Kaufhaus TSUM

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Eingang ins historische TSUM-Gebäude © Batanai Schamu

Das angesagte Einkaufszentrum „TSUM“ ist aus drei Gebäuden zusammengesetzt: dem historischen (vorrevolutionären) Gebäude, dem Gebäude aus der sowjetischen Zeit und dem modernen Anbau. Seinen aktuellen Namen erhielt das Einkaufszentrum in der Sowjetzeit: In jeder größeren Stadt der Sowjetunion gab es ein zentrales Universalgeschäft, das abgekürzt TSUM genannt wurde – nach den ersten Buchstaben der vollständigen Bezeichnung des Kaufhauses im Russischen. Das historische Gebäude des Kaufhauses wurde 1908 vom deutschen Architekten Roman Iwanowitsch (Robert Julius) Klein erbaut. Er wurde 1858 in Moskau geboren und stammt aus der Familie des in Preußen geborenen reichen Kaufmanns Julius Johannes Klein. Der talentierte Architekt hat mehr als 60 einzigartige Gebäudeprojekte realisiert, von denen viele noch heute die russische Hauptstadt schmücken.

Der Auftraggeber des Gebäudes war die Firma Moore und Merilis, die Mitte des 19. Jahrhunderts von den Schotten Andrew Moore und Archibald Merilis in St. Petersburg gegründet worden war. Zunächst beschäftigten sich die Geschäftspartner mit Großhandelslieferungen von englischen Spitzen und Textilien aus dem Britischen Weltreich. Dann zogen sie nach Moskau um und im Jahre 1885 öffneten sie an der Kusnetski-Brücke ein großes Damenhut- und Kurzwarengeschäft. Bald darauf kaufte das Unternehmen ein eigenes Gebäude auf dem Theaterplatz an der Stelle des heutigen TSUM-Gebäudes.

Das alte TSUM-Gebäude am Theaterplatz © Batanai Schamu

1908 baute Roman Klein ein neues siebenstöckiges Gebäude mit gotischen Details. Es wird angenommen, dass bei dem Bau dieses Gebäudes zum ersten Mal überhaupt in Moskau Stahlbetonkonstruktionen verwendet wurden, ähnlich denen, die beim Bau der Wolkenkratzer in New York benutzt wurden. Die Innenausstattung des Geschäfts war ebenfalls bahnbrechend: Es gab einen Auskunftsdienst, einen Warteraum, zwei Aufzüge und ein Restaurant. Es war das erste Einkaufszentrum in Russland für Menschen aus der Mittelschicht, in dem man fast alles außer Lebensmittel kaufen konnte: Hier gab es Damen- und Herrenbekleidung, Schmuck, Parfum und Kinderspielzeug.

Im Kaufhaus konnte man die Ware sogar per Post bestellen: Was heutzutage viele Markenhersteller anbieten, war damals eine Innovation. Viermal im Jahr wurde ein Produktkatalog erstellt, den das Unternehmen mit Stoffmustern kostenlos an alle Interessenten versandte. Die Lieferungskosten (innerhalb des europäischen Teils Russlands) übernahm die Firma. Diese Leistung war jedoch nur dann verfügbar, wenn der Bestellwert 50 Rubel oder mehr betrug.

Nach der Revolution wurde das Geschäft verstaatlicht, 1922 erhielt es den Namen Mostorg und 1933 wurde es in TSUM umbenannt. Dem zentralen Universalgeschäft waren eigene Fabriken zugeordnet, die Waren nur auf Bestellung des Kaufhauses herstellten. Heute ist das TSUM ein multifunktionales Einkaufszentrum, in dem auf einer Fläche von 70.000 Quadratmetern Boutiquen und Geschäfte mehr als 1.500 verschiedene Marken anbieten. Zu jeder Saison präsentiert die Weltprominenz hier ihre neue Warenkollektion.

Standortinformationen

Kaufhaus TSUM
Moskau, Petrowka-Straße 2
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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