Otto Graf Lambsdorff: Gelber Graf aus deutsch-baltischem Adel

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Otto Graf Lambsdorff bei einer Rede in Lettland 2005. Foto: © Deutsch-Baltische Handelskammer

Otto Graf Lambsdorff war einer der prägenden Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte. Engagiert hat sich der „Marktgraf“ aber auch in Lettland – und dort seine Familienwurzeln gepflegt.

Seine Stimme hatte Gewicht in der deutschen Politik: Otto Graf Lambsdorff (1926-2009) galt als Verfechter der freien Marktwirtschaft und als scharfsinniger Analytiker mit markiger Rhetorik. Seine wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen bestimmten die Agenda der Bundesrepublik weit über seine Zeit als Bundeswirtschaftsminister (1977-1984) und FDP-Vorsitzender (1988-1993) hinaus. Mit seinem „Wendepapier” von 1982 schrieb der „Marktgraf“ Geschichte, später überschattete eine Parteispendenaffäre die Karriere und den ansonsten untadeligen Ruf des Liberalen.

Geboren wurde Otto Friedrich Wilhelm Freiherr von der Wenge Graf Lambsdorff in Aachen. Sein Name deutet auf die baltische Linie einer alten westfälischen Adelsfamilie hin, die sich im späten Mittelalter im damaligen Livland niederließ.

Stammwappen des Geschlechts von der Wenge gen. Lambsdorff. Foto: © Deutsch-Baltische Handelskammer

Mehrfach besuchte Lambsdorff das einstige Familiengut in Bresilgen (Brizule), das bis 1930 seinem Großonkel gehörte. Dort sind an einer nahegelegenen Grabstätte 13 Mitglieder dieses Familienzweigs beigesetzt, die einst hohe Positionen im Russischen Reich einnahmen. Deren Nachfahren sind ebenfalls politisch aktiv oder im diplomatischen Dienst: Lambsdorffs Bruder Hagen war nach der wiedererlangten Unabhängigkeit Lettlands 1991 der erste deutsche Botschafter in Riga, dessen Sohn Alexander wurde 2014 zum Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments gewählt.

Das einstige Familiengut der Lambsdorffs in Bresilgen (Brizule). Foto: Sammlung der digitalen Bibliothek „Zudusī Latvjia“ der Lettischen Nationalbibliothek

In einer Rede vor der Deutschen-Baltischen Handelskammer, deren Aufbau er als Gründungspräsident maßgeblich mitgestaltete, sagte Lambsdorff einmal: „Ich fühle mich Lettland als Heimat meiner Familie persönlich sehr verbunden“. Die Verbundenheit der Lambsdorffs zeigte sich auch 2014 bei der Eröffnung der neuen Lettischen Nationalbibliothek. Dazu spendete die Familie zwei historische Bibeln.

Hagen Graf Lambsdorff überreicht im Dezember 2014 in Berlin der damaligen lettischen Botschafterin in Deutschland, Elita Kuzma, zwei historische Familienbibeln aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Foto: Lettische Botschaft in Deutschland © Lettisches Außenministerium

Standortinformation

Gutshof und Grabstätte
Brizule, Sēmes pagasts, LV-3110
LETTLAND

Deutsche Spuren in Lettland

Ein Projekt des Goethe-Instituts Lettland.
Autor: Alexander Welscher