Polizeikrankenhaus und Haass-Denkmal

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Polizeikrankenhaus: Eingang zum Hof © Batanai Schamu

Vor dem Gebäude des ehemaligen Polizeikrankenhauses steht ein Denkmal zu Ehren der herausragenden Persönlichkeit des Arztes und Philanthropen Fjodor Haass. Es wurde im Jahr 1909 errichtet und durch öffentliche Spenden finanziert. Der Konstrukteur des Denkmals, der berühmte russische Bildhauer N. Andrejew nahm wegen der guten und selbstlosen Taten des Arztes kein Geld für seine Arbeit. Die Einweihung des Denkmals fand in Gegenwart von Direktoren der Moskauer Behörden und prominenten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens statt. Bei der Verkündigung des ewigen Gedenkens an Fjodor Haass sanken alle Anwesenden auf die Knie.

Friedrich Joseph Haass wurde im August 1780 in Bad Münstereifel als Sohn einer Apothekerfamilie geboren. Er studierte an den Universitäten in Köln und Jena und promovierte an der Universität Göttingen als Doktor der Medizin. 1802 (nach anderen Quellen 1806) überzeugte Fürst Repnin Doktor Haass nach Russland zu kommen. Der junge begabte Arzt lenkte die Aufmerksamkeit der Witwe von Paul I. auf sich, der Kaiserin Maria Feodorowna, die ihn zum Chefarzt der Pawlowskaja-Klinik (Pauls-Krankenhaus) ernannte. In den Jahren 1809 und 1810 reiste Haass viel und beschrieb die damals noch unbekannten Mineralquellen in Staraja Russa, Mineralnyje Wody, Kislowodsk, Pjatigorsk und Scheleznowodsk. Die Quelle Nr. 23 in Essentuki wird immer noch Haass-Quelle genannt.

Hof des Krankenhauses © Batanai Schamu

Um 1825, 1826 wurde Haass zum Hauptarzt von Moskau ernannt: Er ließ alle Krankenhäuser sanieren und die von Mäusen und Ratten geplagten Apothekenlager restaurieren. Auf seine Initiative wurden dorthin Katzen gebracht, die sogar in Apotheken und Arztpraxen eingesetzt waren. Der Doktor wurde Mitglied des Gefängnisschutzkomitees, dann einer der Direktoren und auch Sekretär dieses Komitees, und 1829 wurde er Chefarzt aller Moskauer Gefängnisse. Von diesem Moment an widmete sich Haass ausschließlich der Wohltätigkeit und der Hilfe zur Verbesserung der Lage der Gefangenen. Der Doktor hielt sie für höchst rechtlos und benachteiligt. Er war sicher, dass genau sie, diese hoffnungslosen Menschen und Verbrecher, christliche Hilfe benötigten. Mit großen Schwierigkeiten gelang es Haass, für die Häftlinge erhebliche Verbesserungen zu schaffen: Einige grausame Strafen wurden abgeschafft, Fesseln leichter gemacht, die Bedingungen für die Verbannung nach Sibirien erschwert.

Im Jahre 1844 wurde auf Initiative des Doktors auf dem ehemaligen Moskauer Grundstück das Polizeikrankenhaus für Obdachlose und Kranke eröffnet, das die Moskauer Haass-Krankenhaus nannten. Der Doktor lebte dort bis zum Ende seiner Tage und bewohnte zwei Zimmer im zweiten Stock. Das Krankenhaus war für 150 Betten ausgelegt, und etwa 30.000 Patienten wurden dort von Haass behandelt. Der Doktor war während des Arbeitstages höchst beschäftigt: Er wachte gegen sechs Uhr auf, trank einen Aufguss aus Johannisbeerblättern und betete. Von 6:30 Uhr bis 9 Uhr hatte er Sprechstunde, dann fuhr er in das Untersuchungsgefängnis in Worobjowy Gory, um 12 Uhr aß er Brei und fuhr ins Butyrskaja-Gefängnis. Danach besuchte er die Krankenhäuser, für die er zuständig war. Am Abend ging er in die Peter-und-Paul-Kirche in der Miljutinski-Gasse, aß Brei auf Wasserbasis ohne Salz und Zucker zum Abendessen, kehrte dann in sein Krankenhaus zurück und hatte noch eine Sprechstunde bis 23 Uhr. Er gab sein ganzes Geld für Wohltätigkeit aus. Infolge dieser philanthropischen Aktivitäten besaß er eines Tages selbst nichts mehr: Das Haus, die Tuchfabrik, der Kutschwagen und die Pferde wurden verkauft. Der Doktor starb hier am 16. August 1853. Der Sarg mit seiner Leiche wurde für viele Kilometer auf Händen vom Zentrum Moskaus zum Wwedenskoje-Friedhof getragen, gefolgt von zwanzigtausend Menschen verschiedener Ränge und Stände. Im Mai 2018 wurde Haass in der katholischen Kirche seliggesprochen, der Prozess der Seligsprechung dauerte 20 Jahre.

Haass-Denkmal © Batanai Schamu

Nach dem Tod von Haass im Jahr 1853 erhielt sein Nachfolger Dr. Schaikewitsch im Krankenhaus durch private Spenden ein Bett „namens F. Haass“. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Klinik Alexander-Krankenhaus genannt zu Ehren des Kaisers Alexander III. Nach der Oktoberrevolution wurde es im Geist der neuen Zeit in Krassnosowjetskaja-Krankenhaus umbenannt. Seit 1920 befand sich dort das Metschnikow-Institut für Infektionskrankheiten, von 1924 bis 1959 das Institut für Arbeitshygiene und Berufskrankheiten und anschließend wurde dort das Forschungsinstitut für Hygiene und Krankheitsprävention von Kindern und Jugendlichen untergebracht. Die Gebäude gelten als Baudenkmal von föderaler Bedeutung.

Standortinformationen

Polizeikrankenhaus und Haass-Denkmal
Moskau, Mali-Kasjonni-Gasse 5, Gebäude 4, 5, 14
 

In Kooperation mit dem AOV „Internationaler Verband der deutschen Kultur“

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