Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege)

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Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow

Zur Elektrifizierung von Sankt Petersburg und Moskau gründeten die Gebrüder Siemens zusammen mit der Deutschen Bank und einer Reihe russischer Banken die „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“. Sie wurde zum ersten Full-Service-Energieunternehmen in Russland, das in den Bereichen der Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Stromenergie tätig war. Nach einer Reihe erfolgreicher Projekte zur Beleuchtung von Verkaufshallen und Privathäusern wurde der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“ am 19. August 1888 durch einen Erlass des Innenministers die Genehmigung erteilt, mit der Verlegung eines Kabelnetzes zur Beleuchtung von Moskau zu beginnen.

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow

An der Ecke der Georgiewskij Gasse und der Bolschaja Dmitrowka Straße, auf den Grundstücken des Heiligen Synods, dem einstigen Standort des aufgehobenen Klosters Georgiewskij, begann der Bau des ersten zentralen Kraftwerks. Für seinen Bau wurden 800 Tausend Rubel bereitgestellt, was damals eine ansehnliche Summe war. Mit dem Gebäudeentwurf wurde der Architekt Wladimir Scher beauftragt. Der Bau erfolgte auf der Grundlage eines Vertrages mit der Stadtverwaltung, nach dem der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“ auch das Recht eingeräumt wurde, entlang der Straßen unterirdische Stromkabel zu verlegen. Der Legende nach wurden die alten Zellen des Klosters Georgiewskij, das der Gasse seinen Namen gab, für das Gebäude des ersten Moskauer Stadtkraftwerkes umgebaut. In der Tat hat der Architekt Wladimir Scher ein separates Gebäude in der Bauart aus dem 17. Jahrhundert, geprägt durch die historische Atmosphäre der Georgiewskij Gasse, entworfen und gebaut.

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Alexandr Pimenow

Im Dezember 1888 erzeugte das Kraftwerk Georgiewskaja seinen ersten Strom. Die ursprüngliche Ausstattung des Kraftwerks bestand aus vier Dampfmaschinen mit Leistung von jeweils 200 PS und sechs Kesseln, die Sattdampf bei 10 Atmosphären erzeugten. Aufgrund seiner Lage lieferte das Kraftwerk Energie für die Beleuchtung des Stadtzentrums. Es erzeugte Gleichstrom von 120 Volt und versorgte private Verbraucher – Hotels, Geschäftszentren, Passagen, Theater und wohlhabende Haushalte – in einer Entfernung von etwa einem Kilometer. Die größten Verbraucher waren das Bolschoi- und das Maly-Theater sowie die Moskauer Universität an der Mochowaja-Straße.

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege) © Siemens Fotoarchiv

Mit der Zeit überstieg die Nachfrage nach Strom die Kapazitäten des Kraftwerks Georgiewskaja. Dessen Unterhaltung erforderte tägliche Wasserzufuhr in großen Mengen, und zum Anschluss von neuen Kunden wurden weitere Motoren und Kessel benötigt, für die es im Gebäude an der Bolschaja Dmitrowka bloß nicht genug Platz gab. Im Jahre 1895 betrug die jährliche Stromleistung 870 Tausend kW/h bei 800 Verbrauchern und 25.000 Glühbirnen. Die Kapazität des Kraftwerks Georgiewskaja hat somit ihre Grenze von 1.500 kW erreicht.

Es wurde klar, dass dringend ein leistungsstärkeres Kraftwerk gebaut werden musste. So begann der Bau des Kraftwerks Rauschskaja, und 1899 wurde das Kraftwerk Georgiewskaja stillgelegt. Nach der Abschaffung wurden die Räumlichkeiten des Kraftwerks als Geschäftsräume genutzt. Später wurden in diesem Gebäude Ausstellungen und elektrotechnische Kongresse abgehalten, und 1995 wurde dort die Moskauer Staatliche Ausstellungshalle „Malyj Manege“ eröffnet. Interessanterweise wurde die Sicherheitsalarmanlage für das restaurierte Gebäude von Siemens hergestellt, einem ehemaligen Aktionär der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886“.

Standortinformationen

Kraftwerk „Georgiewskaja“ (Malyj Manege)

Moskau, Novyj Manege, Georgiewskij Gasse, 3

Projektpartner

Siemens

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