Das Gebäude des Waisenheims des Evangelischen Fürsorgewerks für arme Frauen und Kinder

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Das Gebäude des Waisenheims des Evangelischen Fürsorgewerks für arme Frauen und Kinder © Aleksandr Pimenov

Dieses wunderschöne, märchenhafte Gebäude im „Backstein“-Stil mit Elementen der altrussischen und mittelalterlichen europäischen Architektur wurde 1889 im Auftrag des Evangelischen Fürsorgewerks für arme Frauen und Kinder als Waisenheim errichtet: nach einem Entwurf des Moskauer Architekten deutscher Abstammung Geppener.

Maxim Karlowitsch (Wilhelm Eduard Maximilian) Geppener wurde 1848 in Moskau geboren, war Mitglied der Moskauer Evangelischen Gemeinschaft, errichtete prachtvolle Gebäude in der Stadt, beschäftigte sich mit Umbau und Bau von Gemeinschaftswohnungen. Er starb 1924 und ist auf dem Wwedenskoje-Friedhof bestattet. Die Nachkommen des Architekten leben in Russland.

Das Gebäude des Waisenheims des Evangelischen Fürsorgewerks für arme Frauen und Kinder © Aleksandr Pimenov

Auf dem Hof ließ Geppener eine märchenhafte Holzhütte (nicht erhalten geblieben) als Eislager, Scheune, Wasserklosett und Müllraum bauen. Im Keller befanden sich ein Waschraum, ein Abstellraum, ein Wasserheizungsraum und das Zimmer des Hausmeisters. Der Architekt versuchte auf diese Weise das schwere Leben der kleinen Bewohner des Waisenheims, die keine Elternliebe und Zärtlichkeit fühlen konnten, zu erleichtern. Im Waisenheim lebten Vollwaisen und Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren von armen Deutschen und Russen der evangelischen Kirche. Die Kinder lernten hier schreiben, lesen (Russisch und Deutsch) sowie rechnen und erhielten volle Verpflegung.

1909 ließ der deutschstämmige Architekt Artur Fjodorowitsch Karst einen einstöckigen Flügel an das Hauptgebäude anbauen. Dort wurden ein Lazarett und im Souterrain ein Wasch- und Duschraum eingerichtet. Im Erdgeschoß befanden sich ein Empfangszimmer für die Besucher und noch ein Zimmer für die Bearbeitung der Bitten.

Das Gebäude des Waisenheims des Evangelischen Fürsorgewerks für arme Frauen und Kinder © Aleksandr Pimenov

Während der Ausschreitungen im Mai 1915 blieb das Waisenheim erhalten; es war aber gezwungen, die Vorsitzende Frau Grabe – eine deutsche Staatsangehörige – zu entlassen und eine russische Staatsangehörige, Frau Stoljarowa, einzustellen. Nach der Revolution wurde das Waisenheim geschlossen und 1923 wurde hier ein „Kinder-Ernährungsheim“ eingerichtet. In den 1960er- bis 1970er-Jahren befand sich hier die Verwaltung für Kunstwerke und Spielzeuge. Diese Verwaltung war für 30 Fabriken bei Moskau zuständig: Schostowo, Fedoskino, Gschel und andere.

Zum Jahre 1999 wurde das Gebäude wiederhergestellt. Die neu gegründete Moskauer Staatliche Fachschule für Aquarellmalerei des Volkskünstlers Sergej Andrijaka fand hier ihre Heimstätte. Sie bietet zusätzlich Kurse für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen elf und 18 Jahren sowie für Erwachsene nach einem eigens entwickelten Ausbildungsprogramm, sowohl gegen Gebühr als auch unentgeltlich.

Standortinformationen

Das Gebäude des Waisenheims des Evangelischen Fürsorgewerks für arme Frauen und Kinder
Moskau, Gorochowski-Gasse 17
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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