Gedenktafel für Sonderumsiedler – Opfer der Repressalien der 1930er- bis 1950er-Jahre

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Gedenktafel für Sonderumsiedler – Opfer der Repressalien der 1930er- bis 1950er-Jahre © Matz Lidiya

In der Zeit der Massenrepressalien von 1937 bis 1938 sowie der Repressionen gegen bestimmte Nationalitäten (darunter auch Deutsche) war Tjumen eine Transitbasis für die weitere Entsendung von Exilanten in den Norden oder Osten des Landes.

Zahlreiche Wolgadeutsche durchquerten Tjumen auf dem Weg durch die Steppen Kasachstans und durch Ostsibirien. Die umfangreichste Zwangsumsiedlung war mit dem berüchtigten Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Umsiedlung von in den Wolga-Regionen lebenden Deutschen“ vom 28. August 1941 verbunden, wonach die Autonome Republik der Wolgadeutschen liquidiert und eine vollständige Deportation von Deutschen aus der Autonomen Republik durchgeführt wurde.

Gedenktafel für Sonderumsiedler – Opfer der Repressalien der 1930er- bis 1950er-Jahre © Matz Lidiya

Zu diesem Zweck wurden die Truppen des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten (NKWD) im Voraus in das Gebiet der Autonomen Republik gebracht. Die Deutschen wurden angewiesen, sich innerhalb von 24 Stunden auf die Umsiedlung vorzubereiten und mit einem begrenzten Vermögen an den Sammelstellen anzukommen. Sie wurden in weit entlegene Gebiete Sibiriens, Kasachstans und Zentralasiens gebracht. Gemäß dem Dekret wurden rund 446.480 Sowjetdeutsche von September bis Oktober 1941 deportiert.

In der Region Omsk (der Tjumen bis 1944 angehörte) kamen 83.516 Deutsche an, von denen 31.890 in die Gebiete der heutigen Region Tjumen umgesiedelt wurden. Der größte Teil der Bevölkerung wurde nach Uspenka, Bogandinskoje, Winsili gesendet, obwohl deutsche Familiennamen heute auch in anderen Siedlungen der Region Tjumen zu finden sind. Erst 1955 wurden die Einschränkungen deportierter Deutscher, der sich aus dem rechtlichen Status der Sonderumsiedler ergab, aufgehoben. 1964 wurde durch das Dekret des Präsidenten des Obersten Sowjets der UdSSR die deutsche Bevölkerung vollständig rehabilitiert und 1972 folgte ein neues Dekret, wonach die Deutschen in die Wolga-Region zurückkehren durften. Sie waren die letzten, die aus dem sibirischen Exil freigelassen wurde.

Gedenktafel für Sonderumsiedler – Opfer der Repressalien der 1930er- bis 1950er-Jahre © Matz Lidiya

Es ist somit kein Wunder, dass am 28. Oktober 1997 auf Initiative der Tjumener Stadtgesellschaft für Opfer politischer Repressalien und der Kommission für Wiederherstellung der Rechte rehabilitierter Opfer politischer Repressalien bei der Stadtverwaltung von Tjumen eine Gedenktafel am Schulgebäude №38 auf Kosten der Inspektion für Schutz und Nutzung historischer und kultureller Denkmäler in Tjumen angebracht wurde.

Die Tafel ist aus Labradorit und misst 0,5 x 0,65 Meter. Die Inschrift lautet: „Als Erinnerung an die Sonderumsiedler – Opfer von massenhaften Repressalien von 1930 bis 1950. Lasst euer tragisches Schicksal eine Lehre für alle Lebenden sein!“

Standortinformationen

Gedenktafel für Sonderumsiedler – Opfer der Repressalien der 1930er- bis 1950er-Jahre

Tjumen, Kemerowskaja Str., 1B (am Schulgebäude Nr. 38)

Kooperationspartner

Überregionale gesellschaftliche Organisation „Jugendring der Russlanddeutschen“ (JdR)

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AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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