmal – die deutschbaltischen Schriftsteller Siegfried von Vegesack, Gertrud von den Brincken und Werner Bergengruen.
 
Fernab ihrer baltischen Heimat setzten sie ihr ein literarisches Denkmal – die deutschbaltischen Schriftsteller Siegfried von Vegesack, Gertrud von den Brincken und Werner Bergengruen.
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Der in Riga geborene Werner Bergengruen (1892-1964) ist erst elf Jahre alt, als seine Familie ihn wegen der Russifizierungspolitik im Baltikum Richtung Deutschland schickt. Hier geht der Sohn eines deutschbaltischen Arztes zur Schule, studiert und beginnt seine berufliche Laufbahn als freier Schriftsteller und Journalist. Der Erste Weltkrieg führt Bergengruen erstmals wieder in seine Heimat, wo er als Freiwilliger des Deutschen Heeres im Einsatz ist und nach Kriegsende mit der Baltischen Landeswehr gegen die Rote Armee kämpft. Zurück in Deutschland leitet er in den 20er Jahren die Zeitschrift Ost-Informationen und wird Chefredakteur der der Baltischen Blätter. Allen Schwierigkeiten mit dem NS-Regime zum Trotz kann Bergengruen auch während des Zweiten Weltkriegs publizieren und wird einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der jungen Bundesrepublik – mit einem breiten Spektrum von Romanen, Erzählungen, Gedichten und Übersetzungen. Er verstand sich als Chronist für seine baltische Heimat, denn die Sehnsucht nach ihr hat er nie ganz überwunden.
 
Der in Riga geborene Werner Bergengruen (1892-1964) ist erst elf Jahre alt, als seine Familie ihn wegen der Russifizierungspolitik im Baltikum Richtung Deutschland schickt. Hier geht der Sohn eines deutschbaltischen Arztes zur Schule, studiert und beginnt seine berufliche Laufbahn als freier Schriftsteller und Journalist. Der Erste Weltkrieg führt Bergengruen erstmals wieder in seine Heimat, wo er als Freiwilliger des Deutschen Heeres im Einsatz ist und nach Kriegsende mit der Baltischen Landeswehr gegen die Rote Armee kämpft. Zurück in Deutschland leitet er in den 20er Jahren die Zeitschrift Ost-Informationen und wird Chefredakteur der der Baltischen Blätter. Allen Schwierigkeiten mit dem NS-Regime zum Trotz kann Bergengruen auch während des Zweiten Weltkriegs publizieren und wird einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der jungen Bundesrepublik – mit einem breiten Spektrum von Romanen, Erzählungen, Gedichten und Übersetzungen. Er verstand sich als Chronist für seine baltische Heimat, denn die Sehnsucht nach ihr hat er nie ganz überwunden.
  
Foto 2: Siegfried von Vegesack. Foto mit freundlicher Genehmigung des Vegesack-Archivs Regen
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[[Datei:LETTLAND 002 Siegfried von Vegesack Foto Vegesack-Archiv Regen.jpg|750px|thumb|left|Siegfried von Vegesack. Foto mit freundlicher Genehmigung des Vegesack-Archivs Regen]]
  
 
Mit seiner autobiografischen Romantrilogie „Die baltische Tragödie“, die Niedergang und Ende der Deutschbalten bis zum Ersten Weltkrieg beschreibt, schafft Siegfried von Vegesack (1888-1974) in den 30er Jahren den Durchbruch als Schriftsteller. Der auf Gut Blumbergshof bei Wolmar (Valmiera) geborene Deutschbalte hatte 20 Jahre zuvor Livland als Heimatvertriebener verlassen müssen. Sein Studium beendet er in Deutschland, arbeitet dort als Journalist, Schriftsteller und Übersetzer. Zeitweilig kehrt von Vegesack in seine baltische Heimat zurück, als er sich nach mehrjährigem schwedischen und südamerikanischen Exil 1941 freiwillig als Dolmetscher für die Wehrmacht meldet. Seine Kriegserfahrungen verarbeitet er in der Denkschrift „Als Dolmetscher im Osten“. 1944 lässt sich von Vegesack endgültig im Bayerischen Wald nieder. Bis zu seinem Tod schreibt er über 50 Romane, Erzählungen und Reiseschilderungen, in denen er immer wieder seine „Nordische Heimat“ lyrisch besingt. Eines seiner letzten Werke – „Baltische Erzählungen“ – erscheint erst posthum.
 
