Deutscher Klub

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Das Gebäude des ehemaligen Deutschen Klubs in Moskau © Batanai Schamu

Der Deutsche Klub in Moskau wurde 1819 von in Moskau lebenden Ausländern gegründet, die aus deutschen Ländern kamen. Seit seiner Gründung wechselte der Klub mehrfach die Adressen, bis er nach Puschetschnaja Straße umzog. Die Idee zur Gründung hatte ein gewisser Martin Schwarz, dem Militärgeneralgouverneur Tormassow erlaubt hatte, einen Vergnügungsklub zu öffnen. Die Mitglieder der Gemeinschaft waren deutsche Handwerker, das Kleinbürgertum und die Moskauer Intelligenz. Zunächst durften nur Deutsche den Klub besuchen, 1830 wurden erstmalig auch Russen zugelassen. Nach drei Jahren betrug die Gesamtzahl der Mitglieder 231 Menschen, dabei war das Verhältnis der russischen und deutschen Teilnehmer beinahe ausgeglichen. Die Rechte der Russen im Klub waren jedoch begrenzt, erst im Jahr 1870 wurde eine neue Satzung aufgestellt, die den russischen Klubmitgliedern die gleichen Rechte einräumte wie den deutschen.

1839 bestand der Klub aus 450 ständigen Mitgliedern, 250 Besuchern und 500 Kandidaten. Mitte des 19. Jahrhunderts besuchten den Deutschen Klub jährlich bis zu 62.000 Menschen. Die sehr populäre Gesellschaft war eine bedeutende deutsche Organisation in Moskau.

Die Fassade und der Eingang des Gebäudes „Deutscher Klub“ – heutzutage das Zentrale Haus der Kunstschaffenden © Batanai Schamu

Das Hauptgebäude – das Mietshaus Torletski-Zacharin – wurde 1840 gebaut, in seinem Fundament sind noch alte Steinkammern erhalten. Wie vergleichbare Institutionen auch veranstaltete der Deutsche Klub Mittag- und Abendessen, man spielte dort Karten, arrangierte Bälle und Unterhaltungen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzte der Deutsche Klub zwei prachtvolle Säle allein für Theateraufführungen und Tänze. Der Klub war täglich von morgens bis Mitternacht geöffnet, an Balltagen sogar bis zwei Uhr nachts. Eine Zeit lang befand sich der Klub im Gebäude des Hauses der Gewerkschaften, in dessen Sälen sich bei Bällen bis zu zehntausend Gäste amüsierten.

Im Deutschen Klub gab es verschiedene Theatergruppen, die mit ihren Aufführungen die Mitglieder unterhielten. Regelmäßig wurden Familien- und Tanzabende veranstaltet, zu Weihnachten und am Palmsonntag fanden Wohltätigkeitsbasare statt. Seit den 1870er-Jahren wurden Treffen von Literaturliebhabern durchgeführt und ab 1891 organisierte die Gesellschaft für Kunst und Literatur Theatervorstellungen, an denen zum ersten Mal Konstantin Sergejewitsch Stanislawski als Spielleiter teilnahm. In den 1890er-Jahren arbeitete im Deutschen Klub auch Alexander Stilmark als Sekretär – der Vater des berühmten sowjetischen Schriftstellers Robert Stilmark, Autor des Abenteuerromans Der Erbe aus Kalkutta.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Deutsche Klub umbenannt in „Moskauer Slawischer Klub“. Nach der Revolution im Jahre 1918 wurde der Klub geschlossen und das Gebäude vom Klub der Kommunalangestellten besetzt. Eine Zeit lang inszenierte die Jüdische Operette Aufführungen auf der Bühne des ehemaligen Klubs und seit 1939 befindet sich hier das Zentrale Haus der Kunstschaffenden, in dem musikalische Aufführungen, literarische Abende und Treffen mit Kulturschaffenden stattfinden.

Standortinformationen

Deutscher Klub
Moskau, Puschetschnaja-Straße 9
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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