Der Gutshof mit Haus und Pferdeställen der Familie Wogau

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Haus der Familie Wogau © Aleksandr Pimenov

Vor der Revolution 1917 hieß die gesamte Straße „Wogau-Straße“: Eine der reichsten Familien, die mit den deutschen Dynastien Rabeneck, Marc, Bansa, Schumacher und anderen verwandt war, besaß hier einige Häuser. Das Haupthaus des Wogau-Gutshofs wurde 1882 nach einem Entwurf des deutschstämmigen Architekten W. A. Kossow gebaut. Auf diesem Gelände befindet sich jetzt Russlands größtes Karpow-Institut für Physikalische Chemie. Noch erhalten geblieben sind außerdem Pferdeställe, Wirtschaftsgebäude und eine weiße, steinerne Stufentreppe zum Park.

Der Gründer der Moskauer Dynastie, Philipp Maximilian (Maxim) von Wogau (1807– 1890), entstammte einem alten germanischen Geschlecht und absolvierte in Frankfurt am Main eine Ausbildung zum Kaufmann. 1827 kam er nach Moskau und arbeitete zunächst als Kurier bei der Handelsfirma „Glogau“. 1840 eröffnete Wogau gemeinsam mit seinem Bruder eine Handelsfirma zum Verkauf von Tee und chemischen Waren, nahm die russische Staatsbürgerschaft an und nannte sich fortan Maxim Maximowitsch. 1859 gründeten die Brüder das „Handelshaus Wogau und Co.“ Sie verkauften Nichteisenmetalle, Zement, Zucker, Wein und Kohle. Außerdem gründeten sie große Banken, bildeten die Versicherungsgesellschaft „Jakor“ (Anker), importierten amerikanische, ägyptische und indische Baumwolle und eröffneten eine Baumwollreinigungsfabrik in Mittelasien.

Haus der Familie Wogau © pastvu.com; http://um.mos.ru/ (Projekt «Usnaj Moskvu» ("Erkunde Moskau"))

Wegen des Ersten Weltkriegs und der Massenausschreitungen in Moskau musste die Familie Wogau Russland verlassen. Nur Hugo Mawrikiewitsch Marc, Enkelkind von Karoline Wogau, blieb in Moskau. In aller Stille spendete er eine riesige Summe Geld, das er nach der Teilung des Familiengeschäfts bekommen hatte, für die Gründung des biophysikalischen Instituts in Moskau. Mit diesem Geld wurde das erste Institutsgebäude am Miusskaja-Platz errichtet und ausgestattet, aus dem in der Folgezeit das jetzige Karpow-Institut für Physikalische Chemie erwachsen ist. Durch einen unglücklichen Zufall zog es in den 1920er-Jahren ins Wogau-Haus um.

Während der Massenausschreitung im Mai 1915 war das Haupthaus der Wogaus massiv beschädigt und anschließend nach dem Entwurf der Architekten B. M. Iofan und S. G. Tschernyschew umgebaut worden. Es wurde ein zweites Obergeschoß errichtet, in dem die Mitarbeiter der Organisation wohnten.

Viele Nachkommen der Wogau-Familie leben jetzt in verschiedenen Ländern der Welt, die von Hugo Marc sind zahlreich in Moskau vertreten. Auf dem Wwedenskoje-Friedhof ist der Gedenkstein am Grab des Gründers der Moskauer Dynastie Maximilian von Wogau erhalten geblieben.

Standortinformationen

Der Gutshof mit Haus und Pferdeställen der Familie Wogau
Moskau, Worontzowo Pole-Straße 10
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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