Das Gebäude des ehemaligen Kinotheaters „Kolosseum“

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Das Gebäude des ehemaligen Kinotheaters „Kolosseum“ © Aleksandr Pimenov

Das Grundstück und die Mietshäuser an diesem Platz gehörten Ende des 19. Jahrhunderts dem Pelzhändler Alexander Pawlowitsch Guskow. 1912 beschloss er, seine Mittel in ein neues Geschäft zu investieren und das Kinotheater „Kolosseum“ bauen zu lassen. Mit dem Entwurf beauftragte er den berühmten Architekten Roman Klein.

Roman Iwanowitsch (Robert Julius) Klein wurde in Moskau 1858 in der Familie des reichen Kaufmannes Julius Johann Klein aus Preußen geboren, der später erblicher Ehrenbürger von Moskau wurde. Klein studierte an der Moskauer Fachschule für Malerei, Bildhauerei und Baukunst in der Werkstatt von W. O. Sherwood, an der Kunstakademie in Sankt Petersburg und absolvierte seine Probezeit in Italien und Frankreich. Klein realisierte mehr als 60 einzigartige Bauprojekte. Er baute Fachschulen und Fabriken, Wohnhäuser und Krankenhäuser, sein Talent war vielfältig. Klein war ein sehr guter Lehrer – etliche seiner Lehrlinge machten sich als selbstständige prominente Autoren unsterblich. Dazu zählten etwa die Baukünstler W. G. Schuchow, I. I. Rerberg, G. B. Barchin, A. D. Tschitschagow und die Künstler I. I. Niwinski und A. J. Golowin. Nach der Revolution arbeitete Klein als Architekt des Puschkin-Museums, leitete den Lehrstuhl an der Technischen Baumann-Universität in Moskau und das Projektbüro von Narkompros, dem Volkskommissariat für Bildung. Klein ist am 3. Mai 1924 in Moskau gestorben und wurde auf dem Wwedenskoje Friedhof bestattet.

Das Gebäude des ehemaligen Kinotheaters „Kolosseum“ © Aleksandr Pimenov

Dem Namen Kolosseum entsprechend wurde das Kinotheater mit Elementen der Antike gebaut, hatte zwei Foyers, einen großen Saal mit Beletage und Loggien und war für Film- und Theateraufführungen vorgesehen. Es wurde am 15. August 1914 eröffnet. Im Keller befanden sich die Kassenhalle, ein Raucherzimmer, die WCs und ein Schießstand. In der Halle wurden Filme mit Orchester- und Klavierbegleitung vorgeführt, im Foyer spielte das Orchester. 1924 bis 1932 befand sich dort das erste Arbeitertheater von Proletkult und danach bis zum Jahr 1936 das WZSPS-Theater, das Theater des Allunions-Gewerkschaftsverbands. In der Halle fanden unterschiedliche feierliche Versammlungen statt. Morgens wurden Filme vorgeführt, abends Theaterstücke gegeben. 1936 bis 1970 funktionierte das „Kolosseum“ ausschließlich als Kinotheater. 1974 zog das legendäre Theater „Sowremennik“ vom Majakowski-Platz hierher um. Im Laufe der Jahre hat sich die ursprüngliche Hauptfassade von Roman Klein stark verändert. Beim Umbau 2016 bis 2018 wurden die dekorativen Stuckelemente teilweise restauriert.

Standortinformationen

Das Gebäude des ehemaligen Kinotheaters „Kolosseum“
Moskau, Tschistoprudny-Boulevard 19 а
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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