Mit seiner autobiografischen Romantrilogie „Die baltische Tragödie“, die Niedergang und Ende der Deutschbalten bis zum Ersten Weltkrieg beschreibt, schafft Siegfried von Vegesack (1888-1974) in den 30er Jahren den Durchbruch als Schriftsteller. Der auf Gut Blumbergshof bei Wolmar (Valmiera) geborene Deutschbalte hatte 20 Jahre zuvor Livland als Heimatvertriebener verlassen müssen. Sein Studium beendet er in Deutschland, arbeitet dort als Journalist, Schriftsteller und Übersetzer. Zeitweilig kehrt von Vegesack in seine baltische Heimat zurück, als er sich nach mehrjährigem schwedischen und südamerikanischen Exil 1941 freiwillig als Dolmetscher für die Wehrmacht meldet. Seine Kriegserfahrungen verarbeitet er in der Denkschrift „Als Dolmetscher im Osten“. 1944 lässt sich von Vegesack endgültig im Bayerischen Wald nieder. Bis zu seinem Tod schreibt er über 50 Romane, Erzählungen und Reiseschilderungen, in denen er immer wieder seine „Nordische Heimat“ lyrisch besingt. Eines seiner letzten Werke – „Baltische Erzählungen“ – erscheint erst posthum.
  
Foto 1: Gertrud von den Brincken
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[[Datei:LETTLAND 001 Gertrud von den Brincken 1967 Foto Familiennachlass.jpg|750px|thumb|left|Gertrud von den Brincken]]
  
Bereits als Kind beginnt Gertrud von den Brincken (1892-1982) zu schreiben, mit 19 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten Gedichtband. Doch die Tochter einer deutschbaltischen, bald verarmten Gutsbesitzerfamilie aus Kurland muss früh den Lebensunterhalt für Mutter, Schwester und Nichte verdienen und sich als Krankenschwester und Englischlehrerin verdingen. Der Umzug mit ihrem österreichischen Ehemann 1927 nach Frankfurt bringt die Trennung von ihrer Familie und Heimat, die von den Brincken fortan schwer zu schaffen machen. Linderung sucht sie in der literarischen Verarbeitung – sie schreibt von Liebe und Leid, Treue und Tod. Neben den privaten Sorgen, zahlreichen Umzügen und Kriegszeiten erlebt die Schriftstellerin in den 30er und 40er Jahren aber auch literarische Erfolge. Ihre Werke werden mehrfach verlegt. Nach langjähriger Flucht vor der Roten Armee lässt sich von den Brincken 1950 endgültig in Regensburg nieder und konzentriert sich fortan ganz auf das Schreiben. Die Sehnsucht nach ihrer baltischen Heimat bleibt bis zuletzt ein Hauptthema ihrer Romane und Gedichte.
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Bereits als Kind beginnt Gertrud von den Brincken (1892-1982) zu schreiben, mit 19 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten Gedichtband. Doch die Tochter einer deutschbaltischen, bald verarmten Gutsbesitzerfamilie aus Kurland muss früh den Lebensunterhalt für Mutter, Schwester und Nichte verdienen und sich als Krankenschwester und Englischlehrerin verdingen. Der Umzug mit ihrem österreichischen Ehemann 1927 nach Frankfurt bringt die Trennung von ihrer Familie und Heimat, die von den Brincken fortan schwer zu schaffen machen. Linderung sucht sie in der literarischen Verarbeitung – sie schreibt von Liebe und Leid, Treue und Tod. Neben den privaten Sorgen, zahlreichen Umzügen und Kriegszeiten erlebt die Schriftstellerin in den 30er und 40er Jahren aber auch literarische Erfolge. Ihre Werke werden mehrfach verlegt. Nach langjähriger Flucht vor der Roten Armee lässt sich von den Brincken 1950 endgültig in Regensburg nieder und konzentriert sich fortan ganz auf das Schreiben. Die Sehnsucht nach ihrer baltischen Heimat bleibt bis zuletzt ein Hauptthema ihrer Romane und Gedichte.{{#newBox:}}
 
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{{#Galerie:Weitere Bilder|[[Datei:LETTLAND 005 Gedenktafel Bergengruen Foto Katrin Wolschke.jpg|Gedenktafel für Werner Bergengruen am Wohnhaus seiner Familie in der Smilšu iela 12 in der Rigaer Altstadt. Foto Katrin Wolschke]],[[Datei:LETTLAND 003 Gedenktafel Vegesack Foto Katrin Wolschke.jpg|Gedenktafel für Siegfried von Vegesack am Raina bulvaris 19 in Riga. Foto Katrin Wolschke]],[[Datei:LETTLAND 007 Blumbergshof Abb Baumer.jpg|Der Blumbergshof, auf dem Siegfried von Vegesack geboren wurde. Zur Sowjetzeit war hier eine Molkerei untergebracht, heute ist das Gut in Privatbesitz. Abgebildet in: Franz Baumer, Siegfried von Vegesack. Heimat im Grenzenlosen. Eine Lebensbeschreibung, Heilbronn 1974.]],[[Datei:LETTLAND 008 Gut Brinck-Pedwahlen Wikipediajpg.jpg|Das Gut Brinck-Pedwahlen, auf dem Gertrud von den Brincken geboren wurde. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Freilichtmuseum. Foto via Wikipedia]]}}{{#newBox:listbox}}
Weitere Fotos:
 
-      Foto 3: Gedenktafel für Siegfried von Vegesack am Raina bulvaris 19 in Riga. Foto Katrin Wolschke
 
-      Foto 5: Gedenktafel für Werner Bergengruen am Wohnhaus seiner Familie in der Smilšu iela 12 in der Rigaer Altstadt. Foto Katrin Wolschke
 
