Die ehemalige Konschina-Villa

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Die ehemalige Konschina-Villa © Aleksandr Pimenov

1865 wurde die Stadtvilla von einem Millionär gekauft, dem Miteigentümer einer großen Weberei in Serpuchow: Iwan Nikolajewitsch Konschin. Nach dessen Tod 1898 erbte seine Frau das riesige Vermögen im Wert von mehr als zehn Millionen Rubel. 1910 beschloss die 72-Jährige, ihr Haus komplett umzubauen und beauftragte den deutschstämmigen Architekten Anatolij Ottowitsch Gunst damit.

Die ehemalige Konschina-Villa © Aleksandr Pimenov

Anatolij Ottowitsch Gunst wurde 1858 in Moskau in der Familie von Russlanddeutschen aus Kasan geboren. Sein Vater war ebenfalls Architekt. 1882 absolvierte Gunst die Moskauer Fachschule für Malerei, Bildhauerei und Baukunst. 1886 gründete er die Klassen der Schönen Künste für Frauen und Männer, die beispielsweise von dem Architekten F. Schechtel, dem Maler I. Lewitan und dem Bildhauer S. Wolnuchin unterrichtet wurden. Gunst selbst lehrte Pyrographie (Brandmalerei) und gab einen Aquarellkurs. Zusammen mit J. B. Wachtangow gründete Gunst eine Theatergruppe – das Studio der dramatischen Kunst, ein Vorgänger des Wachtangow-Theaters. Außerdem schuf er die Moskauer Gemeinschaft für Künstler und Fotografen und war Mitglied der Weltgemeinschaft für Fotografen. Seine Arbeiten wurden bei der Weltausstellung in Paris mit begehrten Preisen ausgezeichnet. Seit 1917 war Gunst Schauspieler des Maly-Theaters und wohnte in seinem eigenen Haus in der Starokonjuschenni-Gasse. Bestattet wurde er auf dem Wagankowoer Friedhof in Moskau.

Konschina-Villa_Archivfoto © https://pastvu.com, https://um.mos.ru (Projekt «Usnaj Moskvu» ("Erkunde Moskau")

Gunst verwandelte das Haus der Witwe Konschina in eine der nobelsten Villen Moskaus. Im Haus wurde ein Wintergarten mit verglastem Ausbau und Lichtkuppel eingerichtet. Marmor und massives Glas stammten aus Italien, Bronzedekorationen und Marmorskulpturen aus Paris. Die Decke schmückten viel Stuck und fantasievolle Leuchten, auf dem Fußboden war Mosaikparkett verlegt, im Badezimmer Sanitärtechnik aus England montiert. Für die Raucher waren „Männerkabinetts“ mit gemütlichen Sofas und gedimmtem Licht vorgesehen. Das Haus war mit allem Komfort der damaligen Zeit ausgestattet: Wasserleitung, Abwassersystem, Ventilation und eine spezielle Einrichtung zum Aufwärmen von Bettlaken.

Nach dem Tod der Hausherrin 1914 erbten ihre Verwandten das Haus. 1916 wurde es an den Unternehmer und Banker A. I. Putilow verkauft. Nach der Revolution wurde dessen gesamtes Vermögen beschlagnahmt. Im Jahre 1922 wurde aus der Villa das „Haus der Gelehrten“. In den 1930er-Jahren entstand ein graues Gebäude als Anbau nach einem Entwurf der Gebrüder Wesnin. Im ehemaligen Wintergarten befindet sich jetzt ein Restaurant, im Haus werden Konzerte, Konferenzen und Foren durchgeführt.

Standortinformationen

Die ehemalige Konschina-Villa
Moskau, Pretschistenka-Straße 16/2
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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