Das Gebäude der Moskauer Höheren Kurse für Frauen (Staatliche Pädagogische Universität Moskau)

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Das Gebäude der Moskauer Höheren Kurse für Frauen (Staatliche Pädagogische Universität Moskau) © Aleksandr Pimenov

Im Mai 1872 eröffneten in Moskau sogenannte höhere Kurse für Frauen. Geleitet wurden sie von ihrem Initiator, einem Mann deutscher Herkunft: dem Professor für Weltgeschichte an der Moskauer Staatlichen Universität Wladimir Iwanowitsch Gerje. Diese Kurse bedeuteten einen Meilenstein in der russischen Bildungsgeschichte. Durften bis dahin junge Frauen nicht an den Universitäten studieren, ermöglichten diese Kurse ihnen nun erstmals den Zugang zu einigen Universitätsfächern. Dazu gehörten die Geschichte Russlands und allgemeine Geschichte, russische Literatur und allgemeine Literatur, Geschichte der Zivilisation und Kunstgeschichte, Physik, Geschichte der Philosophie, Fremdsprachen, Mathematik und Hygiene. Die Kurse wurden zuerst an der Wolchonka-Straße im Gebäude des Ersten Männergymnasiums, danach im Museum der Polytechnischen Ausstellung und im Polytechnischen Museum abgehalten.

1905 stellte die Stadtverwaltung Moskau ein Grundstück auf dem „Dewitschje Pole“ (Jungfernfeld) für die Kurse gratis zur Verfügung. Zwei Jahre darauf begann die Errichtung der Gebäude nach einem Entwurf des Architekten S. U. Solowjew. Nach dessen Tod 1912 setzten sein Mitarbeiter I. A. Golossow und der berühmte Moskauer Architekt deutscher Herkunft Otto von Dessien die Bauarbeiten und den Ausbau der Gebäude fort.

Das Gebäude der Moskauer Höheren Kurse für Frauen (Staatliche Pädagogische Universität Moskau) © Aleksandr Pimenov

Das Hörsaalgebäude ist einzigartig: In der Rotunde befindet sich Hochparterre eine Rundgalerie, im Erdgeschoß eine Treppenhalle. Im Gebäude gibt es einen Lichthof mit einer Kuppel. Die großen Hörsäle waren gegen die Straßengeräusche gut geschützt. Das Hörsaalgebäude der Moskauer Höheren Kurse für Frauen sind ein besonders bedeutsames Denkmal des Moskauer Neoklassizismus vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Nicht von ungefähr wurden hier mehr als 100 Spielfilme gedreht.

Im Studienjahr 1915/16 bekamen die Absolventinnen erstmals Diplome für ihre Hochschulbildung, davor erhielten sie nur Abschlusszeugnisse. Im September 1918 wurden die Moskauer Höheren Kurse für Frauen der Zweiten Staatlichen Universität Moskau angegliedert, deren medizinische Fakultät vom hervorragenden deutschstämmigen Gelehrten Fedor Alexandrowitsch (Frederik Karl) Rein geleitet wurde. Nach der Bildungsreform 1930 entstand hier die Moskauer Pädagogische Hochschule als Rechtsnachfolgerin der Zweiten Staatlichen Universität Moskau. Im Mai 1941 wurde der Hochschule der Name Wladimir Iljitsch Lenin verliehen. 1990 erhielt die Hochschule den Status der Universität und ist jetzt eines der größten Zentren für die Aus- und Weiterbildung hochqualifizierter Spezialist*innen der russischen Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Standortinformationen

Das Gebäude der Moskauer Höheren Kurse für Frauen (Staatliche Pädagogische Universität Moskau)
Moskau, Malaja-Pirogowskaja-Straße 1
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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