-      Foto 6: Blumbergshof, 2017. Hier wurde Siegfried von Vegesack geboren. Foto mit freundlicher Genehmigung des Vegesack-Archivs Regen
 
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==Standortinformation==
 
==Standortinformation==
 
'''Gedenktafel für Werner Bergengruen'''<br>
 
'''Gedenktafel für Werner Bergengruen'''<br>

Version vom 12. November 2017, 17:34 Uhr

Werner Bergengruen, 1962, Foto mit freundlicher Genehmigung der Werner-Bergengruen-Gesellschaft

Fernab ihrer baltischen Heimat setzten sie ihr ein literarisches Denkmal – die deutschbaltischen Schriftsteller Siegfried von Vegesack, Gertrud von den Brincken und Werner Bergengruen.

Der in Riga geborene Werner Bergengruen (1892-1964) ist erst elf Jahre alt, als seine Familie ihn wegen der Russifizierungspolitik im Baltikum Richtung Deutschland schickt. Hier geht der Sohn eines deutschbaltischen Arztes zur Schule, studiert und beginnt seine berufliche Laufbahn als freier Schriftsteller und Journalist. Der Erste Weltkrieg führt Bergengruen erstmals wieder in seine Heimat, wo er als Freiwilliger des Deutschen Heeres im Einsatz ist und nach Kriegsende mit der Baltischen Landeswehr gegen die Rote Armee kämpft. Zurück in Deutschland leitet er in den 20er Jahren die Zeitschrift Ost-Informationen und wird Chefredakteur der der Baltischen Blätter. Allen Schwierigkeiten mit dem NS-Regime zum Trotz kann Bergengruen auch während des Zweiten Weltkriegs publizieren und wird einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der jungen Bundesrepublik – mit einem breiten Spektrum von Romanen, Erzählungen, Gedichten und Übersetzungen. Er verstand sich als Chronist für seine baltische Heimat, denn die Sehnsucht nach ihr hat er nie ganz überwunden.

Siegfried von Vegesack. Foto mit freundlicher Genehmigung des Vegesack-Archivs Regen

Mit seiner autobiografischen Romantrilogie „Die baltische Tragödie“, die Niedergang und Ende der Deutschbalten bis zum Ersten Weltkrieg beschreibt, schafft Siegfried von Vegesack (1888-1974) in den 30er Jahren den Durchbruch als Schriftsteller. Der auf Gut Blumbergshof bei Wolmar (Valmiera) geborene Deutschbalte hatte 20 Jahre zuvor Livland als Heimatvertriebener verlassen müssen. Sein Studium beendet er in Deutschland, arbeitet dort als Journalist, Schriftsteller und Übersetzer. Zeitweilig kehrt von Vegesack in seine baltische Heimat zurück, als er sich nach mehrjährigem schwedischen und südamerikanischen Exil 1941 freiwillig als Dolmetscher für die Wehrmacht meldet. Seine Kriegserfahrungen verarbeitet er in der Denkschrift „Als Dolmetscher im Osten“. 1944 lässt sich von Vegesack endgültig im Bayerischen Wald nieder. Bis zu seinem Tod schreibt er über 50 Romane, Erzählungen und Reiseschilderungen, in denen er immer wieder seine „Nordische Heimat“ lyrisch besingt. Eines seiner letzten Werke – „Baltische Erzählungen“ – erscheint erst posthum.

Gertrud von den Brincken
Bereits als Kind beginnt Gertrud von den Brincken (1892-1982) zu schreiben, mit 19 Jahren veröffentlicht sie ihren ersten Gedichtband. Doch die Tochter einer deutschbaltischen, bald verarmten Gutsbesitzerfamilie aus Kurland muss früh den Lebensunterhalt für Mutter, Schwester und Nichte verdienen und sich als Krankenschwester und Englischlehrerin verdingen. Der Umzug mit ihrem österreichischen Ehemann 1927 nach Frankfurt bringt die Trennung von ihrer Familie und Heimat, die von den Brincken fortan schwer zu schaffen machen. Linderung sucht sie in der literarischen Verarbeitung – sie schreibt von Liebe und Leid, Treue und Tod. Neben den privaten Sorgen, zahlreichen Umzügen und Kriegszeiten erlebt die Schriftstellerin in den 30er und 40er Jahren aber auch literarische Erfolge. Ihre Werke werden mehrfach verlegt. Nach langjähriger Flucht vor der Roten Armee lässt sich von den Brincken 1950 endgültig in Regensburg nieder und konzentriert sich fortan ganz auf das Schreiben. Die Sehnsucht nach ihrer baltischen Heimat bleibt bis zuletzt ein Hauptthema ihrer Romane und Gedichte.

Standortinformation

Gedenktafel für Werner Bergengruen
am Wohnhaus seiner Familie. Sein Geburtshaus in der Kalķu iela existiert nicht mehr.
Smilšu iela 12
Rīga, LV–1050

LETTLAND

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Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autorin: Katrin Wolschke