Die Evangelisch-Lutherische Kirche St. Peter und Paul

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Die Evangelisch-Lutherische Kirche St. Peter und Paul © Batanai Schamu

Im Jahre 1817 erwarb die lutherische Gemeinde das Gehöft der Familie Lopuchiny in der Starosadski-Gasse. Mit Hilfe des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und der Unterstützung des russischen Kaisers Alexander I. begann im Juni des nächsten Jahres der Umbau des Hauses in eine Kirche. Am 18. August 1819 wurde die Kathedrale eingeweiht und im Februar 1837 erklang dort zum ersten Mal Orgelmusik. Im Mai 1843 fand in der Kirche ein Konzert von Franz Liszt statt.

Viele Großindustrielle und Bankiers gehörten zur lutherischen Gemeinde. Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Mitgliedzahl auf mehr als 6.000 Menschen und es wurde beschlossen, die Kathedrale zu erweitern. Der Ausbau wurde nach den Plänen von Alexander Meinhardt, einem Architekten deutscher Herkunft, im neogotischen Stil ausgeführt. Die Umbauten endeten im Januar 1862. Ein Jahr später wurde die Glocke, ein Geschenk von Kaiser Wilhelm I., in den Turm gehoben. Im Jahr 1892 kaufte die Gemeinde bei der bekannten deutschen Firma E. F. Walcker eine neue Orgel mit 42 Registern, die damals zu den besten Konzertinstrumenten zählte.

Die Gottesdienste wurden auf Deutsch, Lettisch und Estnisch abgehalten. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts umfasste die Gemeinde 17.000 Menschen, darunter 14.000 Deutsche. Wieder musste die Kirche erweitert werden. 1903 vertraute der Kirchenvorstand das Projekt einem Architekten deutscher Herkunft an: Viktor von Kossow, einer der Erbauer der Christus-Erlöser-Kathedrale.

Seitenansicht der Kirche St. Peter und Paul © Batanai Schamu

1918 bekam die Kirche den Status der lutherischen Kathedrale Russlands und danach der gesamten Sowjetunion. Bald jedoch begannen die Verfolgungen aller Gläubigen, unabhängig von ihrer Religion. Viele wertvolle Gegenstände dieser reichen Kirche wurden beschlagnahmt. Die Gemeinde wurde immer kleiner, da die Menschen Angst hatten, in die Kirche zu gehen. Im November 1936 wurden der Pastor Alexander Streck und die Mitglieder des Kirchenvorstandes festgenommen. Es fanden keine Gottesdienste mehr statt.

1937 wurde in der Kathedrale das Kino Arktika eröffnet. 1941 wurde die Orgel ins Nowosibirsker Opernhaus gebracht, dort in Dekorationen und Altmetall zerlegt. Das Gebäude wurde später zum Filmstudio Diafilm umfunktioniert. Vor den Weltfestspielen der Jugend und Studenten im Jahre 1957 wurde auch die Turmspitze abgebaut.

Anfang der 1990er-Jahre begann der Wiederaufbau der Kirche. Am 4. September 1991 hielten Bischof Kalnins und Pastor Stefan Räder den ersten Gottesdienst im Vorführraum des Filmstudios ab: an dem Platz, an dem sich jetzt die Orgel befindet. Seit dieser Zeit werden jeden Sonntag Gottesdienste abgehalten. Im Jahr 1992 wurde Gunnar von Schlippe der erste ständige Pastor der Gemeinde.

Nachdem Mitte des Jahres 1997 das Studio Diafilm auszog, erhielt die Kirche all ihre Räume zurück. In der Hauptkathedrale wurde eine Kapelle für 200 Menschen eingerichtet, die am ersten Sonntag im Oktober 1998 eingeweiht wurde. Am 30. November 2008 fand die Einweihung der erneuerten Kathedrale statt. Im Januar 2010 wurde der Turm wiederaufgebaut, dessen Höhe 62 Meter beträgt.

Heutzutage werden hier Gottesdienste, klassische Konzerte und musikalische „Nächte in der Kathedrale“ veranstaltet. Die Kirche hat eine einzigartige Orgel, die 1898 von der Firma Wilhelm Sauer, einer der größten Orgelbaufirmen Deutschlands, angefertigt wurde. Diese Orgel erhielt die Kirche von der lutherischen Michaelskirche in Moskau, die sich im Bezirk der Radio-Straße befindet. Nach der Schließung der Kirche 1928 erklang die Orgel noch bis 1972 in der Feuerbestattungsanlage des Donskoi-Klosters. Jetzt kann man dieses alte Musikinstrument bei Gottesdiensten und Konzerten in der Kathedrale hören.

Standortinformationen

Die Evangelisch-Lutherische Kirche St. Peter und Paul
Moskau, Starosadski-Gasse 7/10
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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