Deutscher Markt

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Friedrich-Engels-Straße, ehemals Irininskaja-Straße © Batanai Schamu

Diese Gebäude sind die einzigen, die heute noch vom alten Deutschen Markt erhalten sind, der sich in Moskau bis in die späten 1950er-Jahre befand. Der Markt wurde 1792 von der Stadtverwaltung eingerichtet, aber schon seit alters her waren hier alle möglichen Dinge verkauft worden. Den Planungen gemäß wurden typengleiche Einkaufspassagen aus Backstein gebaut, deren Hauptdekoration die Arkaden der Galerien bildeten. Wegen seiner Form eines gleichschenkligen Dreiecks war der Markt ziemlich ungewöhnlich für Moskau. Er war etwa einen Hektar groß und befand sich zwischen der Friedrich-Engels-Straße (ehemals Irininskaja-Straße), der Ladoshskaja-Straße und der Wolchowski-Gasse. Im Innenraum wurde ein Platz für den Verkauf von kleineren Waren eingerichtet. Auch in den umliegenden Straßen und Gassen gab es viele verschiedene Geschäfte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Markt ein reger Handelsort. Hier konnte man Heu und Brennholz, Milch, Quark, Brot, Wurst und Gemüse kaufen. Im Frühjahr wurde in großer Menge junger Spargel, die Lieblingsdelikatesse der Deutschen, angeboten. In den mehrstöckigen Gebäuden waren Tavernen, Uhrengeschäfte und Gasthäuser untergebracht. Es gab sogar ein deutsches Volkshaus. Die für Moskau untypische Gestaltung der Häuser, beispielsweise die großen Fensterläden einiger Geschäfte und Wurstläden, unterschieden diesen Stadtteil stark von anderen. Die Inneneinrichtung der Läden mit deutschen weißen Keramikfliesen ließ die Geschäfte wie sterile Zahnarzträume aussahen und war ebenfalls außergewöhnlich. Viele Moskauer erinnerten sich noch lange daran, dass die Milch hier in besonderen Porzellanflaschen verkauft wurde, auf denen eine kobaltblaue oder goldene Aufschrift mit dem Namen der Verkäuferfirma stand. Viele Gebäude des Deutschen Marktes wurden Mitte der 1980er-Jahre abgerissen. Einige Marktgebäude sind auf der sogenannten Strelka erhalten geblieben, der Verbindung zwischen der Friedrich-Engels-Straße und dem Spartakowskaja-Platz.

Friedrich-Engels-Straße, Moskau 1983 © https://pastvu.com/p/143278

Das zweistöckige Haus Nr. 23, Gebäude 1 mit einem Torbogen zum Hof ist das „Wohnhaus der Familie Jakowlew und W. Trusow mit Kaufläden“. Die Fassade wurde 1825 erbaut, das Haus selbst gilt als das erste Steingebäude in der Gegend der Deutscher-Markt-Strelka. Das „Gebäude der Kaufläden“ bei Nummer 25, Bau 3 wurde 1863 errichtet. Ursprünglich war das ein einstöckiges Gebäude mit großen Rundbogenfenstern, einem Torbogen und Fassaden im Stil des Spätklassizismus. Die historische Gestaltung der Fassade ist bis heute erhalten geblieben: Große Schaufenster wurden teilweise ausgebaut und kleinere Fenster eingefügt; der Torbogen wurde zugemauert, an seiner Stelle wurde die Haustür eingebaut; außerem wurde das Gebäude im 20. Jahrhundert in zwei Stockwerke unterteilt.

Die Moskauer Hausfrauen waren zu allen Zeiten sehr begeistert von dem Deutschen Markt wegen seiner niedrigen Preise und guten Qualität der Lebensmittel. In den 1950er-Jahren wurde der Markt an einen neuen Ort in der nahe gelegenen Nemetskaja-Straße, heute Baumanskaja-Straße, verlegt. Interessant ist, dass in der Sowjetzeit zwei Straßen neben dem Deutschen Markt zu Ehren deutscher Kommunisten umbenannt wurden: Die Irininskaja-Straße wurde nach Friedrich Engels benannt und die Staraja-Basmannaja-Straße nach Karl Marx.

Standortinformationen

Deutscher Markt
Moskau, Friedrich-Engels-Straße 23–27
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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